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Er hat es geschultert. Kölns Trainer Peter Stöger lässt sich feiern.

© dpa

Neue Vernunft: Der 1. FC Köln steigt auf und ruft bescheidene Ziele aus

Der 1. FC Köln ist zurück in der Fußball-Bundesliga, da, wo er nach eigenem Selbstverständnis auch hingehört. Doch diesmal deutet vieles darauf hin, dass das für den FC so typische Chaos tatsächlich der Vergangenheit angehört.

Wenn die Euphorie am größten ist, dann sprudeln häufig die ehrlichsten Worte aus den Feiernden heraus. „Wenn wir nicht alle einen an der Waffel hätten, würden wir hier nicht spielen“, sagte Matthias Lehmann, als der Aufstieg des 1.FC Köln nach dem 3:1 gegen Bochum feststand. Der Klub vom Rhein ist zurück in der Fußball-Bundesliga, dort wo er nach eigenem Selbstverständnis ohnehin hingehört. Dabei ist es bereits der fünfte Aufstieg des FC, wie er im Rheinland genannt wird. Und doch deutet vieles darauf hin, dass das Chaos der Vergangenheit beendet ist.

„Jeder muss seine Arbeit seriös machen“, sagte Werner Spinner am Abend des großen Erfolges. Und dieser so einfache wie einleuchtende Satz des Klub-Präsidenten, der eigentlich eine Selbstverständlichkeit für die Verantwortlichen sein müsste, war dies lange Zeit nicht. Persönliche Eitelkeiten und individuelle Interessen hatten allen, die mit dem Klub zu tun hatten, schwer zu schaffen gemacht. In der Ära unter dem Präsidenten Wolfgang Overath, der vor zwei Jahren zurücktrat, wurden zudem mehr als 30 Millionen Euro Schulden angehäuft, in der unerfüllten Hoffnung, bald wieder zu den Besten der Bundesliga zu gehören.

Dieser frische Erfolg ist dagegen das Produkt einer neuen Geschlossenheit im Klub. Während sich Spinner intensiv um die zersplitterten Fangruppen kümmerte und diese wieder weitgehend auf eine Linie brachte, waren die im Sommer verpflichteten sportlich Verantwortlichen, Manager Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger, darum bemüht, der Mannschaft ein neues Gesicht zu geben. Zudem haben sie dem Klub, auch durch ihre eigene Zurückhaltung, Ruhe und Professionalität gegeben. Das ist nicht zuletzt daran zu erkennen, dass der sehr umtriebige Kölner Boulevard seit Monaten keine Skandalgeschichten mehr zu bieten hat. Das war in der Vergangenheit, selbst in Aufstiegsjahren, noch ganz anders.

Die Mannschaft hat nun auch eine längerfristige Perspektive

Die Mannschaft hat nun auch eine längerfristige Perspektive. Mit jungen, talentierten Spielern wie Jonas Hector (23), Yannick Gerhardt (20), Anthony Ujah (23), Kazuki Nagasawa (22), mit erstligaerfahrenen Profis wie Patrick Helmes (30), Daniel Halfar (26) oder Dominic Maroh (27). Und anders als in vergangenen Jahren haben sich ein Teamgedanke sowie ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis entwickelt. Jörg Schmadtke will die Mannschaft auch nur punktuell verstärken, um diese besonderen Errungenschaften nicht zu gefährden.

Auch die finanziellen Möglichkeiten sind vorhanden. Der Etat wird in der kommenden Spielzeit von rund 16,5 auf rund 25 Millionen Euro angehoben. „Hier kann was Großes entstehen, aber das wird nicht leicht“, sagt Stöger. Etwas „Großes“ bedeutet diesmal nicht, dass die Kölner wieder von der baldigen und unvermeidlichen Europapokalteilnahme träumen, sondern, dass sie sich erst einmal in der Bundesliga etablieren wollen. Richtgrößen sind nicht mehr etwa der FC Schalke 04 oder gar der FC Bayern, sondern Augsburg oder auch Mainz. Zwei Klubs, die es auch mit geringeren finanziellen Mitteln zu einem festen Bestandteil der Bundesliga geschafft haben.

Diese neue Bescheidenheit und realistische Selbsteinschätzung wird auch vom Publikum mitgetragen. Die Kölner können in der laufenden Zweitligasaison einen Besucherschnitt von rund 46 000 Zuschauern verbuchen. Die Fans erachten den eingeschlagenen Weg längst als gangbar.

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