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Sport: Nur ein wenig schlechter Bielefeld will erneut

dem Abstieg entgehen

Wer hat das Sagen im Verein? Zum Leidwesen der Fans Roland Kentsch, der Finanz-Geschäftsführer. Der bei den Anhängern als „Sparminister“ verschriene Volkswirt verwaltet streng das wenige Geld der Arminia. In der vergangenen Saison lag er lange im Streit mit Thomas von Heesen, der den sportlichen Bereich managte. Statt mehr Risiko zu gehen und die vom erfolgreichen Trainer Uwe Rapolder geforderten Investitionen zu tätigen, hielt die Vereinsführung an ihrem vergleichsweise konservativen Finanzkurs fest. Ein wichtiger Grund dafür, dass Rapolder zum 1. FC Köln ging.

Was hat sich verbessert? Nichts. Aber es hat sich wenig verschlechtert – ein Erfolg für den Verein. Owomoyela, Buckley, Skela, Langkamp, Lense – alle haben die Arminia verlassen. Doch der angebliche Ausverkauf ist gar nicht so groß, nur Nationalspieler Owomoyela und Torjäger Buckley sind schmerzhafte Abgänge. In Tobias Rau vom FC Bayern, Spielmacher Nebojsa Krupnikovic und Verteidiger Bernd Korzynietz wurden erfahrene Bundesligaspieler geholt. Zudem überzeugten in den Testspielen der junge Verteidiger Heiko Westermann und Außenstürmer David Kobylik. Große Hoffnungen ruhen auch auf dem südafrikanischen Nationalstürmer Sibusiso Zuma.

Wie sicher ist der Job des Trainers? Es war eine logische Lösung, dass Thomas von Heesen vom Manager- auf den Trainerposten wechselte. Der ehemalige Arminia-Profi hat einen guten Draht zur Mannschaft und ist bei den Fans sehr beliebt. Selbst wenn es schlecht laufen sollte, ist nicht mit „von Heesen raus“-Rufen zu rechnen. Der Konflikt zwischen Kentsch und von Heesen ist aber nicht ausgestanden, das könnte schnell zu einem Problem werden. Der neue Sportdirektor Reinhard Saftig soll den schwelenden Streit als Zwischeninstanz entschärfen.

Welche Taktik ist zu erwarten? Von Heesen will die als „Konzeptfußball“ bekannte Taktik von Uwe Rapolder beibehalten. Laufintensives Pressing, ständiges Verschieben aller Feldspieler und schnelle, steil gespielte Angriffe nach der Balleroberung mit zwei Außenstürmern und einer zentralen Anspielposition – dieser Stil stellt hohe taktische Anforderungen an alle Feldspieler. Besonders wichtig waren unter Rapolder die beiden defensiven Mittelfeldspieler Detlev Dammeier und Rüdiger Kauf. Der 36-jährige Dammeier hat noch Kraft für 70 Minuten, Kauf fällt mit einem Kreuzbandriss ein halbes Jahr aus.

Welche Platzierung ist möglich? Arminia steigt ab. Die Überraschung Klassenerhalt kann im zweiten Bundesligajahr nur wiederholt werden, wenn die Mannschaft trotz der vielen neuen Spieler von Anfang an genauso geschlossen und taktisch reif auftritt wie in der Vorsaison. Es ist aber unwahrscheinlich, dass sich alle Neuzugänge perfekt integrieren. Zudem müsste jemand die 15 Tore schießen, die Buckley in der Vorsaison erzielte.

Wer sind die Stars? Es gibt keine. Der 23-jährige Tobias Rau wollte beim FC Bayern einer werden, vielleicht schafft er es in Bielefeld. Wenn Aufstiegsheld Isaac Boakye in dieser Saison verletzungsfrei bleibt, könnte der Stürmer zumindest ein kleiner Bundesligastar werden.

Wer hat noch Chancen auf die WM? Außer Tobias Rau kein deutscher Spieler. In seiner Zeit beim VfL Wolfsburg machte er 2003 sieben Länderspiele, und links hinten ist die Nationalmannschaft am schwächsten besetzt. Wenn Rau wieder so spielt wie vor seiner Zeit in München, darf er sich Hoffnungen machen.

Wie sind die Fans? Verlässlich kritisch. Arminia hat trotz des kleinen Stadions mit nur 26 000 Plätzen bisher die wenigsten Dauerkarten aller Bundesligisten verkauft. Der durchschnittliche Ostwestfale wartet erst einmal ab, „wie die so spielen“. Spielen sie gut, kommt er auch gucken. Spielen sie sehr gut, spendet er anerkennend Applaus, ohne in Euphorie auszubrechen.

Die gesamte Serie im Internet:

www.tagesspiegel.de/bundesligatest

Morgen: 1. FC Kaiserslautern

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