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„Nur dieser letzte Schritt fehlt noch“: DFB-Frauen kämpfen um den Nations-League-Titel
Beim Finalgegner Spanien fehlt mit Aitana Bonmatí zwar die beste Spielerin, doch die Herausforderung im Estadio Metropolitano bleibt nach dem 0:0 im Hinspiel enorm. Umso mehr braucht das DFB-Team Mut und Selbstvertrauen.
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Die mangelnde Chancenverwertung – es ist die ganz alte Leier rund um die DFB-Frauen. Und doch wird sie immer wieder neu gespielt. Im Hinspiel des Nations-League-Finales am Freitag vergaben die deutschen Fußballerinnen Chance um Chance, allen voran Klara Bühl. „Es ist keine Frage der Technik, sondern eine der Spielintelligenz, des Erkennens von Situationen, um einfach effektiver vor dem Tor zu sein“, sagte Christian Wück später.
Diese Verbesserung sei der nächste Schritt, damit Bühl ihre Weltklasse noch öfter in Treffer ummünzt und ihrem Team so am Dienstagabend beim Rückspiel in Madrid (18.30 Uhr, ARD) vielleicht erstmals den Titel in der Nations League sichert.
Bundestrainer Wück empfahl seiner Spielerin dabei, einen Blick auf eine ihrer Gegnerinnen zu werfen: Aitana Bonmati. Die 27-Jährige habe im EM-Halbfinale, der letzten Niederlage des DFB-Teams gegen Spanien, innerhalb von Millisekunden die richtige Entscheidung getroffen. Als sie erkannte, dass sich die deutsche Torhüterin Ann-Katrin Berger auf den Fünfmeterraum konzentrierte, entschied sie sich für den Schuss ins kurze Eck und traf. „Diese Spielintelligenz, diese Entscheidungsfindung ist eine Trainingssache. Klara Bühl muss aus ihrer Quantität Qualität machen.“
Das deutsche Team wird am Dienstag allerdings nicht vor der Herausforderung stehen, Bonmati in den Griff zu bekommen. Die aktuelle Weltfußballerin verletzte sich im Training am Sonntag schwer. Wie der spanische Verband in einer Erklärung bekannt gab, zog sie sich in einer Aktion nach „einem unglücklichen Aufkommen” einen Wadenbeinbruch zu.
Auch in Madrid braucht es viel Mut und Selbstvertrauen
Es ist ein herber Rückschlag für das Team von Trainerin Sonia Bermudez, das nach dem schwachen Auftritt beim 0:0 in Kaiserslautern von der heimischen Presse deutlich kritisiert wurde. Das Spiel sei die schlechteste Leistung seit dem 0:4 gegen Japan bei der WM-Vorrunde 2023 gewesen. Die deutschen Spielerinnen hätten dem Team „mit dem meisten Ballbesitz auf dem Planeten“ immer wieder den Ball geklaut und kaum etwas zugelassen, schrieb etwa „El País“.
Tatsächlich gelang es dem DFB-Team mehrmals, hohe Ballgewinne zu erzielen und die Spanierinnen gar nicht erst in ihr schnelles Kurzpassspiel kommen zu lassen. Genau das sei laut Wück der Matchplan gewesen. „Es gibt keinen Grund, an unserer Herangehensweise und Taktik etwas zu verändern“, sagte er nun am Montagvormittag. „Deswegen hoffen wir, dass wir es zusammen hinbekommen, eine Fortsetzung des Spiels in Kaiserslautern hier in Madrid zu sehen.“
Rund dreizehn Monate nach seinem Amtsantritt könnte der Trainer den ersten Titel mit den DFB-Frauen gewinnen. „Wir wollen unbedingt diesen Titel holen und das weiterführen, was wir im Oktober 24 begonnen haben.“ Es sei ein Weg mit sehr vielen Veränderungen in der deutschen Nationalmannschaft gewesen, bedingt durch Rücktritte und Verletzungen mehrerer Leistungsträgerinnen. „Die Mannschaft hat das aber angenommen und muss weiter an ihren Weg glauben“, meint Wück.
Dem 52-Jährigen ist es in den vergangenen Monaten gelungen, das deutsche Team vor allem defensiv zu stabilisieren und für mehr Eingespieltheit auf dem Platz zu sorgen. Im zentralen Mittelfeld harmonieren Elisa Senß und Sjoeke Nüsken besonders gut, auf Linksaußen überzeugte zuletzt vor allem das Duo Franziska Kett und Klara Bühl. In den beiden Lehrgängen nach der EM hat sich daher auch das Thema Spiel mit dem Ball deutlich verbessert. Schon in den Halbfinalspielen gegen Frankreich hatte man über weite Strecken dominieren können.
Für Christian Wück und seine Spielerinnen gilt es daher, im Estadio Metropolitano mit demselben Mut und Selbstvertrauen aufzutreten – trotz der großen und sicher lautstarken Kulisse. Am Wochenende waren für die rund 70.000 Zuschauer fassende Arena von Atlético bereits 45.000 Tickets verkauft gewesen.
„Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Wück. „Nur dieser letzte Schritt, Tore zu machen, fehlt noch.“ Das soll sich am Dienstagabend ändern und damit die alte Leier von der fehlenden Effizienz zumindest für eine kurze Zeit verstummen.
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