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Auf dem Wind gesegelt. Andreas Kofler gewinnt das dritte Springen der Vierschanzentournee.

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Update

Österreich ärgert Österreich: Kofler lässt Schlierenzauers Millionentraum platzen

Andreas Kofler gewinnt das dritte Springen der Vierschanzentournee in Innsbruck und macht damit die Chance von Landsmann Gregor Schlierenzauer auf eine Million Schweizer Franken Siegprämie zunichte.

Der Sieger stand auf dem Hügel am Ende des Schanzen-Auslaufs, er blickte auf ein rot-weiß-rotes Fahnenmeer, er hörte den Jubel von mehreren tausend Zuschauern, er hob seine Wollmütze und winkte mit ihr zu seinen Fans. Andreas Kofler hatte gerade in Innsbruck das dritte Springen der Vierschanzen-Tournee gewonnen (127/131,5 Meter), aber dieser Sieg war mehr. Der Österreicher hatte auf der Bergisel-Schanze zugleich den größten Traum seines Landmanns Gregor Schlierenzauer zerstört.

Der 21-Jährige Schlierenzauer hatte die ersten beiden Springen gewonnen, er wollte bei allen vier Wettbewerben triumphieren wie der Deutsche Sven Hannawald vor zehn Jahren. Aber nun beendete er das Springen in Innsbruck auf dem zweiten Platz (130,5/123 Meter). Kofler hatte Schlierenzauer damit auch die Chance genommen, den Grand Slam zu gewinnen, Symbol von vier Siegen. Mit einer Million Euro war der Grand Slam dotiert. Vor allem aber hatte Kofler bei der Windlotterie in Innsbruck das große Los gezogen. Richtig fair waren die Bedingungen im zweiten Durchgang nämlich nicht.

Kurz vor der Entscheidung im zweiten Durchgang zog eine Schneewolke über die Schanze, der Wind wechselte ständig, das Springen wurde immer wieder unterbrochen, es bestand sogar die Gefahr, dass es ohne Wertung abgebrochen werden musste. Das größte Pech bei diesen instabilen Bedingungen hatte der Japaner Daiki Ito, bis dahin im Gesamtklassement auf dem dritten Platz. Der Wind drückte ihn regelrecht nach unten, schon nach 91 Metern hatte er Bodenkontakt.

Kofler dagegen erwischte genau die Lücke, in der optimale Bedingungen herrschten. Er flog und flog, und dann reckte er immer wieder die Fäuste: 131,5 Meter. "Der Wind war oben wahnsinnig schwer einzuordnen", sagte Kofler. "Du wusstest nie, ob Du Auf- oder Rückenwind hast." Schlierenzauer war einigermaßen enttäuscht, allerdings nicht wegen des verlorenen Geldes, sondern wegen des geplatzten Traums von den vier Siegen. So sagte er es jedenfalls. "An das Geld habe ich nie gedacht", erklärte er, "ich wollte diese vier Siege. Aber es war extrem schwer heute zu springen. Mein zweiter Sprung war ja in Ordnung, aber mit der Punktzahl bin ich natürlich nicht zufrieden." Immerhin führt er das Gesamtklassement weiterhin an.

Bester Deutscher wurde Maximilian Mechler aus Isny, der mit zwei stabilen Sprüngen am Ende auf Rang sieben kam. "Es ist cool hier zu springen", sagte Mechler, der am Dienstag 28 Jahre alt wurde. "Aber es war auch schwer." Für der Allgäuer ist dieser siebte Platz ein großer Erfolg, immerhin hat er Jahre hinter sich, in denen er nicht mal für den Weltcup nominiert war. Auf dem achten Platz landete Michael Neumayer. Severin Freund vergab dagegen die Chancen, in der Gesamtwertung auf einen Podestplatz zu kommen. Der 23-Jährige erreichte nach Sprüngen auf 118,5 und 116,5 Meter nur Rang 21.

Schon nach dem ersten Sprung lag Schlierenzauer nur auf dem zweiten Platz. Er war nach 130,5 Metern gelandet, eine gute Leistung. Denn der Österreicher hatte schlechtere Bedingungen als viele seiner Konkurrenten. Als er absprang, wehte kaum Wind. Erst im letzten Drittel spürte er Aufwind, und dennoch flog Schlierenzauer sehr gut, er nutzte diesen kurzzeitigen Aufwind optimal. Und nachdem er gelandet war, trommelte sich mit den Fäusten auf die Brust. "Ein toller Sprung", sagte auch Österreichs Cheftrainer Alexander Poitner.

Doch besser als Schlierenzauer war der Pole Kamil Stoch, der gute Windverhältnisse hatte und 132,5 Meter erreichte. Damit setzte er sich auf Rang eins. Kofler dagegen hatte Pech mit dem Wind, sprang auch technisch nicht sauber und landete bereits nach 127,5 Metern. Er beendete den ersten Durchgang auf dem vierten Platz.

Bei den deutschen Springern überzeugte in diesem Durchgang Richard Freitag am meisten. Der Newcomer platzierte sich auf dem siebten Rang. Michael Neumayer belegte Platz zehn. Er hatte einen sehr weiten Flug, er landete nach 132 Metern und fast im Auslauf. Allerdings profitierte er von dem sehr starken Wind, der ihn so weit trug. Direkt nach ihm wurde denn auch konsequenterweise der Anlauf um 60 Zentimeter verkürzt. Severin Freund dagegen verpatzte seinen Versuch völlig. Er lag nach dem ersten Durchgang nur auf Rang 27. Und nachdem er sein zweiter Sprung völlig missraten war, knurrte er bloß: Schmarrn." (Tsp)

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