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Popstar Lady Gaga posiert hier bei den American Music Awards 2013 auf einem Pferd.

© dpa

Neue Task Force soll Weltverband reformieren: Der Papst und Lady Gaga retten die Fifa

Eine neue Task Force soll die Fifa reformieren und tagt nun erstmals. Doch der Sinn des Gremiums scheint ebenso dubios wie die Besetzung.

Nun sollen also der Papst und Lady Gaga die Fifa retten. Der Pontifex und der Popstar könnten dem Weltfußballverband und seinen Funktionären künftig Reformen vorschlagen oder zumindest ausgefallenere Outfits. Ins Spiel gebracht hat sie François Carrard. „Ich könnte an sie herantreten, wenn es mich amüsiert“, hat der Vorsitzende der neuen Task Force der Fifa jüngst gescherzt. Die beiden werden dennoch nicht dabei sein, wenn sich Carrard und sein Reformgremium an diesem Mittwoch und Donnerstag erstmals in Bern treffen. Aber überraschen würde es wohl auch nicht mehr.

Zu absurd wirken dafür die Bemühungen der Fifa, sich trotz aller Skandale reformwillig zu geben. Carrards Task Force soll bis zur Präsidentenwahl im Februar 2016 Vorschläge für Reformen erarbeiten und umsetzen. Am Donnerstag um 14 Uhr soll es eine erste Pressekonferenz in Bern geben. Aber die Gruppe liefert wohl nur das neueste Feigenblatt auf einem Haufen längst verwelkter Blätter mit Ideen, die nie oder nur halbherzig umgesetzt wurden. Auch am neuesten Erneuerungsversuch der Fifa bestehen Zweifel, vor allem am Sinn.

Die Task Force soll vor allem die Sponsoren beruhigen

Es fängt bereits beim Namen an. Als das Exekutivkomitee der Fifa bei seiner Sitzung am 20. Juli überraschend ein neues Gremium ankündigte, war noch von einer Task Force „Reformen“ die Rede. Mittlerweile heißt die Gruppe Reform-Kommission. Offenbar fand der Vorsitzende Carrard, das klinge besser. An Ideen für Verbesserungen mangelt es eigentlich nicht bei der Fifa. Schon 2011 sollte eine externe Governance-Kommission neue Strukturen schaffen, der Vorsitzende Mark Pieth trat aber nach zwei Jahren zurück. Dass die Idee mit der Task Force nun eher spontan entstand, zeigt, dass Domenico Scala erst einen Tag zuvor davon erfuhr. Der oberste Finanzaufseher der Fifa hat selbst eine Liste mit Reformen erstellt, die er am 20. Juli der Fußballweltregierung vortrug. Die Begeisterung der Zuhörer hielt sich in Grenzen. Den Vorsitz der Task Force, von der er selbst gerade erst erfahren hatte, lehnte Scala ab.

Francois Carrard (r.) leitet die neue Task Force der Fifa
Francois Carrard (r.) leitet die neue Task Force der Fifa

© AFP

Die Fifa-Sponsoren hätten angeblich auch auf einem unabhängigeren Kandidaten bestanden. Die Task Force soll vor allem die großen Geldgeber beruhigen, die sich nach den jüngsten Skandalen um ihr Image sorgen und selbst zwei Vertreter in das Gremium entsenden wollten. Doch da sich die Kommission nach Proporz zusammensetzt – zwei Mitglieder pro Kontinent – dominieren die üblichen Verdächtigen, mit Betonung auf verdächtig. Drei aktuelle Exko-Mitglieder sind dabei und viele Funktionäre mit großer Nähe zum alten Fifa-Klüngel. Auch Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino wird vor allem die Interessen der Europäer und Michel Platini vertreten, der ja als Fifa-Präsident kandidiert. Sogar die Größe des Gremiums ist unklar, erst hieß es elf Mitglieder, dann 14, dann zwölf.

Der Vorsitzende Carrard verteidigt Fifa-Präsident Blatter

Am Ende einigte man sich auf François Carrard als unabhängigen Vorsitzenden von außen. Der 77-jährige Schweizer gilt als Topjurist und ist doch keiner von außen. Er ist eng mit der Sportwelt verbandelt, beriet viele Verbände in Krisen, vor allem das Internationale Olympische Komitee. Dem IOC half er als Generaldirektor, die Korruptionsaffäre um die Winterspiele 2002 in Salt Lake City zu überstehen. Ob er nun die Fifa erneuern kann?

In einem Interview mit der Zeitung „Le Matin Dimanche“ verteidigte Carrard erst einmal Fifa-Präsident Joseph Blatter. „Ich sage es in aller Unabhängigkeit: Dieser Mann wird ungerecht behandelt“, sagte er über seinen Landsmann. Und kündigte an, zusätzlich zur Task Force noch ein weiteres Beratungsgremium einzuberufen. Über dessen Besetzung wolle er allein entscheiden, siehe Papst und Lady Gaga. Aber bis zur nächsten Exko-Sitzung am 24. September werde es schwer, erste Ergebnisse vorzustellen, sagte er. Am Ende kommen wohl nur wieder die alten Reformideen: Amtszeitbegrenzung, Integritätschecks für Funktionäre und ein neu zusammengesetztes Exko. An heikle Themen wie Alterslimits oder die Abschaffung des Prinzips „Ein Land, eine Stimme“ wird sich auch Carrard nicht trauen. Es würde sich im Februar keine Mehrheit bei den Fifa-Mitgliedern finden, die sich damit selbst entmachten müssten. Das bleibt der Haken bei allen Reformideen.

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