zum Hauptinhalt

Sport: Nie mehr typisch Afrika!

Togo versinkt im Chaos, Angola ergibt sich den einstigen Kolonialherren aus Portugal. Ghana verspielt die einmalige Chance, die von Skandalen gebeutelten Italiener zu packen, auch die Elfenbeinküste hat ihr erstes Spiel verloren.

Togo versinkt im Chaos, Angola ergibt sich den einstigen Kolonialherren aus Portugal. Ghana verspielt die einmalige Chance, die von Skandalen gebeutelten Italiener zu packen, auch die Elfenbeinküste hat ihr erstes Spiel verloren. Nach den ersten Vorrundenspielen steht es nicht gut um Afrika, von dem es hierzulande Weltmeisterschaft für Weltmeisterschaft heißt, es erhebe den Anspruch auf den Titel. Doch diesen Anspruch erhebt niemand, jedenfalls nicht in Afrika. Es gibt keine verbindende panafrikanische Fußballbewegung, so wie es auch keine europäische gibt. Der Fußball in der Elfenbeinküste hat mit dem in Togo so viel zu tun wie der schwedische mit dem serbischen, nämlich gar nichts.

Die derzeit besten afrikanischen Mannschaften sind Ägypten, Nigeria und die Elfenbeinküste, die beiden Erstgenannten haben sich nicht für die WM qualifiziert (so etwas soll Europa in Gestalt der Holländer auch schon mal passiert sein). Die Ivorer machten gegen den WM-Favoriten Argentinien ein großartiges Spiel und verloren nur denkbar knapp und unglücklich. Togo, das in den vergangenen Tagen so schön alle gängigen Vorurteile bestätigt hat, ist im Januar beim Afrika-Cup in der Vorrunde punktlos ausgeschieden. Auch für Ghana und Angola war dieses Turnier schon nach drei Spielen beendet.

Es passiert also nicht viel Unerwartetes, doch die Klischees sind nicht totzukriegen. Ein für allemal: Der typische afrikanische Fußballspieler ist nicht verspielt, zaghaft und taktisch unbedarft. Es gibt keinen typisch afrikanischen Fußballspieler. Wenige Stürmer bei dieser WM sind so wuchtig wie der Ivorer Didier Drogba, wenige Mittelfeldspieler sind so großartige Strategen wie der Ghanaer Michael Essien, und den verspieltesten Eindruck bei dieser WM hat bisher ein Schwede hinterlassen, Zlatan Ibrahimovic.

In manchen afrikanischen Ländern gibt es professionelle Strukturen, in anderen nicht. So ist es auch in Europa. In der vergangenen Saison spielten mehr ivorische als deutsche Nationalspieler in der englischen Premier League, die neben der Serie A in Italien und der Primera Division in Spanien zu den besten Ligen der Welt zählt. Es gibt eben gute Fußballspieler in Afrika und es gibt schlechte, wie es übrigens auch gute und schlechte Trainer gibt. Didier Drogba hat das Glück, bei der WM vom Franzosen Henri Michel betreut zu werden. Togo hat Otto Pfister.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false