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Sport: Nie mehr Spielball sein

Rummenigge und Hoeneß bremsen Beckenbauer aus und klären die Trainerfrage mit Hitzfeld

München. Es muss in der abgelaufenen Woche gewesen sein, irgendwann zwischen den Schlagzeilen „Dreht Kahn durch?" und „Hat Hitzfeld fertig?". Irgendwann in dieser Woche, als sich im Training Niko Kovac und Bixente Lizarazu prügelten und Torwart Oliver Kahn eine amouröse Verstrickung mit der Schlagersängerin Michelle nachgesagt wurde. Da setzten sich ein paar Männerfreunde zusammen und redeten. Uli mit Franz, Ottmar mit Uli, Franz mit Karl-Heinz, Ottmar mit Franz und so weiter. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ganz unaufgeregt stellte sich schon vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund Ottmar Hitzfeld vor die Presse und verkündete: „Ich weiß, dass ich auch am Montag noch Trainer sein werde." So selbstsicher und entspannt wie schon seit Wochen nicht mehr.

„Die Dinge sind intern geklärt worden“, sagte Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende der Bayern AG, am Samstag nach dem 2:1-Sieg gegen Borussia Dortmund. Diese Regelung der Dinge passierte auf eine ganz neue Art und Weise, hatten doch die Verantwortlichen (außer Franz Beckenbauer, aber das ist ohnehin ein Sonderfall) seit dem Champions-League-Aus von La Coruña konsequent geschwiegen. „An diese Art des Geschäfts wird man sich gewöhnen müssen“, sagte Rummenigge. „Wir werden nicht mehr Spielball der Medien sein, sondern werden unsere Arbeit zu Hause machen und nur dann an die Öffentlichkeit gehen, wenn wir etwas zu sagen haben.“

Ja, exakt so hat es Karl-Heinz Rummenigge formuliert „Spielball der Medien“. Und deswegen darf man wohl davon ausgehen, dass es bei den Gesprächen mit Beckenbauer es wohl weniger um die gemeinsame Linie ging, als darum, den Plauder-Kaiser in seinem Rededrang einzuschränken. Im klubinternen Machtgefüge ist die einstige Lichtgestalt längst von minderer Bedeutung. Nachdem nun Beckenbauer ruhig gestellt war, ging es Hoeneß und Rummenigge um Klärung der Trainerfrage. „Wir haben mit Hitzfeld in viereinhalb Jahren alles gewonnen. Da steht man auch in nicht so einfachen Stunden zusammen“, sagte Rummenigge.

Durchgesprochen wurde aber vielleicht die Lösung einer einvernehmlichen Trennung zum Saisonende. Ob das auch beschlossen wurde und Hitzfeld deshalb so erleichtert wirkte? Oder sprachen ihm Hoeneß und Rummenigge glaubhaft das Vertrauen auch für die fernere Zukunft aus? Man wird es wohl frühestens zum Saisonende erfahren. Und auch ein Bekenntnis zum Trainer kommt für Hoeneß nicht in Frage: „Es bringt nichts, einen Trainer zu schützen, indem man sich vor ihn stellt. Das ist das Spiel der Medien, das ich nie mehr mitmachen werde.“ So sprach der Manager im Deutschen Sportfernsehen.

Aus Wolfsburg meldete sich derweil ein früherer Mitarbeiter Hitzfelds . Stefan Effenberg sagt via „Bild am Sonntag“: „Ich würde Hitzfeld raten, noch mal alle gewonnenen Titel aufzuzählen und zu sagen: Danke, meine Herren, war nett mit euch, tschüs."

Detlef Dresslein

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