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Größtes deutsches Talent seit Jahren. Leon Draisaitl.

© dpa

NHL-Draft - Leon Draisaitl: Wer bekommt den „German Gretzky“?

Am Freitag beginnt in der National Hockey League (NHL) der Draft. Der Kölner Leon Draisaitl wird dabei so hoch gehandelt, wie kein Deutscher vor ihm.

Viele Kanadier haben ein übertrieben enges Verhältnis zum Eishockey. Das weiß Leon Draisaitl nach zwei Jahren in der Provinz Saskatchewan. Bei den Prince Albert Raiders wird der Kölner in der Western Hockey League, einer der weltbesten Juniorenligen, als kommender Superstar gehandelt. Mit 18 Jahren.

Am Freitagabend findet in Philadelphia der so genannte „Draft“ der National Hockey-League (NHL) statt. Es erscheint als sicher, dass Draisaitl in der ersten Runde gezogen wird, sich also früh ein NHL-Team die Rechte an dem jungen Profi aus Deutschland sichert. In jedem Fall wird er wohl so hoch gedraftet werden wie kein Deutscher zuvor - bislang ist hier Olaf Kölzig Spitzenreiter, der Torwart wurde 1989 von den Washington Capitals an Position 19 gezogen. Als erstes Team dürfen sich die Florida Panthers einen Spieler aussuchen - möglich also, dass Draisaitl kommende Saison in Miami spielt.

Leon Draisaitl kann nämlich einfach schon alles. Wenn der Center am Puck ist, geht das oft schlecht aus für den Gegner. Er seziert das Spiel schneller als andere, zaubert Rückhandpässe – auch schon mal durch die eigenen Beine – wie kaum ein anderer. So hat er sich in Kanada den Spitznamen „The German Gretzky“ erspielt. Nicht ohne, so ein Vergleich mit dem einst weltbesten Eishockeyspieler.

Aber womöglich bremst das „German“ den Druck etwas aus, schließlich kommen ja wenig Weltklassespieler aus Deutschland. Einer davon hat sich nun im Fall Draisaitl zu Wort gemeldet. Marco Sturm, der über 1000 Mal in der National Hockey-League (NHL) im Einsatz war. Er halte den Vergleich mit Wayne Gretzky für „völlig überzogen“ und „einen Gefallen tut man Leo damit nicht“, sagte Sturm.

Wenn sich Marco Sturm da nicht täuscht. Leon Draisaitl wirkt unerschüttert, wenn die Sprache auf die enormen Erwartungen an ihn kommt. Sollen sie doch reden, die Kanadier, der Sturm und sonst wer. „Der Hype ist mir egal. Ich weiß, was ich kann. Und ich weiß, was ich nicht kann“, sagt Draisaitl. „Es ist doch einfach: Wenn ich eine Karriere in der NHL machen will, dann gehört es dazu, dass ich mit dem Gerede und den Geschichten klarkomme.“ Was den Draft betreffe, sei er entspannt: „Ich kann nichts beeinflussen.“

Schon kommende Saison sollte Leon Draisaitl in der NHL spielen

In der kommenden Saison wird Leon Draisaitl aber wohl in der NHL auflaufen, bei seiner schon jetzt starken Physis – bei 1,89 Meter wiegt er 90 Kilogramm – spricht wenig dagegen. Zumal er schon im Männerbereich üben durfte, in der Vorbereitung mit der Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft in Weißrussland. Und dann natürlich beim Turnier in Minsk, bei dem er ein Lichtblick in einem schwachen deutschen Team war und immerhin auch ein Tor im letzten Gruppenspiel gegen die USA erzielen konnte.

Er kann schon mal üben. Leon Draisaitl (rechts) beim Interview in Philadelphia vor dem NHL-Draft.
Er kann schon mal üben. Leon Draisaitl (rechts) beim Interview in Philadelphia vor dem NHL-Draft.

© AFP

Der Sprung nach Kanada mit nur 16 Jahren ist Draisaitl nicht immer leicht gefallen. „Meine Familie vermisse ich natürlich schon. Aber ich spiele eben sehr, sehr viel Eishockey und habe kaum Zeit, an etwas anderes zu denken.“ Er habe ja seit frühester Kindheit einem „Traum“. Dem stand in seinem Elternhaus, vorsichtig formuliert, nichts im Wege. Natürlich weiß Leon Draisaitl, wer 1992 beim olympischen Viertelfinalspiel der Deutschen gegen Kanada den prominentesten Penaltyfehlschuss des deutschen Eishockeys abgab. Damals musste sogar die Tagesschau warten, bis der Puck exakt auf der Torlinie ausgetrudelt war.

„Ja, den Schützen kenne ich sehr gut“, sagt Leon Draisaitl und lacht. Er könne mitfühlen, wie es in seinem Vater ausgesehen habe. Vater Peter, zuletzt Trainer beim tschechischen Klub HC Budweis, spielte 146 Mal für Deutschland und ist für Leon Draisaitl erster Ansprechpartner, wenn es mal – was kaum vorgekommen ist bis jetzt – auf dem Eis nicht so läuft. „Seine Tipps sind viel wert, er baut mich immer auf.“ Und muss sich trotzdem schon mal was anhören vom Sohn. Wie Kinder halt so sind. Den Vater zu ärgern, sei simpel. „Da erwähne ich einfach den Penalty von 1992“, sagt Leon Draisaitl, der schon mit 18 Jahren ein exzellenter Penaltyschütze ist.

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