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Sport: Nüchtern erfolgreich

Werder Bremen siegt nach der großen Gala gegen Juventus Turin souverän 2:0 gegen Mönchengladbach

Die hektischste Szene ereignete sich für Torsten Frings nach dem Spiel. Der Nationalspieler kam in Mantel und Schal aus der Kabine von Werder Bremen, vor ihm tobten seine beiden Töchter durch die Gänge des Weserstadions. Frings musste einen kurzen Sprint über die Absperrungen für die Journalisten hinlegen, um seinen Kindern folgen zu können.

In den 90 Minuten zuvor hatten die Profis von Borussia Mönchengladbach den Bremern weniger abverlangt. Frings, der nach der fünften Gelben Karte gesperrt auf der Tribüne saß, hatte sich entspannt zurücklehnen können. Drei Tage nach dem spektakulären 3:2 gegen Juventus Turin in der Champions League gelang Werder vor 39 900 Zuschauern ein nüchterner 2:0 (2:0)-Sieg in der Bundesliga.

Mönchengladbach hatte sich laut Horst Köppel vorgenommen, in Bremen „nach vorne zu spielen“. Dafür hatte der Trainer die Mannschaft umgestellt und in der Abwehr mit einer Dreierkette experimentiert. Doch vom geplanten Offensivschwung war wenig zu merken. Werder kontrollierte die Begegnung und ging schon nach 16 Minuten in Führung. Nationalstürmer Miroslav Klose, zum ersten Mal nach seiner Schulterverletzung wieder in der Bundesliga dabei, verwertete aus vier Metern eine Flanke von Johan Micoud per Kopf. Für Klose war es schon das 17. Tor im 15. Ligaspiel.

Zehn Minuten später hatte der andere Bremer Stürmer noch weniger Mühe. Verteidiger Frank Fahrenhorst hatte den Ball nach einer Ecke mit dem Kopf an die Latte befördert, und Ivan Klasnic fiel die dankbare Aufgabe zu, die Kugel aus einem halben Meter Entfernung ins Netz zu köpfen. Eine 2:0-Halbzeitführung war in Bremen bisher selten Grund, das Spiel für entschieden zu halten. Gestern aber war bereits Klarheit geschaffen.

Gladbachs Stürmer Oliver Neuville beklagte sich nach dem Spiel zwar noch, dass ihm in der Anfangsphase ein Tor wegen Abseits zu Unrecht aberkannt worden sei, doch die umstrittene Situation war auch die einzige, in der von der Borussen-Offensive wirkliche Gefahr ausging. Nach der deutlichen Führung hielt Werder sich zurück und nutzte die Gelegenheit, um sich nach dem kraftraubenden Spiel in der Champions League ein wenig auszuruhen. Mönchengladbach hingegen fand kein Mittel, die nachlassenden Kräfte des Gegners zu nutzen.

Selten hat sich in der Bundesliga zwischen dem vierten und dem fünften Tabellenplatz eine derart große Lücke aufgetan. Die Partie zwischen Bremen und Mönchengladbach war ein gutes Beispiel für den Qualitätsunterschied, der sich in der Bundesliga zwischen jenen gebildet hat, die in der Champions League auf höchstem Niveau Erfahrungen sammeln, und den vielen Mannschaften, die auf einen Uefa-Cup-Platz hoffen. Im Weserstadion wurde gestern offenbar, dass Werder nicht nur über die größere individuelle Klasse verfügt, sondern auch über die klarere Raumaufteilung. Mit der Folge, dass die Bremer ihre Müdigkeit kompensieren konnten. „Werder hatte immer eine Anspielstation mehr als wir“, staunte Gladbachs Marcel Jansen. „Deren Spiel war nicht so kraftraubend wie unseres.“ Die zweite Halbzeit verstrich somit weitgehend ereignislos. Für die an aufregende Spiele gewöhnten Bremer Zuschauer mag das langweilig gewesen sein, Sportdirektor Klaus Allofs dagegen nahm das Ausbleiben von Überraschungen jeder Art dankbar zur Kenntnis. „Wenn es 2:0 für uns steht, muss der Gegner das Gefühl haben, dass hier nichts mehr passiert“, sagte Allofs. „Für uns ist das ein Schritt nach vorne.“

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