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Schlägerbruch. Am Ende des zweiten Satzes gab Kerbers Racket auf. Foto: dpa

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Sport: Neustart mit einem Lächeln

US Open: Kerber verliert, glaubt aber endlich an sich

New York - Der Tag hatte schon wenig vielversprechend begonnen. Einer der Shuttlebusse, der die Spieler täglich von den Hotels in Manhattan hinaus nach Flushing Meadows und wieder zurück kutschiert, qualmte, und aus dem Motor schlugen kleine Flammen. Angelique Kerber war ratlos. Wie sollte sie jetzt zur Anlage kommen? Schließlich spielte sie doch am Abend bei den US Open ihr erstes Grand-Slam-Halbfinale. Aber die Mutter von Andy Murray und dessen Freundin Kim Sears waren genauso gestrandet und schlugen Kerber vor, sich per U-Bahn auf den Weg zu machen. „Das war vielleicht abenteuerlich“, sagte Kerber, „aber Andys Mutter hat alles mit Humor genommen.“ Leider war Judy Murray dann abends mit dem Match ihres Sohnes beschäftigt und fehlte Kerber als Aufmunterung auf der Tribüne. Aber daran hatte es nicht gelegen, dass für die 23 Jahre alte Kielerin der wunderbare Lauf in Flushing Meadows mit 3:6, 6:2, 2:6 gegen Samantha Stosur endete.

Obwohl sie nach Organisationspannen auf dem nur 6000 Zuschauer fassenden Grandstand spielen musste, beeindruckte sie die Kulisse. „Es war alles neu für mich und hat mich nervös gemacht“, sagte Kerber, „die Lichter, die vielen Menschen – ich war in den ersten drei, vier Spielen überall, aber nicht auf dem Platz.“ Irgendwann fing sich Kerber und konnte es doch genießen. „Ich habe Angie endlich mal auf dem Platz lächeln gesehen“, sagte Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner, „da ist mir wirklich das Herz aufgegangen.“ Denn das war immer Kerbers größtes Problem: Sie hatte stets viel gezweifelt und gehadert, nie so recht an ihr Potenzial geglaubt. Doch in New York ist der Knoten geplatzt: „Ich hatte hier fünf starke Matches und davor das Halbfinale in Dallas – für mich ist das jetzt ein Neustart.“

Und der kam für Kerber so gut wie in letzter Minute, denn sie rutschte im Ranking fast schon aus den besten 100 heraus, verlor ständig in den ersten Runden. „Vielleicht hat es ihr geholfen, dass Andrea Petkovic mit ihr trainiert hat“, vermutete Rittner, „jemand musste sie dazu bringen, dass sie an sich glaubt.“ Der Lauf hat Kerbers Ansprüche bereits verändert. Denn ab heute ist sie die Nummer 34 der Welt. „Wenn ich jetzt zu einem Grand Slam fahre, will ich in die zweite Woche kommen“, kündigte sie an.

Dieses Mal hatte Stosur Kerber noch ihre Grenzen zu einer Top-Ten-Spielerin aufgezeigt. Kerber gewann zwar den zweiten Satz, doch die Hoffnung verpuffte sofort zu Beginn des dritten Durchgangs, als sie schnell 0:5 hinten lag. „Die Punkte habe ich zu schnell weggegeben“, sagte Kerber. Sei sei „schon enttäuscht, aber ich freue mich über die großartigen zwei Wochen hier. Es wird nicht mein letzter Grand Slam gewesen sein.“ Petra Philippsen

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