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Sport: Nur eine Andeutung

Holland und Argentinien spielen 0:0

Marco van Basten war in seiner Karriere der wohl beste Stürmer seiner Zeit, und vermutlich ist er nur schwer zu beeindrucken. Umso höher ist es zu bewerten, dass van Basten vor einigen Wochen bekannte: „Ich bin ein Fan von Messi.“ Am Mittwoch durfte der Bondscoach der holländischen Nationalmannschaft den knapp 19 Jahre alten Stürmer der Argentinier ausgiebig begutachten. Messi spielte gegen van Bastens Holländer von Anfang an. Seine überdurchschnittliche Begabung konnte er jedoch nur andeuten: seine Fähigkeit zur Dynamik, seine flirrenden Bewegungen und die zauberhafte Ballbehandlung. Vielleicht wollte er in seinem ersten WM- Spiel in der Anfangself einfach zu viel: sich im Mittelfeld die Bälle holen und im Sturm die Tore schießen. Beides gelang ihm nicht in einem Spiel, das die hohen Erwartungen nicht erfüllte. 0:0 trennten sich Argentinien und Holland.

Messi, der Stürmer des FC Barcelona, war einer von zehn Spielern, die neu in die Startformationen gerückt waren – je fünf bei den Argentiniern und bei den Holländern. Beide Mannschaften hatten sich mit zwei Siegen bereits vorzeitig fürs Achtelfinale qualifiziert. Das vermeintliche Highlight der gesamten WM-Vorrunde war de facto nur noch ein besseres Vorbereitungsspiel für das Achtelfinale geworden. Mit dem Unentschieden sicherten sich die Südamerikaner den Gruppensieg. Sie treffen nun auf Mexiko und wären im Viertelfinale ein möglicher Gegner der deutschen Mannschaft. Die Holländer haben es in der Runde der letzten 16 mit den Portugiesen zu tun, gegen die sie vor zwei Jahren im EM-Halbfinale scheiterten.

„Mit etwas mehr Effektivität hätten wir gewinnen können“, sagte Argentiniens Trainer José Pekerman. „Wir hatten mehr Chancen.“ Dass sein Kader auch mehr individuelle Qualität besitzt als der holländische, zeigt sich, wenn bei beiden Teams die Spieler Nummer 12 bis 16 mitspielen. Messi und sein Sturmpartner Carlos Tevez hätten bei fast jedem anderen WM- Teilnehmer einen Stammplatz, bei den Argentiniern sind sie nur Ersatz. Der Jüngere der Beiden leitete in der achten Minute die erste gute Offensivaktion der Argentinier ein. Nach Messis Pass konnte Khalid Boulahrouz Cambiasso den Ball gerade noch vom Fuß spitzeln. Der Verteidiger des Hamburger SV hätte die Argentinier nach einer halben Stunde beinahe in Führung gebracht, als er nach einem Freistoß von Juan Riquelme seinen Fuß in die Flugbahn des Balles hielt und diesen gegen den Pfosten lenkte. In dieser Phase drängten die Argentinier auf die Führung. Maxi Rodriguez verfehlte mit einem Volleyschuss knapp das Ziel. Riquelme zirkelte eine Ecke direkt aufs holländische Tor; Torhüter Edwin van der Sar lenkte den Ball über die Latte.

Die Holländer, von Fußball-Ästheten für ihr Offensivspiel verehrt, sammelten derweil vor allem nutzlosen Ballbesitz. Zur Pause führten sie in dieser Disziplin mit 57:43. Gefährlich wurde es für die Argentinier nur selten. Hollands einzige Torchance der ersten Halbzeit resultierte aus einem Fehler von Argentiniens Außenverteidiger Burdisso, der den Ball gegen Dirk Kuyt vertändelte. Dessen Schuss aufs kurze Eck wehrte Torhüter Abbondanzieri zur Ecke ab. Hollands Trainer van Basten zog seine Genugtuung nach dem Spiel auch eher aus der Tatsache, dass seine Mannschaft nicht verloren hatte. „Es ist gut, dass wir sie stoppen konnten“, sagte er.

Als die Argentinier nach der Pause weniger vehement auf Sieg spielten, konnten sich die Holländer etwas befreien. Durch Phillip Cocu (in seinem 100. Länderspiel) kamen sie sogar zu zwei weiteren gefährlichen Aktionen; trotzdem mussten die Holländer sich am Ende glücklich schätzen, mit einem Unentschieden davongekommen zu sein. Ihre letzte und einzige Niederlage gegen Argentinien liegt nun bereits 28 Jahre zurück – dummerweise haben die Holländer sie 1978 im WM-Finale kassiert.

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