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Sport: Nur kein Mitleid

Die Deutschen wollen nicht auf ein tschechisches B-Team hoffen

Die Choreographen des einen Spruchbandes werden ins Grübeln kommen. „Kommando Tante Käthe“, stand im Stadion von Porto auf ihrem Plakat zu lesen. Die Frage ist nur, wie oft sie diese Zeile bei der EM in Portugal noch zeigen können. Ist das Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Tschechen am Mittwoch schon das letzte Match? In den Boulevardzeitungen dichten sie das Spiel ohnehin schon zum Schicksalstag für Teamchef Rudi Völler um.

Schön, dass wenigstens die Tschechen Mitleid mit dem deutschen Trainer haben. Deren Coach Karel Brückner kündigte nämlich an, auf seinen Mittelfeldstar für das Spiel gegen die Deutschen verzichten zu wollen: „Pavel Nedved braucht unbedingt eine Pause“, sagte der 64-Jährige. Und es könne gut sein, dass noch weitere Spieler geschont werden.

Man kann diese frohe Kunde aber auch erniedrigend finden, hat es die deutsche Elf wirklich nötig, gegen eine tschechische B-Mannschaft zu spielen, um eine Runde weiterzukommen?

Wie dem auch sei, die Mannschaft von Rudi Völler hat zumindest mal gezeigt, dass sie schwer zu schlagen ist, bleibt die Frage: Kann sie auch gewinnen? Der letzte deutsche Sieg bei einer EM liegt acht Jahre zurück. Im Finale gewann die Mannschaft von Bundestrainer Vogts 2:1 – gegen Tschechien.

„Das wird ein ganz anderes Spiel“, sagt Rudi Völler, „gegen die Tschechen werden wir besser zurechtkommen.“ Woher er seinen Optimismus nehme, wird der Teamchef gefragt. Seine Antwort bleibt im Ungefähren: „Wir werden unsere Qualitäten besser einbringen.“ Da die Qualitäten der deutschen Mannschaft bestimmt nicht im Sturm liegen, ist damit zu rechnen, dass Völler wie gegen Holland, auf den Ein-Mann-Angriff setzt. „Wir werden aber mehr versuchen, nach vorn zu spielen“, sagt Völler, dem die Stürmerdebatte nicht sonderlich schmeckt. Schließlich rückt er mit der einzigen Wahrheit heraus: „Wir müssen versuchen, unseren Michael Ballack in eine Position zu bringen, wo er Tore schießen kann.“ Ohne den Münchner Mittelfeldspieler läuft nicht viel bei den Deutschen, und vorn im Torabschluss gleich gar nichts. Das weiß auch Oliver Kahn. „Vielleicht haben wir ja dann das Quäntchen Glück, dass ein Kopfball oder ein Freistoß reingeht“, sagt der Mannschaftskapitän.

Darauf, dass Tschechien ein besseres B-Team aufstellt, wollen sich die Deutschen nicht verlassen. Da könne man ein altes Video von der EM 2000 hervorkramen, erzählt Völler. Da hatte es die Mannschaft von Trainer Ribbeck nach zwei nicht gewonnenen Gruppenspielen im dritten noch in der Hand, weiterzukommen. Damals schickte das bereits qualifizierte Portugal seine zweite Reihe. „Da spielte ein Conceicao, der hat mal eben drei Tore gemacht“, warnt Völler. Und dann waren die Deutschen draußen.

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