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Sport: „Null Prozent langweilig“

Basketball-Bundesliga-Chef Otto Reintjes über den möglichen siebten Meistertitel von Alba Berlin – und Dirk Bauermann

Alba Berlin führt in der Finalserie gegen die TSK Bamberg mit 2:0 und kann heute um 15 Uhr (live im DSF) in der MaxSchmeling-Halle zum siebten Mal in Folge Basketball-Meister werden. Wir fragten den BBL-Commissioner, ob da nicht Langeweile aufkommt.

Herr Reintjes, werden Sie heute Ihren Rekord aus Ihrer Zeit als Manager von Bayer Leverkusen los?

Das geht gar nicht, Alba Berlin kann heute meinen Rekord von sieben Meistertiteln in Folge höchstens einstellen.

Ärgert es Sie nicht, dass Leverkusens Leistung nicht mehr einmalig ist, wenn Alba heute gewinnt?

Diese Zeit ist schon so weit weg, und Alba legt momentan eine tolle Serie hin. Aber ob die heute wirklich Meister werden, müssen wir erst noch sehen.

Sie müssten nicht nur als ehemaliger Leverkusener zu Bamberg halten. Auch als Chef der Basketball-Bundesliga müssten Sie ein Interesse haben, dass nicht immer der gleiche Verein Meister wird.

Das sehe ich anders. Eine Liga muss das Ziel haben, dass der beste Klub auch Meister wird. Wenn das immer der gleiche Verein ist, ist das ein Problem der anderen Klubs.

Ist das auf die Dauer nicht langweilig?

Nein, das haben wir doch in dieser Saison gesehen. In den Play-offs hatte es Alba gegen Frankfurt und Braunschweig sehr, sehr schwer, und das Finale hätte auch anders aussehen können. Das zeigt doch, dass die Liga null Komma null Prozent langweilig ist.

Das wissen vielleicht die Experten, die die Ereignisse in der Liga regelmäßig verfolgen. Für Außenstehende ist Basketball die Sportart, in der Alba Berlin immer Meister wird.

Das müssen die Außenstehenden beurteilen. Aber wenn die Liga langweilig wäre, müssten die Zuschauerzahlen zurückgehen. Das Gegenteil ist der Fall. In Berlin, wo man am ehesten sagen müsste, dass es langweilig wird, steigen die Zuschauerzahlen. Es kommen dort mehr Fans zu Bundesligaspielen als zu den Europaligaspielen. Ich würde sogar sagen, dass sich die Dominanz von Alba stimulierend auswirkt.

Warum?

Es ist nicht mehr so, dass die Konkurrenten demütig vor Alba stehen. Das war vielleicht zu Beginn der Meisterschaften so. Jetzt nehmen die Mannschaften die Herausforderung Alba an. Jeder will den Meister schlagen.

Insbesondere Dirk Bauermann, der Trainer der TSK Bamberg. Am Mittwoch fühlte er sich von den Schiedsrichtern benachteiligt und beschimpfte den Unparteiischen Boris Schmidt, der sich von ihm körperlich bedroht fühlte. Ist das der Dirk Bauermann, den Sie aus Ihrer Zeit bei Leverkusen kennen?

Dirk Bauermann hat zuletzt gesagt, dass er ruhiger geworden ist. Ich glaube das auch. Am Mittwoch aber ist er ein Stück zu weit gegangen. Das müssen wir noch miteinander besprechen. Ich werde ihn nach der Saison anrufen und darüber reden. Jetzt warte ich erst die Berichte der Spielleitung ab.

Werden seine Ausfälle für das heutige Spiel Konsequenzen haben?

Nein. Ich denke, wir sprechen hier nicht von einer Suspendierung, sondern von einer Geldstrafe.

Was war Ihre Reaktion, als Sie ihn im Fernsehen auf die Schiedsrichter zustürmen sahen?

Ich war erstaunt. Aber ich weiß, wie schwer es für jemanden ist, der sich und sein Team auf den Punkt genau vorbereitet hat und der dann durch seine subjektive Brille sein Engagement in Frage gestellt sieht. Da ist es schwer zu verkraften, dass ein anderer das negativ beeinflusst.

Nach den Ereignissen vom Mittwoch wird der Druck heute auf die Schiedsrichter Horst Weichert und Roger Schwarz besonders groß sein.

Der Druck auf die Schiedsrichter ist immer groß. Ich denke aber, dass zu viel Theater um die Schiedsrichter gemacht wird. Trainer und Spieler sollen sich auf die eigene Leistung konzentrieren. Es gibt zum Beispiel zu viel Trash Talk (verbale Provokationen, Anm. d. Red.) auf dem Spielfeld, da müssen die Schiedsrichter konsequenter durchgreifen.

Nach Spielende könnte wieder der schmucklose Meisterschild der BBL zum Einsatz kommen.

Über den Schild gehen die Geschmäcker auseinander.

Wie finden Sie denn den Schild?

Ich bin da schmerzfrei. Ich will da gar nicht mitdiskutieren, dazu ist mir das Thema zu unwichtig.

Werden Sie den Schild heute mitbringen?

Ich werden nur die Silber- und Goldmedaillen der Liga mitbringen. Ob wir sie heute brauchen werden, weiß ich nicht.

Und wo kommt der Meisterschild her?

Der Schild steht beim Meister. Also bei Alba Berlin in der Geschäftsstelle oder in der Umkleidekabine. Die müssen das nur holen.

Und wenn Bamberg gewinnt?

Dann nehme ich ihn heute mit und bringe ihn am Dienstag nach Bamberg.

Das Gespräch führte Benedikt Voigt

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