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Sport: „Nicht sehr amüsant“

Innenminister Schily über die Olympia-Querelen in Leipzig

Herr Schily, auf wie viel Prozent schätzen Sie noch die Chancen der Leipziger Bewerbung um Olympia 2012 ein?

Also, ich habe in letzter Zeit mit sportlichen Voraussagen eher Glück gehabt, beim WMEndspiel der Frauen-Nationalmannschaft zum Beispiel lag ich ziemlich richtig. Bei Leipzig bin ich ein wenig vorsichtiger, denn wir haben starke Mitbewerber. Aber die deutsche Bewerbung hat eine gute Chance. Natürlich könnte man denken, gegen die großen Städte wird es für Leipzig ein Kampf David gegen Goliath. Und wir wissen ja, wie die Sache ausgegangen ist.

Wie groß ist Ihre Enttäuschung über das chaotische Erscheinungsbild der Bewerbung?

Die britische Königin würde sagen: I’m not amused. Ich fand das auch nicht sehr amüsant. In der Geschäftsführung hat es Unregelmäßigkeiten gegeben, die durchaus ernster Natur sind. Deshalb haben wir Geschäftsführer Dirk Thärichen fristlos entlassen.

Wie geht es jetzt weiter?

Ich bin dafür, nach vorne zu schauen. Es hat bei der Aufsichtsratssitzung der Bewerbungsgesellschaft in Düsseldorf ein Gewitter gegeben. Nach einem Gewitter herrscht klare Luft; und dann ist auch die Sicht sehr gut. Und die Aussichten werden wieder besser.

Haben die Personalquerelen der Leipziger Bewerbung international geschadet?

Das ist natürlich ein unangenehmer Vorgang. Aber wir können das verkraften. Wir müssen jetzt das Konzept der Bewerbung in den Vordergrund rücken.

Ist die Struktur der Bewerbungesellschaft nicht falsch angelegt? Ständig gibt es Streit zwischen den Hauptgesellschaftern Nationales Olympisches Komitee, Land Sachsen und Stadt Leipzig …

Nein, das ist nicht so. Ich habe immer dafür plädiert, dass es einen Schulterschluss der Gesellschafter gibt. Sie dürfen sich nicht auseinander dividieren lassen oder darum konkurrieren, wer in der Öffentlichkeit besser wegkommt. Alle kommen nur gemeinsam gut weg. Wenn einer verliert, verlieren alle.

Glauben Sie, dass das alle verstanden haben?

Wir dürfen jetzt kein Schwarzer-Peter-Spiel betreiben, nach dem Motto: Wer ist an dem Unglück mit Herrn Thärichen am meisten schuld? Es wurde damals eine Fehlentscheidung getroffen mit der Berufung von Herrn Thärichen. Das kann passieren, man kann sich in einer Person täuschen. Jetzt ist es notwendig, die Dinge so zu gestalten, damit sich ein ähnlicher Unfall nicht wiederholt.

Werden Sie einen neuen Geschäftsführer als Repräsentanten der Bewerbung holen?

Das werden wir sehen. Die Gesellschaft ist handlungsfähig durch Geschäftsführer Mike de Vries. Nun werden wir uns umschauen, wie wir das neu ordnen und wer vielleicht als zweite Persönlichkeit gefunden werden kann. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in kurzer Frist jemanden gewinnen werden.

Was muss diese Persönlichkeit können?

Es kommt darauf an, dass sie Managementqualitäten hat und weiß, dass sie mit öffentlichem Geld umgeht. Neben einem Geschäftsführer kann es durchaus sinnvoll sein, Botschafter der Bewerbung zu finden. Eine ideale Kombination wäre natürlich eine Person, die internationales Renommee als Sportler und Qualitäten als sorgfältiger Geschäftsführer hat. Aber die ist nicht leicht zu finden.

Die Fragen stellte Robert Ide.

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