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Sport: Nur der Titel zählt

Nach dem Misserfolg der vergangenen Saison brennt Alba Berlin auf Wiedergutmachung

Berlin - Ein Journalist, der mit dem Basketballklub Alba Berlin offenbar noch nicht allzu oft in Kontakt gekommen ist, fragte am Dienstag den Vizepräsidenten Marco Baldi: „Sind Sie der Trainer?“ Den wirklichen Trainer, Henrik Rödl, hatte er übersehen, obwohl der 2,02 Meter große Coach gerade in der Max-Schmeling-Halle an ihm vorbeigelaufen war. Rödl trug allerdings einen mausgrauen Trainingsanzug, in dem man ihn leicht auch mit einem Spieler verwechseln konnte. Vielleicht wollte er seiner Mannschaft mit einem Outfit, das Schweiß und Arbeit ausstrahlte, noch einmal das deutlich machen, was im Team ohnehin jeder weiß: Jetzt wird es wirklich ernst.

Für Alba Berlin beginnen am Freitag (19.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle) gegen EnBW Ludwigsburg die Play-offs in der Basketball-Bundesliga. In der Viertelfinalserie, die nach dem Modus „Best of five“ gespielt wird, geht es für die Berliner darum, wenigstens das letzte und wichtigste Saisonziel zu erreichen: Den Meistertitel. „Wir freuen uns auf die Play-offs“, sagt Rödl, „jetzt zählt jedes Spiel.“ Sein Team geht als Tabellenerster in die entscheidende Phase und zählt neben dem Tabellenzweiten Bamberg, Pokalsieger Köln und Titelverteidiger Frankfurt zu den Favoriten. Rödl sagt: „Wir haben sehr gute Chancen auf den Titel, aber wir sind auch nicht so dominierend durch die Liga geritten wie es früher schon einmal der Fall war.“ Acht Mal haben die Berliner auswärts verloren, zu Hause gaben sie kein Spiel ab.

Gegen Ludwigsburg wird der lange verletzte Aufbauspieler Mithat Demirel erstmals wieder im Kader stehen. „Ich denke aber nicht damit, dass er uns groß helfen kann“, sagt Henrik Rödl. Er hat das Team erst im Januar übernommen, als sich der Verein nach einer Serie von Misserfolgen in Uleb-Cup und Bundesliga vom langjährigen Trainer Emir Mutapcic trennte. Der für den Verein äußerst schmerzhafte Schritt verdeutlicht die große Bedeutung, die der Meistertitel für die Berliner in dieser Saison hat. Im vergangenen Jahr war Alba erstmals nach sieben Meistertiteln im Halbfinale gescheitert. Nun brennt der Klub auf Wiedergutmachung. Zumal Alba Berlin nur der Meistertitel die Qualifikation für die Europaliga bringen würde. Ein Grund mehr, den achten Meistertitel zu holen.

Doch Vizepräsident Marco Baldi will von Meisterschaft und den Konsequenzen daraus gegenwärtig nicht sprechen. „Ich werde überall auf den Meistertitel angesprochen, doch genau darin liegt die Gefahr.“ Weil dadurch die Spiele gegen Ludwigsburg in den Hintergrund rücken. „Wir müssen momentan jedes Spiel und jede Runde für sich sehen.“

Die aktuelle Saison brachte den Berlinern neben Turbulenzen wie den Dopingfall Michael Wright auch eine erfreuliche Nachricht. Erstmals stieg der Zuschauerschnitt bei Bundesligaspielen um drei Prozent auf 6551. Neben der spannenden Liga macht Baldi dafür verantwortlich, „dass es die Berliner goutieren, wenn sich eine Mannschaft verausgabt“.

Auch die Statistik spricht im Viertelfinale für Alba. Seit der Vereinsgründung erreichte der Verein stets die Play-offs, wurde sieben Mal Meister, vier Mal Zweiter, scheiterte zwei Mal im Halbfinale und nur einmal war bereits im Viertelfinale Schluss. Das war in der Saison 1992/1993. Gegen Ludwigsburg.

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