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Sport: Nützliche Souvenirs

Cristian Fiel ist ein pfiffiges Kerlchen. Kaum hatte er den Journalisten noch kurz ein paar nicht gar so bedeutende Worte zum Spiel mit auf den Heimweg gegeben, zog es ihn auch schon Richtung Kabine.

Von Karsten Doneck, dpa

Cristian Fiel ist ein pfiffiges Kerlchen. Kaum hatte er den Journalisten noch kurz ein paar nicht gar so bedeutende Worte zum Spiel mit auf den Heimweg gegeben, zog es ihn auch schon Richtung Kabine. Und wie er da enteilte, lugten unter seiner roten Trainingsjacke zwei farbige Stofffetzen hervor. Einer tiefblau, einer grün. Noch vor seinem Verschwinden zurrte Fiel - unaufgefordert, aber mit schelmischem Lächeln - die beiden Teile vollends hervor. Zum Vorschein kamen zwei verdreckte Trikots. "Die habe ich mir gerade eben besorgt. Das eine ist von Dariuz Wosz, das andere vom gegnerischen Torwart", erklärte der Spanier noch rasch, ehe er seine Trophäen endgültig in Sicherheit brachte.

Ein Fußball-Zweitligist auf Souvenirjagd: Selbst ein 1:0-Heimsieg über den Bundesliga-Absteiger VfL Bochum hält die Profis des Zweitliga-Aufsteigers 1. FC Union noch nicht davon ab, einen gewissen Respekt vor dem Gegner hinterher durch die Bitte um Devotionalien zum Ausdruck zu bringen. Nur gut, dass sich Unions Hochachtung vor solchen Gegnern wie Bochum nicht über die 90 Minuten auf dem Spielfeld erstreckt. Da schritten die Köpenicker am Freitagabend im Stadion an der Alten Försterei vielmehr beherzt und recht selbstbewusst zur Tat. Allen voran: Cristian Fiel. Der Mittelfeldspieler kassierte hinterher sogar ein dickes Kompliment von seinem sonst mit Lob sehr sparsam umgehenden Trainer Georgi Wassilew. "Der spielt bei uns eine immer wichtigere Rolle, er hat Mut und schießt auch entscheidende Tore", meinte der Bulgare.

Fiels ruhmreichste Aktion gegen Bochum war sicher sein Tor kurz vor der Pause, durch das die Partie entschieden wurde. Und sonst? "Ach", urteilte Fiel über Fiels Vorstellung insgesamt, "meine Leistung war nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe." Bei Union hört man solche Aussagen recht gerne. Da glänzt ein 21-Jähriger halt nicht als ein Sprüche machendes Großmaul, sondern allein durch sein fußballerisches Geschick. Und derlei Bescheidenheit bildete schon immer eine gute Basis für den sportlichen Auftrieb.

Union hat durch den Sieg gegen den VfL Bochum wieder Blickkontakt zu den Aufstiegsplätzen, schaut aber nur nach hinten. "Da vorne", sagt Fiels Mannschaftskollege Ronny Nikol und meint die lichten Höhen der Tabelle, "werden wir auf Dauer ja doch nicht mithalten können." Und auch Georgi Wassilew betont: "Wir haben jetzt 25 Punkte. Eine Befreiung ist das noch nicht, aber wir können jetzt wenigstens etwas durchatmen." Nikol hatte zuvor daran erinnert, dass Unions Vorsprung auf einen Abstiegsplatz zwischenzeitlich auf sieben Punkte geschmolzen war.

Die vor Weihnachten noch anstehenden Aufgaben für Union sind gewaltig. Nach dem DFB-Pokalspiel am Dienstag (19 Uhr, Alte Försterei) gegen RW Oberhausen tritt die Mannschaft in der Zweiten Liga noch bei Hannover 96 und Mainz 05 an. Fiel und Co. wollen von den beiden Auswärtsspielen mehr mitbringen als nur ein paar Trikots ihrer Gegenspieler. Sie wissen nur allzu gut: Punkte sind bei solchen Reisen letztlich die nützlicheren Souvernirs.

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