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Niko Kappel kam in Tokio auf 13,30 Meter. Nur Weltrekordler Bobirjon Omonow aus Usbekistan (14,06) und der US-Amerikaner Hagan Landry (13,88) stießen weiter.

© imago images/Beautiful Sports

Niko Kappel holt Bronze: Mit schweren Beinen zu den Paralympics

Die Vorbereitung lief für Niko Kappel alles andere als optimal. Für den Kugelstoßer reichte es in Tokio dennoch zum dritten Platz.

Die Hitze, mit der viele Athletinnen und Athleten bei den Paralympics in Tokio bisher zu kämpfen hatten, machte Niko Kappel nichts aus. „Das Wetter war super“, sagte der Kugelstoßer nach seinem Auftritt am Montag. Nässe wäre schlimmer, der „worstcase“ für den Wettkampf, wie er dem SWR einmal sagte.

Um 3.08 Uhr deutscher Zeit traf eines der ausgeglichensten Felder dieser Sommerspiele im Olympiastadion aufeinander, um die Kugel in maximal sechs Versuchen besonders weit zu stoßen. Mit der zweitstärksten Weite weltweit war der kleinwüchsige Kappel angetreten. Schnell sortierte sich der Leichtathletik-Profi vom VfB Stuttgart vorne mit ein, der dritte Platz verfestigte sich. Auf die Konkurrenz, die hinter ihm lag und mit jedem Stoß hätte näherkommen können, achtete er nicht. „Ich wusste gar nicht so genau, wo die sind, vorne wollte ich die packen!“

Doch das entscheidende Quäntchen, die eine Kraftübertragung, die den Abdruck perfektioniert hätte, den einen Trainingswurf mehr in der Vorbereitung – das hat gefehlt, um in Tokio weiter zu stoßen als die 13,30 Meter. Dabei sind ihm die Weiten seiner Gegner nicht fremd: Bei den Spielen in Rio hatte Kappel 2016 mit 13,57 Metern einen paralympischen Rekord aufgestellt – die Goldmedaille belohnte seine Leistung. Sowohl der Rekord als auch die Titelverteidigung wurden ihm nun seither genommen. Dass es in Tokio dennoch für eine Medaille gereicht hat, freue ihn sehr, wie er im anschließenden Interview erzählte. Trotzdem sei er mit seiner Leistung „nicht ganz zufrieden“.

Vom Kraftraum in den Kugelstoßkreis

Kappel vergleicht die Saison 2021 mit der des vergangenen Jahres, in der die Vorbereitung noch optimal verlaufen war. Bei den Wettkämpfen hatte er hoffnungsvolle Resultate erzielt, er wusste, was drin war. Die Verschiebung der Spiele traf ihn hart. Eine Rückenverletzung machte dem 26-Jährigen in dieser Saison zu schaffen und zwang ihn zu einer sechswöchigen Pause, Wettkämpfe nach der Europameisterschaft im Juni musste er ausfallen lassen, eine Kugel konnte er die gesamte Zeit über nicht in die Hand nehmen. Im Kraftraum stellte er sich tagtäglich die Frage, „tut’s weh oder tut’s nicht weh“.

An die Schwierigkeiten in der Vorbereitung hat Kappel während des Wettkampfs in Tokio nicht denken müssen. „Zwei Prozent entscheiden über Gold oder Platz fünf“, erzählte er dem SWR. Jede kleinste Unsicherheit kann zu einem Problem werden. „Schwere Beine“ hatte Kappel, aber er verlor bis zum letzten Versuch nicht die Hoffnung, dass ein Angriff noch möglich sei. Er hätte sich das auch zugetraut, „aber mehr ging einfach heute nicht“.

Gruß nach Hause. Für Niko Kappel steht noch das Istaf an, danach geht es in den Urlaub.
Gruß nach Hause. Für Niko Kappel steht noch das Istaf an, danach geht es in den Urlaub.

© dpa

Die Weltrekordhalter hatten sich in den letzten Jahren abgewechselt, die Konkurrenz im Para-Kugelstoßen ist enger zusammengerückt. Kappel möchte dranbleiben, „weiterhin eine Rolle spielen“. Es ist ein kleiner Trost, dass er trotz allem der Einzige ist, der unter den Kugelstoßern in seiner Klasse sowohl in Rio 2016 als auch jetzt in Tokio eine Medaille gewinnen konnte: „Das heißt schon was, ich bin immer vorne mit dabei.“ Die Saison ist nun fast vorbei, das Istaf in Berlin steht noch an, danach „dann ein schöner Urlaub“, bevor „wir wieder dahinstoßen, wo wir letztes Jahr gestoßen haben“.

Dieser Text ist Teil der diesjährigen Paralympics Zeitung. Alle Texte unserer Digitalen Serie finden Sie hier. Alle aktuellen Entscheidungen und Entwicklungen lesen Sie in unserem Paralympics Blog.

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