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Nürnberg: Siege schaffen Anschluss

Nürnberg kann wieder auf den Ligaverbleib hoffen: Der Mut, neben Mittelstürmer Angelos Charisteas noch Marek Mintal sowie den dreifachen Torschützen Albert Bunjaku als offensive Ergänzungen aufzubieten, wurde belohnt.

Von Christian Otto

Seine humorlose Analyse klang wie ein Ratschlag für Hertha BSC. „Wenn man nicht gewinnt, laufen einem die anderen weg“, sagte Dieter Hecking. Die Rechenspiele mit der Tabelle der Fußball-Bundesliga fangen an, ihm wieder Spaß zu machen. Als Trainer des 1. FC Nürnberg, der durch einen verdienten 3:1-Erfolg bei Hannover 96 wieder Ansprüche auf den Klassenerhalt anmeldet, scheint der 45-Jährige einen für ihn ungewöhnlich riskanten Kurs zu fahren. Der Mut, neben Mittelstürmer Angelos Charisteas noch Marek Mintal sowie den dreifachen Torschützen Albert Bunjaku als offensive Ergänzungen aufzubieten, wurde belohnt. Und auf einmal ist bei den Nürnbergern der Glaube an sich selbst wieder da.

Ihren Versuch, sich aus einer eben noch aussichtslosen Situation zu befreien, unternehmen die Nürnberger mit einer bemerkenswerten Entschlossenheit. „Unsere Spielfreude ist wieder da“, sagte Torhüter Raphael Schäfer und machte kein Geheimnis daraus, wie wichtig die Nachbesserungen am Spielerkader während der Winterpause waren. Mit den Verpflichtungen der Defensivspieler Breno und Andreas Ottl (beide vom FC Bayern München) sowie Mickael Tavares (Hamburger SV) hat der 1. FC Nürnberg eine Flucht nach vorne angetreten. Die Entscheidung der Vereinsführung, lieber jetzt tüchtig zu investieren, als im Sommer einen Abstieg in die Zweite Liga mit noch mehr Geld korrigieren zu müssen, scheint sich auf die Psyche der Mannschaft übertragen zu haben. „So stelle ich mir Abstiegskampf vor“, sagte Trainer Hecking. Er lobte vor allem die erstaunlich hohe Laufbereitschaft seiner Profis.

Das Spiel in Hannover, wo sich im Kreis der seit Wochen erfolglosen 96-Profis eine beängstigende Lethargie hält, war eine deutliche Warnung für die schwächeren Teams der Liga. Am Beispiel des Gastgebers ließ sich beobachten, was passiert, wenn sich Misserfolge und fehlendes Selbstvertrauen zu einer negativen Grundstimmung auftürmen. „Wir müssen uns an kleinen Dingen wieder hochziehen“, glaubt Hannovers Torhüter Florian Fromlowitz. Die Entscheider seines Arbeitgebers haben während der gesamten Winterpause gegrübelt, ob und wie sie noch Geld in eine völlig verunsicherte Mannschaft investieren, die nach dem Selbstmord von Robert Enke regelrecht abgestürzt ist. Beim Blick auf den Spielplan erscheint es fraglich, gegen welche Rivalen Hannover 96 in dieser Saison eigentlich überhaupt noch gewinnen will.

Sie können in Hannover offensichtlich nur noch auf ein kleines Wunder hoffen, wie es der 1. FC Nürnberg gerade erlebt. „Mit mir hat vor der Saison doch niemand gerechnet“, sagt Albert Bunjaku, der in Hannover der strahlende Held der Nürnberger war. Der Schweizer schoss, weil er mit Mintal einen exzellenten Vorbereiter hinter sich hatte und weil er seine wenigen Chancen ausnutzte, alle drei Treffer für die Nürnberger. Am Beispiel eines Mannes, der neun der bisherigen 16 Saisontreffer des Clubs erzielt hat, zeigt sich, dass sich Vertrauen in eben noch enttäuschendes Personal durchaus auszahlen kann. Bunjaku trifft nach Belieben.

Und das Innenleben der Mannschaft scheint, obwohl drei neue Stammkräfte auf einmal integriert werden müssen, immer noch intakt. Wer die Nürnberger nach ihrer völlig verkorksten Hinrunde schon als sicheren Absteiger vorgemerkt hatte, muss sich jetzt als voreilig bezeichnen lassen. Mit dem Sieg in Hannover ist der Club bis auf einen Punkt an die 96er auf dem Relegationsplatz herangerückt. „Der Trainer hat die richtigen Schlüsse gezogen“, sagte Nürnbergs Torhüter Schäfer. „Wir haben den Anschluss an die anderen Teams hergestellt. Das haben uns viele nicht zugetraut.“

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