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Sport: Nicht auf Augenhöhe

Zum Auftakt der EM verlieren die deutschen Handballer gegen Serbien und Montenegro 26:28

Koper. Nach dem Spiel schien bei Heiner Brand alles gesunken zu sein: Der Handball-Bundestrainer ließ den Kopf hängen, die Schultern, und auch die Spitzen seines Schnurrbarts zeigten traurig zum Boden. Vor allem aber sind seine Hoffnungen ein Stück abgesackt, mit der Handball-Nationalmannschaft endlich einen Titel zu gewinnen, den des Europameisters in Slowenien. 26:28 (10:12) verloren die Deutschen ihr Auftaktspiel in Koper. „Wir haben uns selber durcheinander gebracht“, sagte Brand, „uns hat die geistige Frische fast vollkommen gefehlt.“

Als die beiden Mannschaften aneinander vorbeiliefen, um sich zur Begrüßung die Hände zu schütteln, sah es für die Deutschen noch gut aus: Sie sind größer als ihre Gegner aus Serbien und Montenegro. Der einzige Serbe, der ihnen auf Augenhöhe begegnete, war Ivan Lapcevic. Er ist der deutschen Mannschaft bestens bekannt: Er spielt beim VfL Gummersbach in der Bundesliga. Ihre körperliche Unterlegenheit glichen die Serben jedoch durch ein energisches und konsequentes Abwehrverhalten aus.

Die Mannschaft von Trainer Heiner Brand dagegen fand erst allmählich ihren Rhythmus. Es dauerte fünf Minuten, bis sie ihr erstes Tor erzielte. Christian Schwarzer traf da zum 1:2. Und es dauerte 18 Minuten, bis sie zum ersten Mal ein gleichwertiger Spielpartner war. Zu diesem Zeitpunkt brachte Torsten Jansen die Deutschen zum ersten Mal in Führung, 7:6. Doch bis zur Pause rückten die Serben wieder die Verhältnisse zurecht: 10:12. Hätte nicht Torwart Henning Fritz sechs gefährliche Würfe abgewehrt, darunter einen Siebenmeter, die Deutschen hätten noch höher zurückgelegen.

Das Spiel stand auf dem Kopf, weil auch die das Mannschaftsgefüge der Deutschen verkehrt lief. Torsten Jansen, der auf der linken Seite den verletzten Stefan Kretzschmar ersetzen sollte, füllte diese Rolle voll aus. Drei wichtige Tore erzielte er bis zur Pause. dafür enttäuschte auf der rechten Seite Florian Kehrmann, den Trainer Brand noch als einen der weltbesten auf seiner Position gelobt hatte. Aus vielen Chancen machte Kehrmann bis zur Halbzeit nur zwei Tore.

Auch der Mannschaftskapitän ließ die gewohnte Souveränität vermissen. Markus Baur verwarf an seinem 33. Geburtstag gleich den ersten Siebenmeter. Als er seinen zweiten dann kurz vor der Pause verwandelte, war ihm die Erleichterung anzumerken. Doch er konnte in der zweiten Halbzeit die Wende nicht herbeiführen. Die Serben spielten schließlich nicht nur energisch, sondern auch sehr konstant. Ihre Führung betrug bis zur vor Schluss zwischen vier und sechs Toren. Einzig Jansen rüttelte die Deutschen immer wieder wach. Er erzielte insgesamt acht Treffer und war damit der beste Werfer. Als die Führung der Serben kurz vor dem Ende jedoch auf zwei Tore zusammengeschrumpft war, scheiterte auch er. „Wenn man so lasch ins Spiel geht, dann wird es sehr schwer“, sagte Trainer Brand hinterher. An der Einstellung habe es nicht gelegen, eher am fehlenden Durchsetzungsvermögen. Aus dem Rückraum kamen nur wenig Impulse. Volker Zerbe brachte es gerade mal auf zwei Treffer, Daniel Stephan erzielte immerhin fünf und war damit zusammen mit Kehrmann der zweiterfolgreichste deutsche Werfer. An diesem Freitag gegen Polen muss sich die Mannschaft vor allem im Angriff steigern, sich selbst und ihrem Trainer zuliebe.

Klaus Rocca

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