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Nominierung: Olympische Härtefälle

Der Deutsche Olympische Sportbund nominiert heute die Athleten für Peking – Franka Dietzsch erhält das Ticket ohne Auflagen.

So viel ist schon mal sicher: Franka Dietzsch wird ohne Auflagen für das deutsche Olympia-Team in Peking nomininiert. Ansonsten aber steht das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) heute bei der letzten Olympianominierung im Bundesleistungszentrum Kienbaum vor einigen Problemfällen. „Wir haben eine Reihe von Einzelfallentscheidungen zu treffen“, kündigte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper an, der in Peking erstmals als Chef der Mission das knapp 450 Athleten umfassende deutsche Team anführt.

Vesper zum Beispiel macht sich dafür stark, dass Tennisspieler Rainer Schüttler nach seinem Sturm ins Halbfinale von Wimbledon doch noch nach Peking mit darf. „Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn er in Peking dabei wäre. Die deutsche Norm hat er erfüllt, jetzt hängt alles von der internationalen Norm ab“, sagte Vesper am Montag. Unstrittig ist hingegen die Nominierung von Nicolas Kiefer und Philipp Kohlschreiber.

Die dreimalige Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch kann hingegen schon aufatmen. „Sie ist eine so großartige Sportlerin. Wir wollen sie nicht zusätzlich unter Druck setzen, indem wir ihr noch eine Norm im Vorfeld abverlangen“, sagte Eberhard Gienger, Vizepräsident Leistungssport im DOSB. Dietzsch, 40 Jahre alt, konnte zunächst wegen dauernden Bluthochdrucks und anschließend wegen einer Fußverletzung bisher nur einen Wettkampf bestreiten, hatte dabei die Norm von 61,00 Metern aber nicht erfüllt. „Sie soll ihre beste Leistung nicht zwei Wochen vor den Spielen bringen, sondern dann in Peking“, sagt Gienger. „Peking war und bleibt mein Ziel“, gibt sich Dietzsch, allem Verletzungspech trotzend, kämpferisch. Anfang August will sie ins Trainingslager nach Japan fliegen.

Doch Dietzsch ist keineswegs der einzige Härtefall bei den Leichtathleten. Einige vom Deutschen Leichtathletik-Verband auf die Nominierungsliste gesetzte Athleten wie Diskuswerfer Michael Möllenbeck, 10 000-Meter-Europameister Jan Fitschen oder 110-Meter- Hürden-Vizeeuropameister Thomas Blaschek hatten die Normen verfehlt. Blaschek war erst am Sonntag mit 13,60 zum wiederholten Mal an der Norm (13,49) vorbeigeschrammt. Neue Fragen warf auch Hammerwerfer Markus Esser auf, der am Samstag in Ried mit 79,04 Meter verspätet die Norm (78,50) übertraf.

Wichtig wird gerade für die Leichtathleten sein, wie konsequent der DOSB seine eigenen Kriterien anwendet. „Voraussetzung ist grundsätzlich der Leistungsnachweis einer begründeten Endkampfchance“, heißt es in den Nominierungsgrundsätzen. Vorgeschlagen hat der DLV alle vier Sprintstaffeln, aber nur dem 4x100-Meter-Quartett der Männer wird eine reale Finalchance eingeräumt. Vesper sagt: „Unsere klaren Grundsätze und Kriterien haben bereits bei den Vorschlägen der Verbände Wirkung entfaltet. Trotzdem werden wir einige Einzelfallentscheidungen haben.“ Wie bei Franka Dietzsch geschehen. dpa

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