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Didier Drogba streift sich nach einem Spiel von Galatasaray Istanbul sein Trikot ab, der an den verstorbenen Nelson Mandela erinnernde Schriftzug "Danke, Madiba" darunter erregte Missfallen beim türkischen Verband.

© Imago

Ofsayt - die Fußballkolumne aus der Türkei: Alle trauern um Mandela - nur der türkische Verband nicht

Die Afrikaner Drogba und Eboué von Galatasaray Istanbul trauern öffentlich um den verstorbenen Nelson Mandela, doch der Fußballverband verbietet aus Angst vor der Regierung politische Botschaften auf Unterhemden.

Ein Gigant unserer Zeit hat die Bühne verlassen - die ganze Welt trauert um Nelson Mandela. Auch Sportler zollen dem früheren südafrikanischen Präsidenten Respekt. Nur in der Türkei ist das nicht überall so. Der Fußballverband des Landes, der selten eine gute Figur macht, lässt auch diesmal keine Gelegenheit aus, sich selbst und die Türkei zu blamieren

Didier Drogba und Emmanuel Eboué, zwei afrikanische Stars des amtierenden Meisters Galatasary Istanbul, drückten ihre Anerkennung für das Lebenswerk Mandelas vergangene Woche aus. Als die beiden Spieler von der Elfenbeinküste nach einem Spiel ihrer Mannschaft gegen die Elf aus dem osttürkischen Elazig ihre Trikots abstreiften, kamen Unterhemden zum Vorschein. „Danke, Madiba,“ stand auf Drogbas Hemd, „Rest in Peace, Nelso Mandela“ auf dem von Eboué.

An sich harmlos, sollte man meinen. Doch der Disziplinarausschuss PDFK des türkischen Fußballverbandes kennt kein Pardon. Politische Botschaften sollen aus den Stadien herausgehalten werden – insbesondere seit den regierungsfeindlichen Unruhen vom Sommer, die von vielen Fans der großen Vereine unterstützt worden waren. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hört es überhaupt nicht gerne, wenn in den Stadien Parolen der Protestbewegung gerufen werden. Der Verband will Streit mit der Regierung vermeiden und geht gegen alles vor, was irgendwie als politische Botschaft verstanden werden kann, auch wenn diese Haltung wie im Fall Mandela absurd anmutende Folgen hat.

Selbst Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk ist nicht vor dem PDFK sicher. So muss sich der Zweitligist Fethiyespor vor dem Ausschuss verantworten, weil seine Spieler vor einem kürzlichen Pokalspiel Hemden mit der Aufschrift „Großer Atatürk“ trugen. Religiöse, politische und persönliche Botschaften von Spielern seien in den Stadien nach internationalen Richtlinien nun einmal verboten, ließ der Verband verlauten.

Vielleicht hätten die Verbandsfunktionäre einmal über die Landesgrenzen hinaus schauen sollen. Selbst die FIFA legte bei der WM-Auslosung am Wochenende ein kurzes Gedenken für Mandela ein. In England wurde der verstorbene Staatsmann mit einen einminütigen Applaus in den Fußballstadien gewürdigt – in der Türkei dagegen soll das Gedenken an Mandela geahndet werden. In der Presse ist von Geldstrafen von jeweils umgerechnet rund 3600 Euro für Drogba und Eboué die Rede.

Drogba will sich nicht einschüchtern lassen. „Ich würde es wieder und wieder tun“, erklärte er. Das habe nichts mit Politik zu tun. „Mandela war wichtig für mich, sein Land, einen ganzen Kontinent und die Welt.“ In der Presse wird spekuliert, Drogba und Eboué könnten auch nach der Begegnung von Galatasaray und Juventus Turin in der Champions League heute abend ihre Bewunderung für Mandela aufs Spielfeld tragen. Der PDFK wird sicher genau hinschauen.

Unübersehbar für alle war die Reaktion von Galatasaray auf das Einschreiten des Fußballverbandes gegen Drogba und Eboué: Vor dem Spiel gegen Juventus ließ die Vereinsführung des Istanbuler Clubs heute am Heimstadion ihrer Mannschaft ein großes Mandela-Plakat anbringen..

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