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Sport: Nur die Heimat auf der Brust

Der HSV hat kurz vor Saisonstart noch keinen Trikotsponsor

Von Karsten Doneck, dpa

Dessau. Kaum war das Gerücht im Umlauf, kam von den Fans viel Fürsprache. Holsten und der HSV – das würde doch prima zueinander passen. Einerseits greift der Fan ohnehin gern zu den Produkten dieses Bierherstellers, andererseits zählt die Brauerei seit langem beim Hamburger Fußball-Bundesligisten zu den Sponsoren. Was läge also näher, als dass Holsten mit seinem Schriftzug jetzt auch aufs Trikot geht, sich quasi dem Hamburger SV direkt ans Herz wirft? Es gab Gespräche, gegenseitiges Interesse, Schulterklopfen – nur keinen neuen Vertrag. Der HSV war wieder um eine Hoffnung ärmer. Derzeit wirbt der Klub, immerhin Uefa- Cup-Teilnehmer, auf seinen Trikots nur für sich selbst, und die Heimatstadt. „HSV“ steht auf den weißen Heimtrikots, „Hamburg“ auf den blauen Auswärtshemden. Von den 18 Bundesligisten ist außerdem nur noch der 1. FC Köln ohne Trikotsponsor.

Die Hamburger, die mit „HSV“-Schriftzug gegen Hertha BSC ins Halbfinale des Ligapokals einzogen, verfallen aber nicht in Panik. „Ich bin überzeugt davon, dass wir am 2. August die Saison mit einem Trikotsponsor beginnen werden“, sagt Bernd Hoffmann, der HSV-Vorstandschef. Mit mehreren Bewerbern laufen derzeit Gespräche. Der HSV hat das vergangene Geschäftsjähr mit einem Minus von 14,5 Millionen Euro abgeschlossen. Und nach dreijähriger Kooperation auch noch den Trikotsponsor, die Verlagsgruppe Milchstraße, verloren. 15 Millionen Euro zahlte der Verlag in drei Jahren. „Wir wollen unsere Marketingaktivitäten anders ausrichten“, sagt Michael Kleinjohann, Verlagsleiter des Unternehmensprodukts „TV Spielfilm“.

Bei der Suche nach einem Trikotsponsor erhob der HSV eine Art Topzuschlag, bot seine Brust angeblich für bis zu sechs Millionen Euro an. „Der HSV ist keineswegs zu anspruchsvoll. Wir haben in drei Jahren die WM in Deutschland, da sollte man sich auch nicht unter Wert verkaufen“, sagt Reinhard Geise vom Vermarkter Sportfive. Der HSV korrigierte freilich nach den gescheiterten Verhandlungen mit Holsten, dem Elektronik-Konzern Olympus und dem Bekleidungshersteller Tom Tailor seine Vorstellungen. „Solche Preisschilder hängen bei uns längst nicht mehr dran“, sagt Hoffmann.

Mit Olympus war der HSV schon ziemlich fest verbandelt. Die Japaner, am HSV stärker denn je interessiert, seitdem dort ihr Fußball-Held Naohiro Takahara unter Vertrag steht, boten die Hälfte dessen, was der HSV forderte: drei Millionen Euro. Es wurde viel geredet, viel gefeilscht, aber am Ende blieb Olympus stur: drei Millionen Euro und keinen Cent mehr. Trotzdem ist die Zusammenarbeit enger geworden. Der Konzern, zuvor eher mit Münzgeld beim HSV dabei, rückt jetzt auch große Scheine raus. Olympus wurde so genannter Exklusivpartner.

Trotz aller Probleme: Vier, fünf Millionen Euro muss ein Konzern schon ausgeben, um auf den Trikots der Hamburger zu werben. „Als HSV haben wir einen gewissen Anspruch“, sagt Reinhard Geise von Sportfive. Zum Aldi der Bundesliga will sich der HSV nicht machen lassen. Da wirbt er lieber noch etwas für die Heimatstadt und für sich selbst.

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