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Eine Nummer zu groß: Die Füchse (links Kasper Nielsen) verlieren gegen den THW Kiel mit Steffen Weinhold.

© dpa

Update

Niederlage gegen THW Kiel: Füchse Berlin so chancenlos wie lange nicht mehr

In der Handball-Bundesliga haben die Füchse Berlin gegen den THW Kiel eine deutliche Niederlage erlitten: Der Angriffswucht des Deutschen Meisters hatten die Berliner nichts entgegen zu setzen.

Irgendwann hatte Dagur Sigurdsson dann doch ein Einsehen. Im Bundesliga-Spiel zwischen den Füchsen Berlin und dem THW Kiel lief die 40. Minute, als Sigurdsson seine Taktik zum wiederholten Mal über den Haufen warf. Angesichts des bisweilen zweistelligen Vorsprungs der Kieler war der Isländer frühzeitig Risiko gegangen: Über einen Zeitraum von mehr als 30 Minuten hatte er bei eigenem Ballbesitz seinen Torhüter zu Gunsten eines siebten Feldspielers geopfert, „aber das hat leider gar nicht geklappt“, sagte er später.

Fünf Mal durften die Spieler des deutschen Handball-Rekordmeisters sogar ins leere Berliner Tor werfen, und überhaupt waren sie viel zu clever, um sich von den taktischen Experimenten des Gegners aus dem Konzept bringen zu lassen. Entsprechend deutlich fiel das Ergebnis aus: 27:38 hieß es nach 60 Minuten aus Berliner Sicht, so chancenlos hatte man die Füchse schon lange nicht mehr gesehen, wenngleich THW-Coach Alfred Gislason relativierte: „Das war die mit Abstand beste Leistung meiner Mannschaft in dieser Saison.“ Füchse-Manager Bob Hanning stellte unabhängig davon fest: „Elf Tore Unterschied in einem Heimspiel – das kann nicht unser Anspruch sein.“

Die Berliner begannen extrem nervös in der mit 9000 Zuschauern zum ersten Mal in dieser Saison ausverkauften Max-Schmeling-Halle: Obwohl Rückraumspieler Paul Drux mit seinen dynamischen Bewegungen allein in den ersten zehn Minuten drei Zeitstrafen gegen den THW erzwang, konnten die Füchse diesen nominellen Vorteil nicht in Zählbares umsetzen, im Gegenteil. „In dieser Phase hätten wir viel mehr machen müssen“, sagte Sigurdsson.

"Elf Tore Unterschied in einem Heimspiel – das kann nicht unser Anspruch sein."

Stattdessen übernahmen die Kieler die Initiative: Keine 48 Stunden nach ihrem Champions-League-Spiel im weißrussischen Brest erspielten sie sich schnell einen soliden Vorsprung (6:2/12.), weil sie in der Defensive wesentlich aggressiver zupackten als die Füchse und hinter ihrer offensiven 5-1-Formation einen starken Rückhalt in Torhüter Johan Sjöstrand hatten. Auf der Gegenseite erwischte Silvio Heinevetter einen ziemlich gebrauchten Tag und bekam kaum ein Körperteil an die Geschosse der Kieler.

Nach einer Auszeit beim Stand von 3:9 hatte Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson schließlich ein Einsehen mit seinem Nationalkeeper, für Heinevetter kam Petr Stochl. Angesichts des beständig wachsenden Rückstands seines Teams löste sich Sigurdsson auch frühzeitig von seinen ursprünglichen taktischen Plänen, der Isländer erhöhte das Risiko und opferte seinen Schlussmann bei eigenem Ballbesitz zu Gunsten eines siebten Feldspielers. Mit überschaubarem Erfolg: zur Pause drohte den Berlinern ein ähnliches Debakel wie am letzten Spieltag der Vorsaison. Seinerzeit waren sie mit 23:37 untergegangen, was wiederum dazu führte, dass der THW Kiel mit einer um zwei Tore besseren Tordifferenz den Meistertitel vor den punktgleichen Rhein-Neckar Löwen gewann.

Ganz so übel wie vor ein paar Monaten fiel das Ergebnis allerdings doch nicht aus. „Meine Mannschaft hat in den letzten 20 Minuten vorbildlich gekämpft und sich nicht aufgegeben“, analysierte Sigurdsson. Allein: Sie fand zu keinem Zeitpunkt ein Mittel gegen beständig gute und als Team sehr ausgeglichene Kieler, bei denen sich zehn Feldspieler in die Torschützenliste eintrugen. „Jetzt müssen wir es am Mittwoch besser machen“, sagte Sigurdsson noch. Dann spielt sein Team daheim gegen Aufsteiger Erlangen.

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