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Nico Rosberg: Ein Mann für gewisse Runden

Vier Jahre ist Nico Rosberg in der Formel 1. Mit 23 Jahren zählt er noch immer zu den jüngeren Fahrern. Auch wenn die ganz große Erfolge bisher ausbleiben: Nico Rosberg ist Formel-1-Weltmeister – im Training.

Von der Weltmeisterschaft ist Nico Rosberg auch im vierten Jahr seiner Formel-1-Zugehörigkeit noch ein kleines Stück entfernt. Momentan liegt der Williams-Pilot mit viereinhalb Punkten auf dem zehnten Rang. In einer Unterdisziplin ist Rosberg jedoch in dieser Saison auf dem besten Weg zum Titel: Wann immer ein Freies Training ansteht wie am Donnerstag zum Auftakt des Rennwochenendes rund um den Großen Preis von Monaco – Nico Rosberg fährt ganz vorn mit. 15 Freie Trainings gab es bisher in dieser Saison – achtmal führte Rosberg am Ende die Rundenzeitentabelle an.

Das wirft Fragen auf, zumal der 23-Jährige im Rennen selten über einen Kampfplatz um die letzten WM-Punkte hinauskommt. In der Vergangenheit haben kleinere Teams schon häufiger mit schnellen Runden im Training auf sich aufmerksam zu machen versucht, um Geldgeber zu akquirieren. Die Unterstellung solcher Intentionen fegt Rosberg jedoch sofort vom Tisch. „Das ist keine Mediensache, um Aufmerksamkeit zu bekommen, das haben wir nicht nötig.“ Das habe sogar einen negativen Effekt für ihn: „Alle denken: Du hast doch ein schnelles Auto, schläfst du dann im Qualifying und im Rennen?“

Die Trainingsstärke habe eher renn- als finanztaktische Hintergründe. „Wir sind einfach nur mit viel weniger Benzin unterwegs und deshalb viel leichter als alle anderen, weil wir zuerst aufs Qualifying abstimmen“, sagt Rosberg. Während die Konkurrenz im Training in der Regel vor allem am Rennsetup feilt, wollen Rosberg und Williams so sicherstellen, dass sie in der wichtigen dreigeteilten Qualifikation auch die letzte Runde erreichen und in die Top Ten kommen. Angesichts der großen Leistungsdichte in diesem Jahr erscheint das gar nicht so unvernünftig.

Völlig ohne monetäre Bedürfnisse ist Rosbergs Rennstall allerdings nicht. Es ist bekannt, dass Williams – eines der letzten unabhängigen Privatteams in der Formel 1 – mit finanziellen Problemen zu kämpfen hat. Da liegt der Verdacht nahe, dass Teameigner Frank Williams seinen Top-Piloten, den er selbst als sein „Kronjuwel“ bezeichnet, auf diese Weise auch möglichen Interessenten schmackhaft machen will, um dann nach der Saison eine angemessene Ablösesumme kassieren zu können.

Auch der Deutsche kokettiert längst offen mit einem Teamwechsel nach dieser Saison, obwohl sein Vertrag bei den Engländern noch bis 2010 läuft. Er fühle sich bei Williams wohl, sagt er, und „es wäre schön, wenn ich hier bleiben könnte“. Aber: „Ich schaue mir das jetzt an und mache mir ein Bild, welche Möglichkeiten für das nächste Jahr da sind.“

Bis dahin ist Rosberg erst mal „happy“, dass Williams auch nach der allgemeinen Aufrüstungsrunde in der Formel 1 nicht nach hinten durchgereicht wurde. „Das gibt mir Hoffnung, dass wir in der Entwicklung mithalten können. Das war in den letzten Jahren nicht unsere große Stärke.“ Im vorigen Jahr sei er um Platz 15 herumgefahren, „und ich hatte auch für dieses Jahr Schlimmeres befürchtet. Da ist der Frust dann nicht so groß, wenn ich immerhin um Punkte kämpfen kann.“

Damit will er sich aber bei seinem Heimrennen am Sonntag nicht zufriedengeben. „In Monaco gibt’s ein Feuerwerk“, kündigt der in Wiesbaden geborene und in Monte Carlo lebende Rosberg selbstgewiss an. „Unser Auto funktioniert dort traditionell sehr gut. Da gibt es mehr als nur ein paar Punkte.“ Erhöhte Aufmerksamkeit wären ihm und seinem Rennstall beim glamourösesten Grand Prix des Jahres dann auf jeden Fall garantiert. Es sollte sich also niemand wundern, wenn Nico Rosberg in Monaco ganz vorne landet – zumindest im Training.

Christian Hönicke

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