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Sport: Noch ein Schlag gegen den Weltmeister

Von Helmut Schümann Ulsan. Aimé Jacquet hatte schon zur Halbzeit in Ulsan missmutig dreingeschaut, da führte Dänemark 1:0, und als er dann am Ende das Stadion im Süden Koreas verließ, wirkte er auch nicht sonderlich gelöster.

Von Helmut Schümann

Ulsan. Aimé Jacquet hatte schon zur Halbzeit in Ulsan missmutig dreingeschaut, da führte Dänemark 1:0, und als er dann am Ende das Stadion im Süden Koreas verließ, wirkte er auch nicht sonderlich gelöster. Da hatte Dänemark 2:1 gegen Uruguay gewonnen, aber was will ihm das sagen. Aimé Jacquet ist der Mann, der Frankreich als Trainer vor vier Jahren zum Weltmeistertitel führte, heute ist er Technischer Direktor des Titelverteidigers, der am Donnerstag gegen Uruguay sein zweites WM-Vorrundenspiel der Weltmeisterschaft bestreitet. Das erste, das Eröffnungsspiel des Turniers, hat er schon verloren, gegen Senegal, 0:1… Nach dem ersten Spieltag sind die Franzosen Letzter in Gruppe A.

Am Tag danach wurden eben in Ulsan die Konkurrenten der Gruppe A justiert, und im französischen Quartier nahe Seoul, wurden die Wunden gepflegt. Roger Lemerre war da, der Trainer, und sprach von Taktik und von Glück und von Pech. Die Niederlage war ihm anzusehen und konnte nicht kaschiert werden durch eine plötzliche Genesung von Denker, Lenker, Superstar Zinedine Zidane. Mit dessen Rückkehr nach überstandener Zerrung im Oberschenkel sei ohenhin noch nicht zu rechen, sagte Lemerre.

Und was kann Aimé Jacquet beitragen und mitbringen aus Ulsan an Erkenntnissen? Im Grunde genommen nur Beruhigendes. Die Uruguayer verfügen über keine Mannschaft, da ist kein zwingendes Zusammenspiel erkennbar, und konditionsschwach waren sie gegen die Dänen auch noch. Aber: Sie haben Alvaro Alexandro Recoba, der sonst für Inter Mailand kickt, so gut, dass er mithalten kann mit den Künstlern aus Frankreich. Und sie haben Dario Debray Silva, der ähnlich tricky und wuselig ist wie El Hadji Diouf, der am Vorabend für Senegal die Franzosen in den Schwindel gespielt hat. Und sie können zulangen, mit gesunder Härte, die für Gegenspieler allerdings mitunter ungesunde Folgen haben kann. Es mangelt im Spielaufbau, zumindest im Treffen mit den Dänen, und in Ermangelung von eigenen konstruktiven Vorschlägen zum Spiel, greifen sie zu destruktivem. Und wer soll für Frankreich das Spielerische retten, wenn Zidane fehlt? Ein 1:1 ist schnell mal passiert, auch gegen minder begabte Kicker wie die aus Uruguay. Aimé Jacquet schaute wirklich grimmig.

Immerhin sah er in Ulsan ein unterhaltsames Spiel. Mit flottem Fußball, brillanten Einzelleistungen von Recoba, dessen zwei Freistöße allein mehr Zuschauer verdient hätten als da waren im bei weitem nicht ausverkauften 44000 Menschen fassenden Stadion. Und mit abgeklärten Dänen, die spielten, als kennten sie keinen Zweifel am späteren Sieg. Es war der Tag des Jon Dahl Tomasson. Der Stürmer von Feyenoord Rotterdam und den Fans der Borussia aus Dortmund noch in schlechter Erinnerung, weil er mit einem Tor beigetragen hatte zur 2:3-Niederlage im Uefa-Cup-Finale. In Ulsan köpfte er in der 44. Minute den Ball zu Jesper Grönkjaer, deutete mit Arm und Sprint an, dass er durchzurennen gedenke und den Ball wiederhaben wolle, und als Grönkjaer tat, wie ihm angeordnet, stand Tomasson tatsächlich da, wo er wollte und erzielte Dänemarks Führung. Dass den Preis des Fußballästheten an diesem Tag ein anderer bekam, nämlich Dario Rodriguez für seinen Volleyschuss aus 22 Metern ins linke obere Eck zum Ausgleich, die Dänen und Jon Dahl Tomasson bekümmerte es nur wenig. Sie spielten ihren Stil durch, effizient, schnörkellos, ohne die Eleganz und Dynamik vergangener Jahre. In der 88. Minute flankte Martin Jörgensen, Jon Dahl Tomasson war wieder zur Stelle und der Endstand erreicht.

Bleibt noch nachzutragen, was Morten Olsen, Trainer der Dänen, zur bizarren Gruppe A zu sagen hatte: „Senegal hat schön gespielt, aber viel Glück gehabt. Frankreich bleibt weiterhin der große Favorit, nicht nur für den Gruppensieg, sondern für viel, viel mehr.“ Aber da war Aimé Jacquet längst verschwunden. Pech gehabt, musste er eben grimmig zurückfahren nach Seoul.

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