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Sport: Nur der harte Kern

Ständig ist die Arena ausverkauft. Immer wenn Schalke-Fan Siegfried Heinse zu einem Heimspiel seines Vereins gehen will, muss er um die Karte kämpfen.

Ständig ist die Arena ausverkauft. Immer wenn Schalke-Fan Siegfried Heinse zu einem Heimspiel seines Vereins gehen will, muss er um die Karte kämpfen. Das ist anders, wenn der 57-Jährige im Juni mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zur WM nach Japan und Südkorea fliegt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat gerade mal ein Drittel seiner Tickets verkauft. Die Nachfrage ist in Deutschland nicht besonders groß. Zu teuer. Heinse zahlt für 30 Tage Fernost 13 000 Euro. "Da muss man schon eine kleine Fußball-Macke haben, um das zu machen", gesteht er.

Bei früheren Weltmeisterschaften war die Resonanz größer: "Da hätten wir unser Karten-Kontingent dreimal verkaufen können", sagt DFB-Ticketmanagerin Katja Sichtig. Doch die Preise diesmal sind hoch. Zwischen 75 und 925 Euro - für die besten Plätze im Finale - müssen die Fans pro Spiel bezahlen. Hinzu kommen Flug, Hotel und Verpflegung. Sportreise-Veranstalter wie Helmut Voss, Geschäftsführer von Voss & Votava, denken wehmütig an vergangene Weltmeisterschaften zurück. Zur WM 1998 nach Frankreich seien 2200 Fans mit ihm gereist. "Nach Japan und Südkorea kommen gerade einmal 100 bis 150 mit." Insgesamt fünf Unternehmen bieten Fahrten zu den WM-Spielen an. Alle haben bislang wesentlich weniger Buchungen als bei anderen großen Sport-Events. Eine vier bis sechs Tage Reise zu einem einzelnen Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft mit Flug und Übernachtungen gibt es nicht unter 2200 Euro.

Bei Voss & Votava sind mit Ex-Weltmeister Pierre Littbarski und Aachens Trainer Jörg Berger zwei prominente Animateure dabei. "Berger begleitet die Gruppe die gesamte Vorrunde", sagt Voss. Für Littbarski, den Trainer des MSV Duisburg, ist es als "Japankenner interessant, anderen Menschen meine zweite Heimat vorzustellen, ihnen eine neue Kultur nahe zu bringen". Trotz solcher Angebote ist die Resonanz schwach. "Japan und Südkorea sind für viele eben nicht so interessant wie Australien oder Amerika", sagt Wolfgang Vieten, Geschäftsführer von Vietentours in Düsseldorf. Und auch die schwachen Leistungen der deutschen Mannschaft in den vergangenen Jahren hätten auch dazu beigetragen. Nicht gerade begeistert waren die Unternehmen davon, wie die Fifa die Karten verkauft hat: Jeder Fan musste sein Ticket einzeln beim DFB bestellen. Der Weltverband wollte die Sicherheit dadurch erhöhen, dass er von jedem die Personaldaten bekommt und zudem den Schwarzhandel bekämpfen. Der Fußball Bund selbst hat rund 90 Fan-Reisen verkauft.

Wer jetzt noch eine Karte haben will, muss es über www.fifa.com versuchen. Siegfried Heinse hat seine Karten zusammen. Für ihn ist dies die sechste WM. Ob die 13 000 Euro gut angelegt sind, will er nach dem Endspiel entscheiden: "Mal sehen, wie weit die Deutschen kommen."

Jan Berg

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