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Nordische Ski-Weltmeisterschaft: Miriam Gössner: Schnell auch ohne Gewehr

Die Biathletin Miriam Gössner überrascht bei der Nordischen Ski-WM in Val di Fiemme mit einem vierten Platz im Langlauf. Nur 0,5 Sekunden fehlen ihr zur Bronzemedaille.

Die Sonne war ins Fleimstal zurückgekehrt und mit Miriam Gössner auch die gute Laune ins deutsche Skilanglaufteam bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft. Dass die Biathletin auf Abwegen nach einer phänomenalen Leistung am Ende ein wenig traurig in den blauen Himmel blickte, hing mit einer winzigen halben Sekunde zusammen. Genau um die hatte Gössner als Vierte über 10 Kilometer einen sensationellen Medaillengewinn bei der WM der Spezialisten verpasst. Es war trotzdem das beste Resultat für eine deutsche Läuferin über diese Distanz in der WM-Geschichte.

„Das ist schon ärgerlich mit der halben Sekunde. Wenn ich ein bisschen später gestartet wäre, hätte es vielleicht gereicht“, sagte Gössner. „Diesmal hatte sie das Glück, aber vielleicht haben wir es ja dann in der Staffel.“ Mit „sie“ meinte Gössner die mit einer späteren Startnummer ins Rennen gegangene Russin Julia Tschekalewa, die ihr neun Tage nach dem Ende der verpatzten Biathlon-WM in Nove Mesto ein unglaubliches Happyend in Bronze verdorben hatte. Als Erinnerung an diesen Tag wird ihr aber die Anerkennung der aktuell besten Skilangläuferin bleiben. Die zehnmalige Weltmeisterin Marit Björgen schaute ein wenig ungläubig, als sie Gössner auf dem hinter der Ziellinie aufgebauten Thron der Spitzenreiterin ablösen durfte. Dann klopfte die am Ende überraschend von ihrer Landsfrau Therese Johaug geschlagene Topläuferin der Deutschen auf die Schulter.

„Auch wenn es ärgerlich mit dem vierten Platz ist „es war schon unglaublich, was sie da geleistet hat“, lobte Bundestrainer Frank Ullrich. Doch so bemerkenswert die Leistung von Miriam Gössner auch war – sie ist auch ein Armutszeugnis für das deutsche Langlauf-Lager. Gössner hatte ihren eigenen finnischen Servicemann mitgebracht. Mit schnellen Ski und unglaublichem Willen distanzierte die 22 Jahre alte Biathletin die am Ende immerhin elftplatzierte Katrin Zeller um eine halbe Minute. Denise Herrmann und Nicole Fessel waren sogar eine Minute langsamer als Gössner. „Miriam ist einfach offensiv reingegangen, hat Freude ausgestrahlt, dass sie überhaupt mitlaufen darf“, sagte Ullrich. „Sie hat sich überhaupt keinen Druck machen lassen.“ Genau das war auch der Unterschied zu den frustrierenden Tagen der Biathlon-WM in Tschechien.

Nach ihren ersten drei Weltcup-Einzelsiegen mit der Waffe war Gössner dort als Mitfavoritin angetreten, doch sie leistete sich in ihren Rennen 28 Schießfehler und musste ohne Medaille abreisen. Dass sie die Biathlon-WM abgehakt hat, zeigte sie an diesem Dienstag in einem Rennen, das eigentlich nur zur Vorbereitung auf die Staffel am Donnerstag gedacht war. Nun mag man sich nach diesem unglaublichen Sturmlauf fast bis aufs Podest vielleicht denken, dass Miriam Gössner besser beim Skilanglauf aufgehoben wäre. Aber daran verschwendet die 22 Jahre alte Frau überhaupt keinen Gedanken. „Ganz klar: Ich bin Biathletin“, hat sie gesagt. „Wenn es nicht möglich gewesen wäre, Staffel und Biathlon-Weltcup zu vereinbaren, hätte ich auf die Nordische WM verzichtet.“

Biathlon ist für die Frau aus Garmisch-Partenkirchen wie für den Deutschen Skiverband sowohl finanziell als auch von den TV-Quoten wesentlich lukrativer als der Skilanglauf. Trotzdem nimmt Gössner die Ausflüge zu den Spezialisten gern mit, bei denen sie dem deutschen Team sowohl bei der Weltmeisterschaft 2009 als auch den Olympischen Spielen 2010 Staffelsilber beschert hat. Am Donnerstag steht wieder so ein Staffelrennen an und Gössner soll die erste medaillenlose WM für die deutschen Läufer seit 1997 verhindern. „Miri war superstark. Jetzt können wir auf die Medaille hoffen“, sagt Katrin Zeller dazu. Gössner wird übrigens sofort danach per Auto nach München fahren, um dort ins Flugzeug nach Oslo zu steigen. Dort will sie am Tag danach das Weltcup-Sprintrennen der Biathleten laufen.

Lars Becker

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