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Sport: Niemals ein Problem mit "dem Schwierigen"

Stars von gestern: Christian Kuhnke - alte Tennis-Freundschaften rosten nichtVON THOMAS ZELLMER BERLIN.Ganze zwei Zeilen verschwendet der Sport-Brockhaus an einen großen deutschen Tennisnamen.

Stars von gestern: Christian Kuhnke - alte Tennis-Freundschaften rosten nichtVON THOMAS ZELLMER BERLIN.Ganze zwei Zeilen verschwendet der Sport-Brockhaus an einen großen deutschen Tennisnamen.Vor einem erbetenen Gespräch, und sei es nur für ein paar Minuten per Telefon, wehrt die Kanzlei-Sekretärin desselben großen Namens ab.Durchaus verbindlich im Münchener Dialekt, doch strikt in der Bedeutung: "Nein, das wird nicht gehen.Der Herr Doktor ist eh nicht da, aber ich weiß auch, er gibt keine Interviews zum Thema Tennis.Die Zeiten sind für den Herrn Doktor längst vorbei."Der Gemeinte ist Christian Hans Kuhnke - renommierter Anwalt in der bayerischen Metropole -, aber einen Tag später waren die Tennis-Zeiten dann doch noch nicht ganz vorbei, als er nach der Zeitung fragte."Tagesspiegel? Ja, kenne ich, das geht dann in Ordnung." Kuhnke, der wohl eleganteste deutsche Tennisspieler nach Gottfried von Cramm, erzählte ein bißchen von den alten Zeiten, er hatte wohl doch nicht soviel dagegen, daß noch Interesse an seiner Person besteht.Der lange Blondschopf, über eineinhalb Jahrzehnte in den sechziger und siebziger Jahren neben Wilhelm Bungert der beste deutsche Tennisspieler, war nie eine Plaudertasche, wird und muß es auch nicht werden.32mal spielte Kuhnke (einst "Kiki" genannt) im Daviscup, stand beim damaligen deutschen Tennis-Höhepunkt 1970 in Philadelphia in der Herausforderungsrunde gegen den unbesiegbaren Titelverteidiger der Vereinigten Staaten von Amerika."Das sind schon schöne Erinnerungen.Viele von den damaligen Konkurrenten sehe ich manchmal noch wieder, wenn wir Alten uns im International Club wiedertreffen", erzählt Kuhnke.Einen "IC" gibt es in jedem Land, er hat mit eigener Satzung die Pflege der Freundschaft ehemaliger international tätiger Tennisspieler zum Ziel.Gottfried von Cramm hat einst den deutschen Club gegründet, dem heute der frühere DTB-Präsident Franz Feldbausch vorsteht.Der Rot-Weiß-Ehrenvorsitzende Wolfgang A.Hofer ist "honorary secretary" - übersetzt mit Ehrensekretär hört das sich vielleicht in diesem noblen Kreis zu lapidar an.Kuhnke hat enge Bindungen zu Berlin, ist seit Jahrzehnten Mitglied beim LTTC Rot-Weiß (wie außerdem bei Iphitos München)."Zwei, drei Male war ich in den letzten Jahren auch bei den Damenturnieren.Da habe ich mich immer darauf gefreut, meine Freunde Harald Elschenbroich und Eberhard Wensky wiederzutreffen.Manchmal, am frühen Morgen, haben wir dann auch ein paar Bälle miteineinander geschlagen.In diesem Jahr kann ich aber nicht kommen, mir fehlt die Zeit", sagt Kuhnke.Auch mit seinem einstigen Daviscup-Partner Wilhelm Bungert aus Düsseldorf ist Kuhnke nach wie vor in Kontakt - "wir haben uns gerade erst beim Turnier in Hamburg getroffen." Bungert, für viele damals die "launische Diva" und "der Schwierige", war für Kuhnke stets pflegeleicht."Ich kann mich nicht daran erinnern, daß ich jemals ein Problem mit Wilhelm hatte.Aber wie Zeitungen Charaktere oft darzustellen pflegen - auch schon damals -, werden Sie auch wissen", sagt Christian Kuhnke.Kein Widerwort.Das Rot-Weiß-Turnier der Herren um den Moldenhauer-Preis gewann im Wettstreit mit der Weltelite der inzwischen 59jährige Kuhnke dreimal: 1963, 1971 und 1974.Sein größter Erfolg in Wimbledon - ein Turnier, das ihm nicht unbedingt zusagte - war 1965 der Einzug ins Viertelfinale.Kuhnke war ein Spieler, dem der rote Sand viel mehr lag als das Gras.Weil er nicht über die Gewinner-Schläge verfügte, sondern einfach nur wunderschönes Tennis spielte.Das war aber damals - und ist es heute - zu wenig, um die ganz große Nummer zu landen.Heute schwingt Kuhnke ab und zu noch im Seniorenkreis bei Iphitos München den Tennisschläger, "aber nicht im Wettbewerb in einer Mannschaft".Daneben hält er sich mit Waldlauf fit."Wissen Sie, was das ist? Heute heißt das Jogging", sagt Kuhnke.Es gibt noch eine Kleinigkeit zu erzählen über die Verbindung des früheren deutschen Weltklassespielers zum LTTC Rot-Weiß: Lange bevor Professor Jörg Scholz Ende Januar 1997 als Vorsitzender Nachfolger von Wolfgang A.Hofer wurde, hatte es bei Rot-Weiß ernsthafte Bestrebungen gegeben, Christian Kuhnke für die Klubführung zu gewinnen.Aber Kuhnke, der an der Grunewalder Königsallee unweit der Klubanlage noch immer eine Wohnung besitzt, konnte sich als der abwägende Anwalt mit den Risiken der Baumaßnahmen bei Rot-Weiß nicht anfreunden.Es ging hin und her mit dem "Wunschkandidaten", dann sagte Kuhnke 1995 ab, "nein danke, das mache ich nicht mit".Aber das Thema ist erledigt, für beide Seiten - und ohne ein böses Wort darüber zu verlieren.

THOMAS ZELLMER

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