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Durchblick behalten. Miriam Gössner kommt immer besser in Form. Foto: AFP

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Oberhof: Gössner sprintet zum Sieg

Biathletin Gössner gewinnt trotz zweier Schießfehler den Sprint von Oberhof.

Einige unter den 23 500 Zuschauern am Rennsteig hatten am Samstagnachmittag im Oberhofer Nebel komplett den Durchblick verloren. „Miri, wink’ doch mal“, riefen ein paar Männer der blonden Frau zu, die da fünf Meter vor ihren Augen fröhlich durch den Zielraum marschierte. Aber die hellen Haare, die unter der blauen Wintermütze hervorlugten, gehörten nicht Miriam Gössner, sondern ihrer Teamkollegin Nadine Horchler. Die 22-jährige Gössner, umjubelte Siegerin im Sprint über 7,5 Kilometer, kreuzte erst wenige Minuten später auf. Mit einer weißen Mütze auf dem Kopf, und mit warmen Worten für die durchnässten Zuschauer im Gepäck. „Ein riesiges Dankeschön an die Fans. Es ist unglaublich, wie die einen hier nach vorne schreien. Und heute scheint ja nicht die Sonne“, rief Gössner dem Biathlonvolk im Thüringer Wald nach ihrem zweiten Weltcupsieg in einem Einzelrennen in diesem Winter zu, was ihr trotz zweier Schießfehler gelungen war.

Weniger erfolgreich waren dagegen die deutschen Männer. Bester Starter beim Sieg des Russen Dmitri Malyschko war Arnd Peiffer als Zwölfter. Für eine echte Schrecksekunde sorgte Teamkollege Florian Graf. Weil er beim Stehendanschlag in Richtung seines Gewehrlaufes pustete, um einen Wassertropfen zu beseitigen, wurde er disqualifiziert. „Ich habe ja nicht direkt in den Lauf geschaut“, kommentierte der 24-Jährige seine lebensgefährliche Aktion. Während Graf somit gar nicht in der Verfolgung am Sonntag an den Start gehen kann, nimmt Miriam Gössner zwei Sekunden Vorsprung auf die Sprint- Zweite Tora Berger mit in ihr Rennen. Und dazu die Revanchegelüste der Führenden im Gesamtweltcup, der auch ein fehlerfreies Schießen nicht zum Sieg reichte: „Ich habe nicht unbedingt damit gerechnet, mit null Fehlern ganz oben auf dem Podium zu stehen. Aber ich dachte, es wäre leichter, das Rennen zu gewinnen“, sagte die Norwegerin verschnupft.

Gössner, die 2011 und 2012 mit der Staffel WM-Gold gewann, mangelt es einen Monat vor der Weltmeisterschaft im tschechischen Nove Mesto nicht an Selbstbewusstsein. Leicht wie eine Feder fliegt die Biathletin vom Ski Club Garmisch, die sich im vergangenen Sommer nicht weniger als zehn Kilo abtrainiert hatte, momentan durch den Winter. „Es wäre schön, wenn ich so weitermachen könnte“, sagte Gössner. Wegen ihrer starken Laufleistungen wird beim Deutschen Skiverband nun sogar überlegt, sie auch für die Langlauf-WM zu nominieren.

Ebenfalls positiv fiel Andrea Henkel in Oberhof auf – sie überraschte als Dritte. Wegen einer leichten Grippe hatte die 35-Jährige das Staffelrennen am Donnerstag noch zu Hause auf der Couch verfolgt, nun landete die Lokalmatadorin hinter Gössner und Berger plötzlich auf dem Treppchen. „Am Morgen hat sie noch gesagt: Von mir könnt ihr heute nicht allzu viel erwarten“, erzählte Bundestrainer Gerald Hönig – während Henkel selbst mit leichter Ironie sagte: „Vielleicht war es ja ganz gut, dass ich in den letzten Tagen nicht so viel trainiert habe. Üblich ist das bei mir zwar nicht – aber vielleicht mach’ ich das jetzt häufiger.“

Fehlerfrei wie Henkel schoss auch deren Teamkollegin Horchler, die als Neunte zum einen ihr bestes Saisonresultat fabrizierte. Damit zum Zweiten aber auch das krasse Leistungsgefälle bei den deutschen Frauen umriss: Denn weit abgeschlagen hinter dem Trio Gössner, Henkel und Horchler sorgten die eigentlich guten Schützinnen Franziska Hildebrand (Rang 42/zwei Fehler) und Tina Bachmann (64/fünf) für lange Gesichter bei ihren Trainern.

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