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Sport: Nur der Schuh zwickt

Alles andere als eine WM-Medaille wäre für die deutschen Kombinierer am Freitag eine Enttäuschung

Val di Fiemme. Die erste Medaille bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften für Deutschland ist für Freitag fest eingeplant. In der Kombination aus Springen von der 90-Meter-Schanze und 15 km Langlauf ist Ronny Ackermann der große Favorit auf den Titel. Auch Björn Kircheisen und Georg Hettich haben gute Chancen.

„Wir sind absolute Weltspitze“, sagt Cheftrainer Hermann Weinbuch. Er hat allen Grund für dieses Selbstbewusstsein. Im Weltcup führt der Olympiazweite Ronny Ackermann (zwei Siege, fünf zweite Plätze). Das 19-jährige Ausnahmetalent Bjoern Kircheisen, der bei den Junioren-Weltmeisterschaften vor zwei Wochen drei Titel gewann, ist Dritter, Georg Hettich Fünfter. „Die Burschen sind jetzt noch reifer, selbstbewusster, stärker und in sich gefestigter als bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City 2002“, sagt Weinbuch.

Der Trainer setzt darauf, dass seine Kombinierer bei Großveranstaltungen nicht das große Nervenflattern bekommen. „Ich will spaßvollen Angriff sehen, zusätzliche Energie, Punch und Power wie bei den Amerikanern“, sagt Weinbuch. Ein dreiwöchiges Trainingslager in St. Moritz tat ein Übriges für Form und Moral, Zusammenhalt und Selbstbewusstsein. Ein Problem hat lediglich der erste Medaillenanwärter Ronny Ackermann. Dem 25-Jährigen aus Oberhof war beim Training in St. Moritz der Sprungschuh „ziemlich zerstört“ worden. Bis zuletzt wusste Ackermann nicht, ob er den reparierten alten Schuh anziehen oder auf den ungewohnten neuen umsteigen soll.

Solche Probleme würde Marko Baacke gerne haben. Der Weltmeister von Lahti kommt nur im Sprint in der nächsten Woche zum Einsatz. Und das auch nur, weil er als Titelverteidiger automatisch qualifiziert ist. Am 20. November 2001 hatte er bei einem Trainingssturz lebensgefährliche innere Blutungen und Verletzungen erlitten. „Mit hundert Stundenkilometern prallte mein Körper auf den Schnee“, erzählt Baacke. Es ging um Leben und Tod. In einer Notoperation mit einem 26 Zentimeter langen Schnitt waren ihm die Milz und eine Niere entfernt worden. Der erste Sprung im Wettkampf ein Jahr nach dem Unfall sei wie eine Befreiung gewesen. Er musste den Albtraum überwinden. „Es hätte ja sein können, dass ich da oben stehe und nicht losfahre.“ So ist Baacke „überglücklich, wieder dabei zu sein“. Und irgendwann, das ist sein persönlicher Traum nach dem Trauma, will er wieder „ganz oben stehen“.

Hartmut Scherzer

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