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Berlins Sören Brandy (l) im Zweikampf mit Paulis Marcel Halstenberg.

© dpa

Update

Niederlage im Zweitligaspitzenspiel: Union verliert 1:2 beim FC St. Pauli

Sie wollten einen großen Schritt in Richtung Aufstieg machen. Doch am Abend musste sich der 1. FC Union Berlin beim FC St. Pauli geschlagen geben.

Der Duft! Dieser Duft! „Auf St. Pauli riecht es anders“, hat Mario Eggimann gesagt. Der Verteidiger des 1. FC Union meinte damit die Mischung aus Tabak und Marihuana, die bei Heimspielen des FC St. Pauli oft in der Luft liegt. Auch am Montagabend wehte sie von der Fankurve zeitweise durch das Stadion Am Millerntor. St. Paulis Fans zelebrierten einen aufregenden Fußballabend auf ihre Weise und feierten den 2:1 (0:0)-Sieg ihrer Mannschaft gegen den 1. FC Union. Die Berliner mussten damit einen Rückschlag im Kampf um den Aufstieg zur Bundesliga hinnehmen. St. Pauli zog in der Tabelle an Union vorbei und ist nun Vierter, Union liegt auf Platz sechs. Zwei Minuten vor Schluss gelang Fin Bartels der entscheidende Treffer für St. Pauli.   

Zu Beginn war Union die bessere Mannschaft. Die Berliner kontrollierten in der Anfangsphase das Mittelfeld, Baris Özbek und Benjamin Köhler verteilten klug den Ball. Das sah gut aus, war aber nicht effektiv. In den Strafraum der Gastgeber kam Union jedenfalls lange nicht. St. Paulis Torhüter Philipp Tschauner hüpfte in seinen mintgrünen Torwartdress und den orangenen Schuhen auf und ab, immer wieder zog er seine Knie beim Springen an die Brust. Nur nicht kalt werden! Auch Unions Daniel Haas versuchte sich hin und wieder mit gymnastischen Übungen. Ins Geschehen eingreifen mussten die beiden Torhüter erst nach knapp einer halben Stunde. Zuerst war Tschauner dran. Nach einer Ecke wehrte er einen Kopfball des Berliners Fabian Schönheim zu kurz ab und hatte Glück, dass Mario Eggimann im Nachsetzen nicht richtig an den Ball kam. St. Pauli schien diese Aktion zum Wachwerden gebraucht zu haben. Kurz darauf spielte Florian Kringe einen wunderbaren Pass mit dem Außenrist direkt in den Lauf von John Verhoek. Der konnte Daniel Haas im Berliner Tor auch überwinden, aber Fabian Schönheim stoppte den Ball gerade noch vor der Linie. Lebhafter ging es auf den Rängen zu. Die 29063 Zuschauer im ausverkauften Stadion sangen und schrieen nach Leibenskräften und sorgten für eine stimmungsvolle Kulisse. St. Pauli nutzen die leidenschaftlichen Gesänge ihrer Fans wenig, der Mannschaft war nach drei Heimniederlagen in Folge die Verunsicherung deutlich anzumerken.

Daran sollte sich auch zu Begin der zweiten Halbzeit nichts ändern. Union war die aktivere Mannschaft und hatte jetzt auch Torchancen. Mit wuchtigen Schüssen versuchten es Simon Terodde und Marc Pfertzel. Pure Kraft versprach keinen Erfolg, also versuchte es Torsten Mattuschka mit Gefühl. Nach seinen feinen Pass hätte der freistehende Benjamin Köhler eigentlich schon zur Führung einschießen müssen aber Tschauner wehrte wieder ab. Der Führungstreffer für den 1. FC Union fiel dann nach der anschließenden Ecke. Kopfball Kreilach, Parade Tschauner, Abstauber Terodde – Tor.

Aber es war wie nach der Doppelchance in der ersten Halbzeit. St. Pauli reagierte sofort. Ein missglückter Abwehrversuch der Berliner Verteidigung gelangte an der Strafraumgrenze vor die Füße von Sebastian Schachten. St. Paulis Mittelfeldspieler zirkelte den Ball aus der Drehung mit links ins Tor. Der Stadionsprecher konnte und wollte seine Verwunderung nicht verbergen. Er rief: „Ich weiß gar nicht mehr wie man ein Heimtor ansagt.“ Am 11. November hatte er zum letzten Mal einen Treffer am Millerntor verkünden dürfen. Jetzt war es das, was sich die Zuschauer schon in der ersten Halbzeit erhofft hatten: ein echtes Spitzenspiel. Beide Mannschaften zeigten, dass sie in die Bundesliga wollen, mit viel Tempo ging es rauf und runter. Dem Sieg näher war jedoch St. Pauli. Marcel Halstenberg schoss, nein er donnerte einen Freistoß aus 35 Meter Entfernung an den Posten. Glück für Union!

Zehn Minuten waren noch zu spielen, da setzte der eingewechselte Martin Dausch zum Dribbling an, aber sein anschließender Schussversuch war kein Problem für Tschauner. Mattuschka knallte den Ball volley an die Latte, auf der Gegenseite rettete Haas gegen Verhoek. Als sich Halstenberg aber links durchsetzte und in die Mitte zu Bartels passte, war Haas machtlos.

Auf der Tribüne hissten einige St. Pauli-Fans nun eine Fahne. Sie war braun und hatte in der Mitte ein grünes Marihuana-Blatt als Aufdruck. Die Anhänger in der Kurve schienen darin eine Aufforderung zu sehen. St. Pauli riecht anders. St. Pauli feiert anders.     

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