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Sport: Oben ist, wo Bremen spielt

Der SV Werder schlägt Borussia Dortmund 2:0 und hält die Bayern aus München auf Abstand

Bremen. Eine Stunde vor Spielbeginn ging rund um das Bremer Weserstadion gar nichts mehr: 43 000 Zuschauer hatten sich auf den Weg gemacht, um dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund beizuwohnen. Ein ausverkauftes Stadion haben sie bei Werder normalerweise nur, wenn Bayern München kommt. Oder, wenn sich die Mannschaft anschickt, Deutscher Meister zu werden. Niemals in der Nach-Rehhagel-Ära ist der Verein so nah dran gewesen, und die gesamte Hansestadt scheint derzeit der Verlockung nicht widerstehen zu können, den ungeliebten Bayern mal wieder eine lange Nase zu zeigen.

Die Bremer Träume, am Ende dieser Spielzeit die Meisterschale empfangen zu dürfen, werden immer realistischer: Nach dem 2:0 (0:0) gegen den BVB beträgt der Vorsprung der Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf auf den Titelverteidiger aus München weiterhin sieben Punkte.

Wobei sich die Bremer in der ersten Spielhälfte schwer taten. Die Leichtigkeit, mit der Werder in der Hinrunde das gegnerische Tor bestürmt hat, ist längst verflogen, vor allem Bremens Regisseur Johan Micoud tut sich derzeit schwer, das Spiel seiner Mannschaft zu koordinieren. Bremen und Dortmund zogen im kalten Weserstadion zwar ein flottes Spiel auf, ein gutes war es jedoch nicht. Dafür fehlte beiden Mannschaften die Präzision im Passspiel. Viel Stückwerk, viel Unvermögen, viel Unsicherheit – so agieren keine Spitzenmannschaften. „Wir haben es dem Gegner leicht gemacht, weil wir die Bälle zu leicht verloren haben“, bemängelte Dortmunds Trainer Matthias Sammer. Werder wusste aus den Unzulänglichkeiten des BVB jedoch kein Kapital zu schlagen, sondern spielte den Ball meist schnurstracks zurück zum Gegner.

Nach trostloser erster Hälfte dauerte es zehn Minuten, bis Manndecker Valerien Ismael den Bann brach. Bremens Bester traf mit einem Freistoß, den der Dortmunder Guy Demel unglücklich mit dem Kopf ins eigene Tor abfälschte. Wie sehr der Spitzenreiter diesen Treffer gebraucht hatte, zeigten die Minuten danach: Die Verkrampfung löste sich, in der Folge hatte Werder seine besten Momenten. Als zehn Minuten vor dem Abpfiff auch noch Tomas Rosicky mit gebrochenem Unterarm vom Feld getragen wurde und die Dortmunder das Spiel in Unterzahl beenden musste, schlug Bremens Torjäger Ailton zu. Der 20. Saisontreffer des kleinen Brasilianers entschied ein Spiel, in dem der Meisterschaftsanwärter nicht glanzvoll, aber ungemein effizient agierte.

Werders Trainer Thomas Schaaf ist das neue Auftreten seiner Mannschaft nur recht, „wir wollten in erster Linie hinten kompakt stehen und sicher spielen“. Das ist gelungen. Werder im Jahre 2004, das bedeutet keinen Zauberfußball, sondern in erster Linie solides Handwerk. Mittelfeldakteur Thomas Ernst bewertete den Sieg über Dortmund als „entscheidenden Schritt nach vorn“. Zu null beim Gastspiel auf Schalke, zu null gegen Dortmund – Bremen kommt der Meisterschaft nicht im Hurrastil, sondern mit gesteigertem Sicherheitsdenken näher.

Was soll’s, werden sie sich an der Weser sagen. Solange der Abstand auf die Bayern bestehen bleibt, heiligt der Zweck die Mittel: „Wesentlich besser als die Dortmunder waren wir heute eigentlich nicht“, sagte Stürmer Ivan Klasnic auf dem Weg in die Kabine, „aber wir waren ein bisschen cleverer.“

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