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Sport: Notbremse ist Notbremse

Hellmut Krug erklärt, warum es für Waldoch Rot hätte geben müssen

NACHSPIEL

Arena Auf Schalke, die zweite Halbzeit des Bundesligaspiels zwischen dem FC Schalke 04 und Bayern München. Die Hausherren führen 1:0, als der Münchner Michael Ballack aus der eigenen Hälfte einen langen Ball auf Stürmer Roy Makaay schlägt. Der Holländer läuft auf das Schalker Tor zu und wird von Tomasz Waldoch bedrängt. Rund 20 Meter vor dem Tor greift der Verteidiger dem Münchner Stürmer kurz an die Schulter, Makaay fällt. Waldoch war der letzte Mann, der Münchner hätte allein auf Torhüter Rost zulaufen können. Eine Notbremse. Schiedsrichter Edgar Steinborn entscheidet auf Freistoß für die Bayern, doch anstatt Tomasz Waldoch die Rote Karte zu zeigen, gibt es nur Gelb für den Schalker. Hat der Schiedsrichter bei einem vergleichsweise leichten Foul einen Ermessensspielraum, Herr Krug?

Nein, für die Strafbemessung ist es völlig bedeutungslos, welche Qualität ein Foul hat, ob der Verteidiger rücksichtslos gegen seinen Gegenspieler einsteigt oder wie in diesem Fall den Stürmer durch einen kurzen Griff an die Schulter oder auch einen Schubser zu Fall bringt. Entscheidend ist, dass die Tatsachen eine deutliche Sprache sprechen. Eine Notbremse liegt dann vor, wenn der Verteidiger eine klare Torchance verhindert. Schiedsrichter Edgar Steinborn aber hat deshalb die Gelbe Karte gezeigt, weil er in der betreffenden Situation nicht die Verhinderung einer Torchance erkannt hat. Er hat die Situation anders beurteilt. Für Edgar Steinborn lag aus drei Gründen keine Notbremse vor: Erstens habe Roy Makaay den Ball noch nicht richtig unter Kontrolle gehabt, zweitens sei der Ball seitlich vom Tor weggespielt worden, und drittens sei noch ein weiterer Schalker Spieler in unmittelbarer Nähe gewesen. Wenn Edgar Steinborn sich aber die Fernsehbilder anschaut, wird er sicher auch zu der Auffassung gelangen, dass es sich bei dieser Situation sehr wohl um eine Torchance gehandelt hat. Demnach hätte der Spieler Waldoch für seine Notbremse die Rote Karte sehen müssen.

Hellmut Krug (47) erklärt im Wechsel mit Manfred Amerell eine aktuelle Szene des Spieltages der Fußball- Bundesliga aus Regelsicht. Krug ist Schiedsrichter- Coach beim DFB, er pfiff 17 Jahre in der Bundesliga und zehn Jahre international.

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