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Sport: Niemeyer: Der Druck lässt nicht nach

Herthas Kapitän droht sogar das Saisonaus.

Berlin - Aus der Ferne wirkte Peter Niemeyer wie ein Sommerfrischler, den die Sonne ins Freie gelockt hatte. Der Kapitän von Hertha BSC hatte eine Wasserkiste zur Sitzgelegenheit umfunktioniert; später nahm er auf einer Bank am Spielfeldrand Platz. Niemeyer blinzelte in die Sonne und schaute seinen Kollegen auf dem Trainingsgelände am Olympiastadion bei der Arbeit zu.

Aus der Nähe hatte Niemeyer nichts mehr von entspanntem Sommerfrischler. Er wirkte immer noch ein bisschen blass um die Nase, und einen vergnügten Eindruck machte er trotz Sonnenschein und Sommertemperaturen auch nicht. „Schlecht“ gehe es ihm, sagte der 29-Jährige. Eine Woche ist es her, dass er im Spitzenspiel der Zweiten Liga mit dem Braunschweiger Theuerkauf zusammenrasselte. In der Luft knallten ihre Köpfe aneinander. Herthas Mittelfeldspieler blieb benommen auf dem Rasen liegen, wurde ins Krankenhaus abtransportiert und musste dort zwei Nächte zur Beobachtung bleiben. An eine schnelle Rückkehr auf den Fußballplatz ist nicht zu denken.

Am Sonntag gegen Sandhausen, wenn die Berliner Fußballer bei günstigem Verlauf bereits den Aufstieg in die Bundesliga perfekt machen können, fehlt Niemeyer auf jeden Fall. Unter Umständen droht ihm aber sogar ein Ausfall bis zum Saisonende. Herthas Trainer Jos Luhukay hat am Wochenende erstmals von dieser Möglichkeit gesprochen, weil die Genesung bei einer schweren Gehirnerschütterung vier bis sechs Wochen dauern könne. Heute soll ein MRT Auskunft über die Schwere der Verletzung geben. Niemeyer selbst rechnet nicht mit einer schnellen Rückkehr, zumal er großen Respekt vor den Folgen seiner Verletzung hat. „Man hat da schon Geschichten mitbekommen, die nicht so ideal abgelaufen sind“, sagt er.

An den Zusammenprall mit Theuerkauf besitzt er keine Erinnerung mehr. Das Letzte, was ihm im Gedächtnis geblieben ist, ist, wie er vor dem Spiel aufs Feld läuft – weil er zwei Auflaufkinder an der Hand hatte und nicht wie sonst nur eins. Erst im Krankenwagen auf dem Weg in die Charité setzt seine Erinnerung wieder ein. Niemeyer wunderte sich, dass alles so schnell ging. Wie ein Flash sei das gewesen. Bisher hat sich Niemeyer auch noch keine Fernsehbilder von der Kollision an der Seitenlinie angeschaut, nur zwei Fotos auf denen zu sehen war, „dass zwei unserer Jungs ungeahnte Qualitäten in Erster Hilfe entwickelt haben“. Sami Allagui und Fabian Lustenberger verfrachteten ihren Kollegen in die stabile Seitenlage. „Das war schon lustig“, sagt Niemeyer – und stutzt.

Nein, lustig ist das alles nicht. Der Druck im Kopf will einfach nicht weichen. „Ich fühl’ mich platt und matschig“, sagt Peter Niemeyer. Das Schlimme aber sei, dass man sich schon fast an dieses Gefühl gewöhne. „Das ist einfach nervig.“ Stefan Hermanns

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