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Der gute Mensch aus Zürich. Fifa-Präsident Blatter (rechts) gibt sich in der Öffentlichkeit gern großzügig, wie hier bei der Einweihung eines Kunstrasenplatzes in Havana. Foto: dpa

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Sport: Nicht ganz sauber

Der Abschlussbericht zur ISL-Affäre entlastet Fifa-Chef Blatter, kritisiert ihn aber als „ungeschickt“.

Zürich - Es war ein Freispruch zweiter Klasse für Joseph Blatter und ein erzwungener endgültiger Abgang für João Havelange. Die Ethikkommission des Weltfußballverbands Fifa unter dem Vorsitz des Münchner Richters Hans-Joachim Eckert hat mit ihrem Abschlussbericht einen Schlussstrich unter die ISL-Bestechungsaffäre gezogen. Darin heißt es auch, dass der fast 97 Jahre alte Brasilianer Havelange am 18. April seinen Titel als Ehrenpräsident bei der korruptionsgeplagten Fifa abgegeben habe. Fifa-Präsident Blatter reagierte erleichtert, ist aber nicht ganz reingewaschen.

„Ich stelle mit Zufriedenheit fest, dass in diesem Bericht bestätigt wird, dass das Verhalten von Präsident Blatter unter keinerlei Fehlverhalten von Ethikregeln fallen konnte‘“, sagte der 77 Jahre alte Schweizer in einer Pressemitteilung. Die Fifa hatte zwischen 1997 und 2000 eine Reihe von Verträgen mit der inzwischen insolventen Schweizer Medien- und Marketingfirma ISL abgeschlossen. Dabei seien dreistellige Millionenbeträge in Schweizer Franken und US-Dollar als Entschädigung für die Fifa vereinbart worden, so der Bericht.

Laut Eckerts achteinhalbseitiger Erklärung „haben sich keine Hinweise ergeben, dass Präsident Blatter Provisionszahlungen von ISL, ihrem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Jean-Marie Weber oder von anderen erhalten hat“. Auch gebe es „keinerlei Anhaltspunkte“ dafür, dass der Fifa-Präsident für Schmiergeldzahlungen an seine langjährigen Mitstreiter Havelange, Ricardo Teixeira oder Nicolás Leoz verantwortlich gewesen sei.

Havelange hatte schon im Dezember 2011 wegen erwiesener Korruption aus dem IOC austreten müssen und war damit einem Ausschluss zuvorgekommen. Der Brasilianer hatte den Weltverband von 1974 bis 1998 angeführt und war danach zum Ehrenpräsidenten ernannt worden. Ihm wird in dem Dokument eine „moralisch und ethisch verwerfliche Handlungsweise“ vorgeworfen. Die „nicht unerheblichen Beträge“ seien zwischen 1992 und 2000 offenbar über Scheinfirmen gelaufen und heute als „Schmiergelder“ zu qualifizieren. Aus einem Gutachten geht hervor, dass die Annahme von Bestechungsgeldern durch Havelange, Teixeira und Leoz zum damaligen Zeitpunkt nach Schweizer Recht nicht strafbar war.

Die Schweizer Staatsanwaltschaft hatte Havelange nachgewiesen, dass er und sein ehemaliger Schwiegersohn Teixeira Schmiergelder in Höhe von etwa 20 Millionen erhalten haben. Teixeira war schon 2012 aus der Fifa-Exekutive zurückgetreten. Aus dem Führungszirkel verabschiedet hatten sich in jüngster Vergangenheit auch der wegen Korruption lebenslang gesperrte frühere Fifa-Vize Mohamed bin Hammam (Katar), Jack Warner (Trinidad und Tobago) sowie nun Nicolás Leoz (Paraguay).

Mit dem 30-seitigen Untersuchungsbericht des amerikanischen Chefermittlers Michael J. Garcia und der Erklärung Eckerts ist der Fall ISL „für die Ethikkommission abgeschlossen“. Auch Blatter kommt in dem Untersuchungsbericht aber nicht ganz schadlos davon. „Kritisch hinterfragt werden muss jedoch, ob Präsident Blatter in den Jahren vor dem Konkurs der ISL wusste oder hätte wissen müssen, dass die ISL an andere Fifa-Offizielle Zahlungen getätigt hat“, schreibt Eckert. Das Verhalten des Schweizers sei „ungeschickt gewesen“, da sich intern ein Aufklärungsbedarf aufdrängte.

Dass Blatter trotz seines fragwürdigen Verhaltens ungeschoren davonkommt, überrascht aber nicht. Eckert erklärte ausführlich, dass nur bestraft werden kann, was gegen die Ethikregeln verstößt. Vor 2004 gab es im Weltverband gar keine, die jetzt gültigen stammen von 2012. Blatter zeigte sich aber davon überzeugt, dass durch den von ihm angeregten Reformprozess der Weltverband jetzt über angemessene Mechanismen und Instrumente verfügt, um solche Affären in Zukunft zu verhindern. An der Fifa-Spitze bleibt dagegen einstweilen alles beim Alten. dpa

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