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Sport: Nur der Schnee stört

Kaiserslautern besteht mit Polens Spiel gegen die USA den WM-Test

Noch 29 Kilometer bis Kaiserslautern, und bei Artur Lodziana kommt das erste Mal WM-Stimmung auf. Auf der extra für die Weltmeisterschaft ausgebauten A 63, die Kaiserslautern mit dem Rest der Welt verbindet, weist ein buntes Schild mit WM-Logo den jungen Polen darauf hin, dass er zu Gast bei Freunden ist. Danach kommt Winnweiler, dann lange nichts. Plötzlich leuchtet nach 15 Kilometern auf einer elektronischen Anzeigentafel ein großer gelber Pfeil auf. Lodziana denkt sofort an eine Baustelle und will die Spur wechseln, als er merkt, dass der Pfeil auf die Park-and-Ride-Parkplätze für das Freundschaftsspiel zwischen den USA und Polen hinweist.

Wegen dieses Spiels hat sich der Mann aus Krapkowice auf den mehr als 1000 Kilometer langen Weg in die Pfalz gemacht. Am Parkplatz läuft alles reibungslos ab. Freie Parkplätze gibt es genug, der Shuttlebus steht schon bereit. „Die Organisation hier ist perfekt. Die Wege sind gut beschildert und die Ordner sind freundlich“, lobt Artur Lodziana, der seine polnische Fahne mit dem Namen seiner Heimatstadt beschriftet hat. Vorm Stadion ruft er zwei Amerikaner mit ihrer Stars-and-Stripes-Flagge für ein gemeinsames Foto zu sich.

Ein Hauch von WM-Stimmung ist rund um den ersten ernsthaften Test für den kleinsten Austragungsort der Weltmeisterschaft zu spüren. Vier Vorrundenspiele und ein Achtelfinale werden in der 100 000 Einwohner großen Stadt ausgetragen. Darunter ist auch das Spiel USA gegen Italien, weshalb die Amerikaner Kaiserslautern als Ort für das Testspiel gewählt hatten. Zudem sind viele US-Soldaten wie Kevin Huggins in der Nähe von Kaiserslautern stationiert. Für das WM-Spiel gegen Italien hat er keine Karten bekommen, aber wenigstens diesen Auftritt seiner US-Boys wollte er live erleben. Seine ganze Familie liebt Fußball und Tochter Keelin spielt sogar im Verein. Und er ist begeistert. „Alles läuft perfekt, vor allem die Transportwege sind gut organisiert“, sagt er. Ob es amerikanische Höflichkeit ist oder wirklich ernst gemeint, lässt sich nicht sagen. Aber auffallend viel Lob gibt es aus beiden Lagern. Eine Gruppe junger Polen ist aus dem Ruhrgebiet angereist und auch sie ist angetan vom Ablauf. „Alles hat gepasst. Wir haben schnell einen Parkplatz gefunden, die Busfahrer sind freundlich.“ Und für den starken Schneefall können die Organisatoren ja schwerlich verantwortlich gemacht werden. „Das Einzige, was gefehlt hat, war Freibier“, sagt einer der polnischen Fans. Dafür gibt es im Stadion Pfälzer Bratwurst. Und die kommt auch bei Nick Nordan gut an. Er ist ebenfalls US-Soldat und mit der ganzen Familie im Stadion. Seine Frau schmiert Kindern und Erwachsenen noch die US-Landesfarben ins Gesicht, die Jüngsten brüllen den Polen schon mal ein schallendes „USA“ entgegen. Auch Nick Nordan lobt die Organisation. „Alles ist perfekt“, sagt er.

Das Rote Kreuz ist ebenfalls zur Stelle – auch wenn es darum geht, eine amerikanische Flagge mit Klebeband zu verarzten. Bei so viel Lob waren auch die Verantwortlichen in Kaiserslauterns WM-Büros zufrieden. „Wir werden jetzt die Ergebnisse der Verkehrs- und Zuschauerströme auswerten, aber der erste Eindruck ist positiv“, sagt Dirk A. Leibfried, Sprecher des WM-Büros. Das Spiel selbst allerdings hatte kein WM-Niveau. US-Trainer Bruce Arena sprach nach dem 1:0-Sieg durch den Treffer von Clint Dempsey von einem „eher lockeren Kick“. Pawel Janas, sein polnischer Kollege, gab sich nicht so entspannt. Der Trainer des deutschen WM-Vorrundengegners kündigte an, dass er keine Entschuldigungen der Spieler mehr akzeptieren werde. „Ich verlange absolute Konzentration. Keine Position ist in meinem Team sicher.“

Den Organisatoren aber kann Janas’ Unmut egal sein. Kaiserslautern hat den WM-Test bestanden.

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