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Kein Fan, nur Spieler. Während englische Fans an ihrem Image arbeiten, gibt es bei Teilen der Nationalelf noch gewissen Nacholbedarf. Dann kann man beinahe von Glück sprechen, dass Wayne Rooney (Foto) beim Spiel in Berlin fehlt.

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Brandenburg: Nicht alle sind Hooligans

Wie Fans der englischen Nationalmannschaft in Berlin versuchen, ihren Ruf zu verbessern

Wenn am morgigen Mittwoch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im Olympiastadion gegen England aufläuft, werden zahlreiche britische Fans in die Stadt kommen. Mindestens 7000 Anhänger der englischen Nationalmannschaft werden in der Hauptstadt erwartet. Bei vielen Berlinern löst das zunächst einmal Skepsis aus. Englandfans werden vor allem in Verbindung gebracht mit übermäßigem Bierkonsum und Schlägereien. Doch nur ein geringer Teil der britischen Fußballanhänger entspricht dem Klischee des klassischen „Hooligans“. Eine kleine Gruppe von Fans, versucht nun mit gezielten Aktionen, die negative Reputation der Briten im Ausland zu verbessern. Anlässlich des Länderspiels gibt es am heutigen Dienstag ein Match zwischen den Englandfans und dem Fanclub der deutschen Nationalmannschaft geben. Um 20 Uhr ist Anpfiff im Stadion Haselhorst in Spandau. Im Anschluss spielt eine ältere Sektion der Englandfans gegen das Filmteam von Sönke Wortmanns „Das Wunder von Bern“.

Mark Perryman, Leiter des offiziellen Fanclubs der englischen Nationalmannschaft, reist dem Team seit zwölf Jahren hinterher. Der Dozent für Sportwissenschaften erzählt, warum er sich für die Verbesserung des eigenen Rufs einsetzt: „Ich hatte einfach die Nase voll, dass immer die Bars geschlossen wurden, wenn wir kamen und wir von Polizeibeamten abgeriegelt wurden.“ Nach Berlin reist Perryman mit einer Gruppe von rund 50 Fans an, die nicht nur in jene bei Briten beliebten Kneipen, wie dem „Oscar Wilde“ an der Friedrichstraße einkehren wollen. Die Briten legen einen Kranz am Holocaust Mahnmal nieder und nehmen in der Grundschule am Brandenburger Tor am Englischunterricht teilnehmen.

Hauptaktion ist aber das Fan-Spiel. 2007 gab es das im Rahmen der Begegnung England gegen Deutschland im Londoner Wembleystadion. „Damals ist aus dieser Idee eine richtig große Geschichte geworden“, erinnert sich Bernd Wannenmacher von der Trautmann-Foundation, der Stiftung des ehemaligen Torhüters Bernd Trautmann, die die Einnahmen des Spiels bekommt. „Wir versuchen, das in Berlin zu wiederholen.“ Und Joachim Floryszak fügt hinzu: „Hier ist tatsächlich eine Fanfreundschaft entstanden, früher gab es nur Rivalität.“ Floryszak ist Initiator des „Wunder von Bern“-Filmteams, zu dem auch Regisseur Sönke Wortmann gehört, der aber in Berlin nicht dabei sein kann. „Solche Aktionen helfen, die Fanbeziehungen zu verbessern“, sagt Wortmann. „Die Engländer haben ja durch die WM 2006 auch viel über uns Deutsche hinzugelernt und waren überrascht wie lässig wir sind.“

Floryszak erzählt, wie er im Deutschlandtrikot nach dem Spiel im Wembleystadion ohne Probleme in einen anliegenden Pub gehen konnte. Das wäre vor ein paar Jahren noch unmöglich gewesen. „Die Gastfreundschaft der Deutschen hat viel verändert“, sagt auch Mark Perryman. 400 000 Englandfans waren zur WM in Deutschland. „Sie alle haben ein positives Bild mit zurückgebracht“, sagt Perryman, der nun Ähnliches für die Englandfans erreichen möchte.

Dafür ist noch einiges zu tun. Auf dem Breitscheidplatz werden morgen mehrere Tausend Englandfans erwartet – und natürlich rüstet sich die Polizei gegen Ausschreitungen von Hooligans. „Es gibt immer ein paar, die unbelehrbar sind“, sagt Perryman. „Aber wir merken, dass wir schon freundlicher empfangen werden.“ In Berlin soll dafür ein weiterer Schritt getan werden. Anke Myrrhe

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