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Der Ton-Angeber. Sascha Burchert machte sich in Meuselwitz bemerkbar und erhielt auch Lob vom Trainer.

© Ottmar Winter

Nummer drei als Nummer eins?: Sascha Burchert: Der Mann dahinter

Sascha Burchert hat den verletzten Thomas Kraft im Pokal beim ZFC Meuselwitz im Tor vertreten. Jetzt hofft der 21-Jährige auf mehr bei Hertha BSC.

Wer als Fußballprofi bei einem Bundesligisten angestellt ist, wird es in der Regel als unbefriedigend empfinden, wenn er nur in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kommt. Bei Sascha Burchert, dem Torhüter von Hertha BSC, ist das nicht anders, und doch hat ihm seine Betätigung in der U 23 des Berliner Bundesligisten einige Detailkenntnisse beschert, die ihm am Sonntag durchaus zugutegekommen sind. Während der erste Pokalauftritt beim ZFC Meuselwitz den meisten Berlinern wie die Reise in eine unbekannte Welt vorgekommen sein dürfte, hielt sich das Staunen bei Burchert in Grenzen. „Ich habe gegen Meuselwitz schon ein paarmal gespielt“, berichtete er nach Herthas lockerem 4:0-Sieg. Der ZFC ist genauso wie Herthas zweite Mannschaft in der Regionalliga Nord beheimatet. „Die meisten Spieler kannte ich.“

Kein Grund zur Aufregung also, obwohl der Einsatz auch für Burchert etwas unerwartet kam. Am Samstagmorgen noch musste er davon ausgehen, dass er tags darauf in Meuselwitz einen geruhsamen Nachmittag auf der Bank verbringen würde, dann verletzte sich Thomas Kraft, 23, im Abschlusstraining am Sprunggelenk – und Burchert, der zu Beginn der Vorbereitung noch als inoffiziell dritter Torhüter geführt wurde, war plötzlich Herthas Nummer eins. „Das zeigt ja nur, dass man nicht nur einen guten Torwart braucht, sondern mindestens zwei auf einem ähnlichen Niveau“, sagt der 21-Jährige. „Wir haben drei.“

Neben Kraft und Burchert wäre da noch der erfahrene Maikel Aerts, 35, der in der Aufstiegssaison Herthas Stammtorhüter war, seine Position aber an Kraft, den Neuzugang vom FC Bayern, eingebüßt hat. Der Holländer fehlt derzeit verletzt, weil er sich – möglicherweise aus falschem Ehrgeiz – in der Vorbereitung einen Muskelfaserriss zugezogen hat. Bei Kraft brachte die gestrige Untersuchung Entwarnung, er soll zum Bundesligaauftakt gegen Nürnberg am Samstag wieder spielen können. Und auch bei Aerts hat Babbel Hoffnung, dass er in dieser Woche ins Training zurückkehrt. Aber selbst wenn beide ausfielen, hätte Herthas Trainer keine großen Bedenken. Es gibt ja Sascha Burchert.

Babbel hat immer schon gut über den Nachwuchstorhüter gesprochen

Markus Babbel lobte den Vertreter des Vertreters nach dem Pokalspiel gegen den Viertligisten Meuselwitz sogar fast ein bisschen zu enthusiastisch. Vier Bälle flogen in den 90 Minuten auf Herthas Tor, zwei landeten ohne weiteres Zutun in Burcherts Armen, bei den beiden anderen war die Aufgabe für den Torhüter der Berliner schon etwas anspruchsvoller: Er löste sie zur allgemeinen Zufriedenheit. „Ich weiß, was ich an ihm habe“, sagte Babbel.

Herthas Trainer hat immer schon gut über den Nachwuchstorhüter gesprochen, nur gab es in der vorigen Saison eine deutliche Diskrepanz zwischen Worten und Taten. Als Aerts im Herbst verletzt ausfiel, nahm nicht etwa Burchert seinen Platz ein; Babbel zog ihm den 38 Jahre alten Marco Sejna vor – und das, obwohl sich Herthas Trainer offensiv als Förderer der Jugend positioniert hatte. Zwischen den Zeilen aber konnte man bei Babbel in Bezug auf Burchert immer eine gewisse Restskepsis heraushören.

Inzwischen klingt das anders. „Ich habe ihm gesagt: ,Bleib dran!’ Es kann unglaublich schnell was passieren“, sagt Herthas Trainer. Burchert erzählt, dass er in der Vorbereitung „ein relativ positives Gespräch“ mit Babbel gehabt habe. „Er hat gesagt, dass er trotzdem auf mich setzt. Und da vertraue ich dem Trainer.“ Die Überlegungen, den Verein nach neun Jahren zu verlassen, sind jedenfalls hinfällig, Burchert will sich der neuen Herausforderung stellen, auch wenn die Situation für ihn auf den ersten Blick nicht gerade einfacher geworden ist. In der vergangenen Saison war er noch der Nachwuchsmann mit Perspektive hinter zwei gestandenen Torhütern, deren Karriereende absehbar schien. Mit Kraft aber hat Burchert jetzt einen Konkurrenten vor sich, der kaum älter ist und dazu den Bonus des Neuzugangs besitzt.

Burchert hat die Situation trotzdem etwas anders eingeschätzt. Als zu Beginn der Vorbereitung nur über einen Zweikampf zwischen Aerts und Kraft debattiert wurde, hat er das amüsiert zur Kenntnis genommen. Er war sich fast sicher, dass er der lachende Dritte sein würde. Dafür hat er sogar seinen Urlaub zwei Wochen früher abgebrochen und privat trainiert. Burchert macht jetzt einen weitaus athletischeren Eindruck, hat seit dem vergangenen Sommer sechs Kilogramm zugelegt – an Muskelmasse. „Gewachsen bin ich jedenfalls nicht mehr.“

Der Auftritt beim Pokal in Meuselwitz war Burcherts elftes Pflichtspiel für Herthas Profis. Bis 2013 läuft sein Vertrag noch. Als er ihn im vorigen Sommer unterschrieben hat, hat er sich selbst zum Ziel gesetzt, „am Ende dieser drei Jahre fester Bundesliga-Torhüter zu sein“. Sascha Burchert sagt, dass dieses Vorhaben immer noch gilt.

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