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Einer feiert immer. Das erste Einzelrennen in Falun gewann Johannes Rydzek (links), Favorit Eric Frenzel (rechts) kam nur auf Rang vier. Am Donnerstag sind nun beide deutschen Kombinierer in der Favoritenrolle.

© dpa

Nordische Ski-WM: Gold und mehr Gold

Mit Johannes Rydzek und Eric Frenzel streben gleich zwei deutsche Kombinierer am Donnerstag in Falun nach historischen WM-Bestmarken.

Es ist nicht einmal ein Jahr her, als ein ziemlich verzweifelter Johannes Rydzek Trost bei seinem Nachbarn in Oberstdorf suchte. „Er hat mich gefragt, warum es immer ihn trifft und er so ein Pech hat“, erzählte Andreas Bauer, Bundestrainer der Skispringerinnen, dieser Tage in Falun: „Und ich habe ihm daraufhin gesagt, dass sich irgendwann alles im Leben ausgleicht.“ Genauso ist es gekommen: Aus dem Pechvogel der Olympischen Winterspiele von Sotschi, der im Zielsprint um Einzel-Gold ausgerechnet mit seinem Teamkollegen Fabian Rießle kollidierte und alle Chancen einbüßte, ist ein strahlender Doppel-Weltmeister in der Nordischen Kombination geworden. Ein Star der Nordischen Ski-WM von Falun, der bei der Einzel-Entscheidung am Donnerstag einen historischen Gold-Hattrick perfekt machen kann. Und der zugleich den fünften deutschen Titel in Schweden gewinnen und damit den deutschen WM-Rekord von 1974 einstellen könnte.

„Durch den Erfolg hier in Falun hat Johannes den Kick und dieses Quäntchen mehr Selbstbewusstsein bekommen“, sagt Bundestrainer Hermann Weinbuch. „Er ist locker und gelöst und kann uns bei den restlichen beiden Entscheidungen noch viel Freude machen." Schon am Donnerstag kann der begeisterte Skitourengeher und Bergsteiger den nächsten Gipfel erklimmen: Dreimal WM-Gold bei einer WM hat noch kein Winterzweikämpfer geschafft. Damit es auch klappt, wird der Comic-Fan wieder ein Superman-Shirt als Glücksbringer unter seinen Sportklamotten tragen. Im ersten Sprungtraining auf der Großschanze am Dienstag machte Rydzek schon mal eine gute Figur mit einem Flug auf 125 Meter. Am Mittwoch gab es dann für alle ein paar Ruhestunden im Hotel: Das letzte Testfliegen wurde wegen zu starken Windes abgesagt.

„Es macht natürlich noch mehr Spaß, wenn man weiter fliegen kann“, sagt der Weltmeister im ersten Einzelwettbewerb, bei dem von der Normalschanze gesprungen wurde: „Ich fühle mich jedenfalls gut. Und falls es bei mir mal nicht so passt, haben wir ja ein extrem starkes Team.“ Klar ist das spätestens seit dem vergangenen Sonntag, als Tino Edelmann, Fabian Rießle, Eric Frenzel und Schlussläufer Rydzek die erste deutsche WM-Goldmedaille in einem Teamwettbewerb seit 28 Jahren gewannen.

„Es sagt ja alles über die Stärke der Mannschaft, wenn wir mit Eric Frenzel als Topfavorit anreisen und ein anderer aus dem Team nach zwei Wettbewerben Doppel-Weltmeister ist“, sagt Weinbuch. Der Cheftrainer lobt in diesem Zusammenhang ganz besonders das Verhalten des sieggewohnten Teamkapitäns Eric Frenzel nach dem für ihn enttäuschenden vierten Platz im ersten Einzelwettbewerb. „Ich bin stolz auf Eric. Er hat sich im Teamwettbewerb total für die Mannschaft reingehauen und ist dadurch noch einmal aus dem kompakten Team herausgestochen. Er hätte ja auch traurig sein können“, sagte Weinbuch. „Aber Eric ist ein richtiger Champion. Ich denke, dass er in der zweiten Woche zuschlägt.“

Einen Fingerzeig darauf gab schon das Sprungtraining am Dienstag, in dem Olympiasieger Frenzel auf die Bestweite von 130 Metern flog. Der 26-Jährige ist genau wie Rydzek auf der Jagd nach einem goldenen Hattrick: Er kann bei der dritten Weltmeisterschaft in Serie einen Einzeltitel gewinnen. Sein Mentor Weinbuch bezeichnete ihn wegen seiner Nervenstärke bei Großereignissen deshalb in Schweden schon als Übermensch. Gemeinsam mit Rydzek ist er fast die Garantie für weitere deutsche Feiertage in Falun – zumal beide möglicherweise am Samstag beim Abschluss im Teamsprint noch gemeinsam auf die Jagd nach einer weiteren Goldmedaille gehen werden.

Lars Becker

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