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Nico Rosberg, 24, startet am Sonntag in Istanbul in sein 77. Rennen als Formel-1-Fahrer. Obwohl Rosberg in seiner Karriere noch keinen Grand-Prix-Sieg einfahren konnte, kommt der Mercedes-Pilot in dieser Saison bereits auf 56 Punkte. Foto: dpa

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Nico Rosberg im Interview: „Ich bin auf Augenhöhe mit Michael“

Nico Rosberg über sein Standing bei Mercedes und die Zusammenarbeit mit Teamkollege Michael Schumacher.

Herr Rosberg, die Saison ist zu einem Drittel vorbei – sind Sie mit dem bisherigen Verlauf zufrieden?

Es ist okay. Ich bin nicht überglücklich, aber zufrieden. Intern ist es soweit gut gelaufen. Ich glaube, ich konnte mir im Team einen sehr guten Stand erarbeiten. Von den Resultaten her war unser Ziel natürlich, die WM zu gewinnen und davon sind wir im Moment schon ein Stück entfernt. Das ist bislang nicht so optimal gelaufen. Aber wir haben eine gute Basis, auf der man aufbauen kann.

Hatten Sie persönlich gehofft oder gar erwartet, dass es intern so gut für Sie läuft? Immerhin ist ihr Teamkollege kein geringerer als Michael Schumacher.

Nein, ich hätte natürlich nicht erwartet, dass ich im Vergleich zu ihm jetzt so viele Punkte mehr habe. Aber das ist nicht das Entscheidende, wenn man noch nicht an der Spitze ist. Ich möchte insgesamt vorne sein!

Das ärgert Sie mehr als alles andere?

Ja, schon. Nach den Tests war mir nicht bewusst, dass wir zur Spitze noch diesen Rückstand haben – und es wird schon ein bisschen dauern, bis wir ganz vorne dabei sind. Diesen Abstand kann man nicht über Nacht aufholen. Aber es ist ja noch eine Menge Zeit, es gibt durchaus die Möglichkeit, dass wir dann ab Mitte der Saison doch deutlich näher dran sind. Wir haben hier jetzt den neuen, verbesserten Luftschacht und auch sonst ein paar Neuerungen – wir machen schon kontinuierliche Schritte nach vorn.

Wie ist die Zusammenarbeit mit dem siebenmaligen Weltmeister Michael Schumacher?

Ich bin sehr positiv überrascht. Ich hatte da anfangs sicher einige Vorbehalte durch das, was man alles so gehört hat – manche Leute haben ja wahre Horrorszenarien entworfen. Aber das ist alles gar nicht wahr, im Gegenteil, wir arbeiten sehr gut zusammen.

Trotzdem haben Sie sich in Monaco für etwas bei ihm entschuldigt, was eigentlich gar nicht Ihr Fehler war …

Letztlich gab es durch ein Koordinationsproblem eine schwierige Situation, wodurch das Timing beim Wegfahren dafür sorgte, dass Michael durch mich unabsichtlich etwas aufgehalten wurde. Aber im Endeffekt war das auch alles halb so wild, Michael hat es halt in den TV-Interviews in erster Aufregung angesprochen und es wurde dann von den Medien aufgebauscht. Aber nachdem er verstanden hatte, was da wirklich passiert war, hat er es ja auch eingesehen und es war kein Problem mehr. Aber das ist auch alles nicht so wichtig für mich. Wichtig ist, dass ich auf der Strecke mit ihm auf Augenhöhe bin.

Durch ihre sportliche Leistung ist ihr Standing im Fahrerlager in den letzten Monaten merklich gestiegen. Spüren Sie das auch selbst?

Ja, ich spüre schon, dass einen die Leute etwas anders anschauen als früher – und natürlich ist das nicht schlecht für das Selbstbewusstsein. Andererseits ist mein Aktienwert im Moment auch nicht ganz so wichtig, ich habe einen langjährigen Vertrag hier. Da ist es wichtiger, tolle Resultate einzufahren.

Wie viel und in welchen Bereichen sind Sie heute besser als zu Beginn Ihrer Rennfahrerkarriere?

Die große Verbesserung liegt im Erarbeiten des Set-ups, um schneller fahren zu können – und sich entsprechend zu konzentrieren. Das ist ja zum Beispiel auch eine Stärke von Michael. Und da liegt eben auch mein großes Verbesserungspotenzial. Ich bin jetzt besser beim Entwickeln der Einstellungen, beim Verständnis der Elektronik, in meinem Fahrstil, den Möglichkeiten, die eine unterschiedliche Linienwahl bietet, setze mich mit all diesen Dingen gedanklich stärker auseinander. Rein fahrerisch brauchte ich mich gar nicht so zu verbessern.

Das Gespräch führte Karin Sturm.

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