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Sport: Nur ein kleines Endspiel

Der FC Bayern ist mit den Gedanken woanders.

München - Es war eine kuriose Frage, die Arjen Robben beantworten sollte. Aber sie legte die tiefere Wahrheit offen, wie es derzeit bestellt ist um das Innenleben der Profis vom FC Bayern München. Wenn denn eine Fee käme, wurde der Holländer gefragt, und ihm garantiere, dass die Münchner am 19. Mai die Champions League gewinnen würden – würde er dafür Borussia Dortmund den DFB-Pokal überlassen? „Ja“, antwortete Robben, da würde er sofort einschlagen.

Die Bayern haben viel investiert in dieser Saison im DFB-Pokal. Sie haben den VfB Stuttgart aus dem Weg geräumt, sie sind im Halbfinale 120 Minuten gegen Borussia Mönchengladbach gegangen und freuten sich dann auf dem Rasen wie kleine Kinder, ins Finale eingezogen zu sein. Und doch ist jetzt das Endspiel im deutschen Pokal irgendwie nur das kleine Finale, das Vorspiel vor dem großen europäischen Showdown. In den Münchner Medien bestimmt seit Tagen das Endspiel in der heimischen Arena gegen den FC Chelsea die Berichterstattung, auch die Fans sehen die Partie gegen Dortmund als eine Art Zwischenetappe. Und in all dem Trubel sind die Spieler trotz Aussagen wie der von Robben bemüht, sich professionell auf den DFB-Pokal vorzubereiten. Schließlich wollen sie ja wirklich gewinnen: Titel, egal welche, gehören zum Selbstverständnis ihres Klubs. Und nicht zuletzt will in München niemand ein fünftes Mal hintereinander gegen den BVB verlieren. „Da ist noch eine Rechnung offen“, sagt Bayerns Präsident Uli Hoeneß.

Arjen Robben hat nach der Frage mit der Fee deshalb auch gleich eilig hinterher geschoben, dass der FCB den DFB-Pokal „nicht herschenken“ und sich in Berlin auch nicht schonen werde. Auch wenn der DFB-Pokal aus Sicht der Münchner also das kleinste aller Ziele in dieser Saison ist: Nachdem schon der Meistertitel an die Borussia verloren wurde, darin sind sich die Spieler mit der Klubführung einig, soll nun zumindest der DFB-Pokal nicht auch noch an die westfälische Konkurrenz gehen.

Dazu beitragen sollen wohl auch jene Spieler, die eine Woche später gegen Chelsea wegen einer Gelbsperre nicht dabei sein dürfen. Luiz Gustavo, Holger Badstuber und David Alaba gehen fest davon aus, gegen Dortmund aufzulaufen. „Ich freue mich irrsinnig auf das Spiel“, sagt etwa Linksverteidiger Alaba, der die Partie im Olympiastadion auch als eine Art Therapie sieht, um über die Enttäuschung seiner Sperre für das andere Finale hinwegzukommen.

Münchens Torwart Manuel Neuer hat den DFB-Pokal erst im vergangenen Jahr mit Schalke 04 geholt, er geht als einziger Titelverteidiger in dieses Endspiel. Ein Sieg gegen Borussia Dortmund sei „eine gute Grundlage“ für das Finale der Champions League. Auch dieser Satz also wieder ein Beweis für das komplizierte Innenleben der Bayern-Profis in diesen Tagen: Ein Erfolg gegen Dortmund soll unbedingt her – aber irgendwie dringlicher ist dann doch der Vergleich mit dem Team aus London. Florian Fuchs

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