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Sport: Nur die Ruhe bewahren

Ganz Karlsruhe träumt von der Rückkehr in die Bundesliga, der KSC versucht, gelassen zu bleiben

Als der Karlsruher SC vor ein paar Tagen ins „Badische Brauhaus“ bat, gab es eine Botschaft zu verkünden, die den fühlbaren Aufschwung und die gestiegene Begeisterung der Bevölkerung rund um den Verein ausdrückte. Ganze zehn Tage dauerte es, um 2900 Dauerkarten zu verkaufen und die Gesamtzahl auf stolze 8500 zu steigern. Bis hinaus ins Freie und über das gesamte weitläufige Treppenhaus der KSC-Zentrale drängelten sich die Fußballfreunde. Es ging vor der Geschäftsstelle im Wildpark zu wie beim Winterschlussverkauf. Kein Wunder, dass inzwischen auch bei den übrigen Verantwortlichen des Vereins Überstunden anfallen. Für Manager Rolf Dohmen hat das den Nachteil, dass er nur mit Mühe und Not dazu kommt, am Abend eine Dreiviertelstunde mit seiner kleinen Tochter zu spielen.

Karlsruhes Trainer Edmund Becker war bei dem PR-Termin im „Badischen Brauhaus“ gar nicht anwesend. Er widmet sich zurzeit wichtigeren Dingen wie zum Beispiel seinem Hausbau – und dem Projekt Aufstieg in die Erste Bundesliga. Das Letztere geht er auf eine ruhige und besonnene Art an. „Von Spiel zu Spiel denken“, lautet seine bekannte, aber in der Hinrunde auch äußerst wirkungsvolle Devise. Heute starten die Karlsruher gegen Wacker Burghausen in die Rückrunde. Und die soll nicht minder erfolgreich ausfallen.

Während Becker auf altbekannte Phrasen setzt, rechnet das Umfeld, wie viele Punkte noch nötig sind, um endlich nach dem Abstieg 1998 wieder in die Erste Liga zurückzukehren. Die Euphorie beim Tabellenführer der Zweiten Liga scheint so groß wie die Aussicht, es tatsächlich zu schaffen nach vielen mageren Jahren, die vor allem von Eifersüchteleien und Streitereien geprägt waren. „Es geht in Karlsruhe wieder um Fußball“, sagt Trainer Becker.

„Jeder ist angesteckt vom Bazillus Bundesliga. Es knistert jetzt mehr, wir spüren die Erwartungen, und wir spüren jetzt mehr Anspannung bei uns selbst.“ Dazu propagiert der Klub das Image der badischen Fußballfamilie, das eines Teams, dem der Ruf vorauseilt, ein verschworener Haufen zu sein, und das seines Trainers, dessen Besonnenheit auf viele im Umfeld des Vereins abzustrahlen scheint.

In der Winterpause verzichtete der Karlsruher SC bewusst auf Neuzugänge, „um keine Unruhe im Kader zu erzeugen“, sagt der Trainer. Dafür besitzt Becker seit Mitte Dezember den Fußballlehrerschein. Das passt zu dem Klub, der in den Verhandlungen mit der Stadt Karlsruhe in Sachen Stadionneubau selbstbewusst seine Position vertritt. Die Stadt will das marode Wildparkstadion neu bauen, stellt sich jedoch 3,3 Millionen Euro Jahresmiete vor. Der Karlsruher SC aber kann laut Manager Dohmen nur 2,2 Millionen zahlen. „Fest steht, der Verein kann nur mit einem neuen Stadion konkurrenzfähig sein und braucht die Erste Liga, um alle Schulden loszuwerden.“ Rund 4,5 Millionen an Altschulden drücken. Am 27. Februar wird im Gemeinderat neu entschieden, wenn entsprechende Gutachten vorliegen.

„Für uns geht es darum, gewissenhaft weiterzuarbeiten und weiter auf Teamgeist zu setzen, der uns so stark macht“, sagt Becker. „Das werde ich Woche für Woche genau beobachten.“ Dass die Verträge der wichtigen Stützen Giovanni Federico, Mario Eggimann, Sebastian Freis und Timo Staffeldt auslaufen, sieht der Trainer als möglichen Störfaktor im Aufstiegsrennen. Er wünsche sich eine zeitnahe Entscheidung, ließ er lediglich mitteilen.

Die Verantwortlichen des Karlsruher SC lassen sich nicht davon abbringen, ihre Gelassenheit zur Schau zu tragen. Dass sie in der zweiten Hälfte der Saison als Spitzenreiter und Aufstiegskandidat einer veränderten Situation ausgesetzt sind, ist derzeit allenfalls an Kleinigkeiten abzulesen. Stürmer Giovanni Federico, der beste Torschütze der Liga, sagte, man erkenne es auch an Trainer Edmund Becker. „Er gibt das eine oder andere Kommando mehr.“

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