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Neuer starker Mann. Der 62-jährige Brite Brian Cookson will die Strukturen im Radsport reformieren und sich im Antidopingkampf deutlich von seinem Vorgänger abheben.

© afp

Neuer UCI-Präsident: Brian Cookson: Das Rad neu erfinden

Viele Profi-Radsportteams begrüßen die Wahl von Brian Cookson als Nachfolger von Pat McQuaid und sehen in dessen Wahl ein gutes Signal für die Sponsorensuche und den Radsport. Doch auf den neuen UCI-Präsidenten wartet viel Arbeit.

Der Profiradsport steht vor einem Neuanfang. Geradezu euphorisch waren die Reaktionen auf den Sieg von Herausforderer Brian Cookson bei den Präsidiumswahlen des Weltradsportverbands. „Die Wahlen senden eine starke Nachricht, dass Sportfunktionäre, die die Rechte der sauberen Athleten und die Integrität des Sports nicht schützen, zur Verantwortung gezogen werden“, meinte Travis Tygart, Chef der US-Antidopingagentur Usada.

Auch bei einzelnen Teams wurde die Nachricht freudig begrüßt. Jochen Hahn, Chef von Team Stölting, der bei den Weltmeisterschaften in Florenz den achten Platz seines noch 19-jährigen Schützlings Silvio Herkatz im Straßenrennen der U23 feiern konnte, hält Cooksons Wahl für ein gutes Signal für die Sponsorensuche in Deutschland. „Dieser autoritäre Führungsstil und all die Dinge, die hinter verschlossenen Türen verhandelt wurden, haben uns die Sponsorensuche in der Vergangenheit nicht einfach gemacht. Jetzt wird das sicher besser werden“, sagte der Nachwuchstrainer, der schon Gerald Ciolek und Linus Gerdemann betreut hatte und in der übernächsten Saison mit seinem Rennstall den Status als Pro Continentalteam erreicht. Und auch Cookson betonte, den deutschen Radsportmarkt bei seinem Vertrauensgewinnungsprozess im Auge zu haben.

Pat McQuaid gelang es nicht, Brian Cookson zu diskreditieren

Im Kampf mit Pat McQuaid hatte er Führungsstärke bewiesen. Als die Delegierten der zahlreichen formalen Tricks müde waren, mit denen der Ire seine eigene Kandidatur zu begründen und den Gegner zu diskreditieren versuchte, schlug der Brite souverän die Abstimmung vor. McQuaid half nicht einmal mehr, den „Untergang des Radsports“ zu prophezeien, wenn die UCI durch seine Wahlniederlage den personengebundenen Sitz im IOC verliere. „Sie alle sind abhängig davon, dass der Radsport an Olympischen und Paralympischen Spielen teilnimmt. Um das zu sichern, muss die UCI beim IOC dabei sein“, hatte er den Delegierten gedroht und auf seine speziellen Kontakte zum neuen IOC-Präsidenten Thomas Bach verwiesen.

Wahlsieger Cookson versprach, „dem Radsport in den nächsten vier Jahren einen neuen Standard im Management zu verleihen, durch transparenten Antidopingkampf Vertrauen wiederherzustellen und Sponsoren und Fernsehstationen zur Rückkehr zu ermuntern“.

Trotz seiner hoffnungsvollen Worte verläuft die aktuelle WM noch in der Regie der alten Führung.

Trotz seiner hoffnungsvollen Worte verläuft die aktuelle WM noch in der Regie der alten Führung. Sie hat in Alejandro Valverde auch einen überführten Doper als einen der Top-Favoriten im Straßenrennen der Profis. Ihn und seinen spanischen Landsmann Joaquim Rodriguez wollen die Gastgeber im Verlauf der 272,26 Kilometer so zermürben, dass sie dem italienischen Kapitän Vincenzo Nibali nicht gefährlich werden können. Das deutsche Sextett wird versuchen, den Kampf dieser beiden Nationen möglichst ohne eigene Verluste zu überstehen. Es will im Finale mit der Doppelspitze aus John Degenkolb bei einer Sprintentscheidung und Dominik Nerz beim Ankommen einer kleinen Favoritengruppe in die Medaillenränge vorstoßen. Sollte am Ende doch Valverde zum Zuge kommen, wäre ein Triumph des juristisch überführten Dopingleugners für den erhofften Imagewandel im Radsport freilich Gift.

Brian Cookson muss nun beweisen, dass er unabhängig von Igor Makarow ist

Cookson muss nun beweisen, dass er unabhängig ist vom Ölmagnaten und Finanzier des Rennstalls Katusha, Igor Makarow. Der hatte den Wahlkampf Cooksons mitfinanziert. „Ich werde zu Igor Makarow das gleiche Arbeitsverhältnis wie auch zu den anderen Mitgliedern des Management Committees der UCI pflegen. Die Dopinguntersuchungen der Vergangenheit sollen von einer Instanz unabhängig von der UCI und ohne Ansehen der Person durchgeführt werden“, sagte er dem Tagesspiegel auf Nachfrage. Erst im Rückblick wird sich erweisen, ob die Renaissancestadt Florenz tatsächlich Stätte der Wiedergeburt des Radsports war.

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