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Ngankam wechselt zum 1.FC Nürnberg: Der nächste Jugendspieler verlässt Hertha BSC

Nach Jerome Kiesewetter (zum VfB Stuttgart) verlässt auch Roussel Ngankam-Hontcheu Hertha BSC und wechselt zum 1.FC Nürnberg. Wie viele Spieler verlassen Hertha noch?

Herthas Jugendabteilung verliert das nächste große Talent. Roussel Ngankam-Hontcheu wechselt von der U19 von Hertha BSC ablösefrei zum 1.FC Nürnberg. Beim Club erhält der Stürmer einen Profivertrag bis zum 30.Juni 2015. „Wir hatten Roussel schon länger beobachtet, seine Leistung im DFB-Junioren-Vereinspokal-Halbfinale der Club-U19 gegen Hertha BSC war das i-Tüpfelchen, ihn zu verpflichten“, sagte 1. FCN-Trainer Dieter Hecking, der bei der Partie anwesend war und bei dem Ngankams starke Leistung bleibende Erinnerung hinterlassen hat. In dem Spiel war Herthas U19 hundert Minuten in Unterzahl und kam trotz zweifachen Rückstandes weiter. Roussel Ngankam erzielte in der 89. Minute den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. Am Ende konnte sich Hertha im Elfmeterschießen durchsetzen. Ein weiterer Grund für Ngankams Verpflichtung waren seine Auftritte in den Nachwuchsteams des DFB. „Wir verfolgen seit langem die Spiele der Jugend-Auswahlmannschaften des DFB, um Ausschau nach Talenten zu halten, die wir im eigenen Nachwuchsleistungszentrum noch nicht entdeckt haben“, verriet Dieter Hecking. Ngankam ist seit der U15 deutscher U-Nationalspieler und sorgte dort für viel Aufsehen. „Unser Hauptaugenmerk liegt in der Ausbildung unserer eigenen Talente. Sollte uns darüber hinaus ein Spielertyp auffallen, der uns fehlt, bemühen wir uns natürlich um eine Verpflichtung. Dies war bei Roussel der Fall“, sagte Martin Bader, Vorstand Sport & Öffentlichkeitsarbeit beim 1. FC Nürnberg. „Ich möchte mich beim 1. FC Nürnberg weiterentwickeln und das Vertrauen, das mir mit der Verpflichtung entgegengebracht wird, mit guten Leistungen zurückgeben“, sagte Roussel Ngankam zu seinem Wechsel nach Nürnberg. Es sei „eine Ehre, einen Lizenzvertrag zu erhalten“, ergänzte der 18-Jährige, der im April gegen Frankreich sein Debüt in der U19-DFB-Elf von Horst Hrubesch feierte. Ngankam soll die komplette Vorbereitung mit der ersten Mannschaft des 1.FC Nürnberg bestreiten.

Herthas aktueller A-Jugend-Jahrgang ist stark besetzt

Ngankam ist ein schneller Stürmer, der auch alle Positionen im offensiven Mittelfeld bekleiden kann. Er weiß seinen Körper  auch gegen größere und körperlich stärkere Spieler einzusetzen. Zudem hat er einen sehr harten, platzierten Schuss und kann sich auch im eins gegen eins durchzusetzen. Ngankam kann mehrere Positionen spielen Lutz Kirchhof, Vorsitzender von Herthas Fußball-Amateurabteilung, hatte zu der Situation der Jugendspieler vor kurzem im Tagesspiegel Stellung bezogen: „Man hat lange Zeit nicht mehr mit den Spielern gesprochen. Nach dem Motto: Reisende soll man nicht aufhalten. Das Schlimme ist, dass wahrscheinlich viele Spieler geblieben wären, wenn man mit ihnen gesprochen hätte.“ Michael Preetz stellte seine Meinung  in demselben Artikel klar: Keiner der abgewanderten Spieler kommt für die nächste Saison für die Profis in Frage. Die Abgänge „beunruhigen mich daher nicht“. Doch warum nicht? Der VfB Stuttgart hat vor kurzem mit Jerome Kiesewetter ebenfalls einen hochveranlagten Spieler aus Herthas U19 unter Vertrag genommen. Jetzt holt sich eine Mannschaft, die sechs Plätze- und elf Punkte besser war als Herthas erste Mannschaft mit Ngankam den nächsten Spieler aus Herthas Talenteschmiede. War der Wechsel von Richard Strebinger (zum SV Werder Bremen II) noch nachvollziehbar, da er den Konkurrenzkampf gegen Philip Sprint verloren hatte, bleiben bei Ngankams Wechsel  Zweifel. Denn Ngankam ist trotz seiner erst 18 Jahre in seiner Entwicklung schon recht weit. In neun U-Länderspielen erzielte er immerhin sechs Tore .Auch in der A-Jugend-Bundesliga war Ngankam sehr erfolgreich. In insgesamt 31 Spielen erzielte er dort 20 Tore. Noch erstaunlicher war, wie schnell er sich an den Männerfußball zu gewöhnen schien. In nur vier Spielen für Herthas U23 erzielte der in Bafang (Kamerun) geborene Stürmer drei Tore. Ngankam und Kiesewetter sind aber nicht die einzigen talentierten Spieler in Herthas U19. Denn der aktuelle Jahrgang der A-Junioren ist sehr gut besetzt. Dabei kam der U19 zugute, dass es bei der zweiten Mannschaft in der Regionalliga Nord um nichts ging, weshalb alle Leistungsträger im entsprechenden Alter zurück in die U19 beordert wurden. Das zahlte sich aus. Hertha stand im DFB Pokalfinale der A-Junioren gegen den SC Freiburg (1:2), gewann das Berliner Pokalfinale gegen Tennis Borussia Berlin (2:1) und steht in der DFB Meisterschaftsendrunde im Halbfinale gegen den FC Bayern München. Viel mehr kann eine Mannschaft in einer Saison nicht erreichen. Honoriert wird all das nicht.

Stefan Bröhl

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