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Sport: Nummer 69 ist gesetzt

Bayerns Lizarazu hat die höchste Rückennummer – und einen Stammplatz

Die Zeit ist knapp. Höchstens zwei Trainingstage wird Bixente Lizarazu an der Säbener Straße 51 auf dem schmucken Trainingsgelände des FC Bayern München verbracht haben, wenn seine Mannschaft am Freitag gegen den Hamburger SV die Rückrunde der Fußball-Bundesliga eröffnet. Hinzu kommen zwar noch ein Trainingslager in Dubai und ein dreitägiger Trip durchs Rheinland, doch viel Zeit für einen Neuzugang ist das nicht. Dass Lizarazu, 35, beim FC Bayern allerdings nicht der Kategorie „Neuzugänge“ zugeordnet wird, dürfte wohl jedem Fußballanhänger in Deutschland einleuchten. Schließlich spielte der Baske sieben lange Jahre in München.

Die Verpflichtung scheint wirklich nur Vorteile zu bieten: Die Bayern holen einen Sympathieträger zurück, der ihr Problem auf der linken Seite bis zu Philipp Lahms Rückkehr im Sommer löst, Manager Hoeneß sieht sich in seiner Meinung bestätigt, dass die Macht der Spieler beim Vertragspoker sinkt, und für Lizarazu scheint die Rückkehr in seine sportliche Heimat sowieso die beste Lösung: „Ich habe das Gefühl, als sei ich nicht vor einem halben Jahr, sondern vor zwei Tagen weggegangen.“ Schon nach ein paar Trainingseinheiten konnte er diese Aussage glaubhaft untermauern: „Es ist alles das Gleiche. Oliver Kahn hat sich nach jedem Gegentor fürchterlich geärgert, Sammy Kuffour hat alle umgetreten.“

Und so spielte Lizarazu im ersten Spiel auf deutschem Boden seit seiner Rückkehr, einem Test gegen den 1. FC Köln, als wäre er nie weggewesen. Nicht auffällig, aber souverän – 90 Minuten lang. „Ich bin froh und dankbar, dass mir Uli für die Rückrunde so einen Klassemann zur Verfügung stellt“, sagt Magath über seinen Neuzugang: „Im Grunde ist es so, als wäre er nach einer langen Verletzungspause zurückgekommen.“

Dass Lizarazu neben Kahn, Lucio, Salihamidzic, Ballack (gegen den HSV gelbgesperrt), Frings und dem Sturmduo Pizarro/Makaay zu den gesetzten Spielern zählt, ist jedoch nicht unbedingt der Beweis seiner Klasse. Es fehlen die Alternativen: Tobias Rau ist bei den Bayern durchgefallen, und Salihamidzic wird in den nächsten Spielen auf der rechten Seite benötigt. Das Hauen und Stechen um die Stammplätze in diesem edel besetzten Kader geht nun in die letzte Runde: 14 Spieler kämpfen um vier Positionen in der Innenverteidigung und im Mittelfeld. Die Außenbahn ist ausgenommen. Dort wird Lizarazu mit der höchsten Nummer der Bayern-Geschichte, der 69, die Rückrunde bestreiten. Das immerhin ist mal was Neues. Und natürlich hat sich Lizarazu auch damit in Höchstgeschwindigkeit arrangiert. Seine ursprüngliche Nummer, die Drei, trägt Lucio, aber Lizarazu weiß, warum die 69 viel besser zu ihm passt: „Ich bin 1969 geboren, 1,69 Meter groß und 69 Kilo schwer“, sagt er und lächelt. „Okay, ich war mal 69 Kilo schwer, aber um ehrlich zu sein: Das ist ein paar Jahre her.“

Vielleicht wird der Verteidiger in seinem womöglich letzten halben Fußballjahr ein paar mehr Ansichten vertreten als bisher. Lieblingssätze für Journalisten gibt es nicht viele, einer davon ist berühmt geworden: „You have to win Zweikampf.“ Dieses englisch-deutsche Satzgebilde aus dem Munde eines Franzosen verdeutlicht Lizarazus Fußballphilosophie: Mit Power, Aggressivität und unbändigem Siegeswillen will er nun für ein halbes Jahr die linke Abwehrseite des Rekordmeisters verteidigen. Drei weitere Titel kann der Welt- und Europameister dabei seiner Sammlung hinzufügen: „Diese sechs Monate werden vielleicht die wichtigsten meines Lebens“, sagt er und gibt sich zuversichtlich. „Warum sollten wir nicht alle drei Titel holen?“

Moritz Küpper[München]

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