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Nach dem Champions-League-Finale ist vor der Copa America: Fußball-Brasilien eilt derzeit von einem Großereignis zum nächsten - und will die letzte WM vergessen machen.

© afp

Neymar-Verehrung an der Copacabana: Brasilien im Champions-League-Fieber

In Brasilien drehte sich beim Finale der Champions League zwischen dem FC Barcelona und Juventus Turin alles um Superstar Neymar. Wie die Brasilianer Neymars Auftritt erlebten - Eindrücke direkt von der Copacabana.

Am Samstagabend um kurz vor sechs Uhr Ortszeit feiert Neymar dann doch noch auf der Copacabana. Elf Monate nach der Weltmeisterschaft, sie lief bekanntlich nicht ganz so gut für Brasilien im Allgemeinen und den Stürmer Neymar im Besonderen. Jetzt machen sie gemeinsam Party: Die Torcedores aus Rio de Janeiro in den unzähligen Bars am berühmtesten Strand der Welt und Neymar, über die riesigen Bildschirme aus Berlin dazu geschaltet.

Die Fügung des Schicksals will es, dass Barcelonas 23 Jahre junger Brasilianer spät in der Nachspielzeit das Tor schießt zum alles entscheidenden 3:1 im Finale der Champions League gegen Juventus Turin. Also blendet ihn die internationale Fernsehregie besonders häufig ein. Den Mann, der Brasiliens tragischer Held war 2014. In Nahaufnahme ist zu sehen, wie Neymar auf dem Rasen kniet und betet und weint wie nach seinem Wirbelbruch im WM-Viertelfinale gegen Kolumbien. Diesmal sind es Tränen der Freude, und passend dazu bindet er sich um die Stirn ein weißes Band mit der Aufschrift „100 % Jesus“.

Diesmal sind es Tränen der Freude: Neymar nach dem Erfolg in der Champions League.
Diesmal sind es Tränen der Freude: Neymar nach dem Erfolg in der Champions League.

© dpa

Vor ziemlich genau einem Jahr begann in Brasilien die WM, die dann vier Wochen später mit dem deutschen Triumph im Maracana von Rio de Janeiro zu Ende ging. Diesmal ist die Welt in Berlin zu Gast und der Weltmeister Deutschland schaut nur zu. Die Brasilianer haben es sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass ihr bester Fußballspieler nicht ganz unbeteiligt war am deutschen Scheitern im Halbfinale der Champions League. Neymar schoss im Halbfinale drei der fünf Barça-Tore in beiden Spielen gegen den FC Bayern, zwei mehr als Lionel Messi. An der Copacabana hat sich der ortsansässige Fanklub Penya Barcelonista Rio de Janeiro breitgemacht, stilsicher mit einer rot-blauen Fahne. Barça im Finale und dazu ein Brasilianer unter den Hauptdarstellern, das ist eine hübsch in den Sand gemalte Win-Win-Situation.

1:0 für den FC Barcelona durch Ivan Rakitic - Brasilien jubelt über Neymars Vorarbeit

Schon nach ein paar Minuten jubelt der Strand, weniger über Rakitics Führungstor denn über Neymars Vorvorarbeit dazu. Danach schießt er einmal knapp über das Tor und rutscht um ein paar Zentimeter an einer Flanke von Messi vorbei. Der Strand nimmt zur Kenntnis, dass Brasilien in Gestalt von Neymar ganz gut dabei ist in diesem Finale. In der Halbzeitpause läuft auf den Bildschirmen zweimal ein Werbespot mit Neymar für ein Mundwasser und einmal einer für eine Spielkonsole, auf der Brasilien das WM-Halbfinale 8:7 gegen Deutschland gewinnt. In Berlin geht es für Brasilien erst mal nicht so gut weiter. Juventus schafft durch Alvaro Morata den Ausgleich.

Langsam geht die Sonne unter, ein kühler Wind weht über die Copacabana und lässt die rot-blaue Fanklubfahne flattern. Rio erwärmt sich an Neymar. Spät in der Nachspielzeit hat er den Ball schon fast vertändelt und bekommt ihn doch noch mal zurück, was im Tor zum finalen 3:1 mündet. Die Avenida Atlantica gibt ein spontanes Hupkonzert und die Abordnung vom Penya Barcelonista Rio de Janeiro ordert eine neue Runde Bier.

Nach der Champions League ist vor der Copa America

Längst ist Dunkelheit gefallen über die Copacabana, aber die riesigen Flutlichtmasten an der Avenida Atlantica suggerieren einen nie enden wollenden Tag. Es ist Neymars Tag. Als einer der Letzten klettert er um kurz vor sechs Uhr Ortszeit die Treppe zur Ehrentribüne hoch, und noch bevor der Uefa-Präsident Michel Platini ihn herzt, prüft Neymar im Spiegelglanz des Siegerpokals, ob denn das „100-%-Jesus“-Stirnband auch richtig sitzt. Der Strand johlt und klatscht und stimmt sich schon mal ein auf den folgenden Tag. Auf das Spiel der Nationalmannschaft gegen Mexiko, einen ersten Test vor der Copa America, der in Chile ausgespielten Südamerika-Meisterschaft. Neymar wird erst am Montag bei der Seleção Brasileira erwartet, dann aber in der Form von Berlin. Brasilien und sein bester Fußballspieler haben in den kommenden Wochen noch etwas gutzumachen am berühmtesten Strand der Welt.

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