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Niederschlagswahrscheinlichkeit in Kasimpasa: 100 Prozent.

© Imago

"Ofsayt" - Die Fußballkolumne aus der Türkei: Enger Fankontakt auf dem Spielfeld

Vor einigen Wochen fielen Besiktas-Fans dadurch auf, dass sie den Platz beim Derby gegen Galatasaray stürmten. Gegen Kasimpasa rannte erneut ein Anhänger aufs Feld und schlug Besiktas-Spieler Fernandes nieder - warum?

Der Istanbuler Club Besiktas erlebt eine außergewöhnliche Saison. Sportlich läuft es für den Viertplatzierten nicht allzu schlecht, doch die Spiele des Traditionsvereines nehmen hin und wieder eine recht bizarre Wendung. Vor einigen Wochen stürmten Besiktas-Fans bei einem Derby gegen Meister Galatasaray das Feld. Enger Fankontakt auf dem Rasen sorgte auch am vergangenen Wochenende wieder für Aufregung, als Besiktas beim Istanbuler Verein Kasimpasa zu Gast war. Kasimpasa ist ein als Schlägerviertel bekannter Istanbuler Stadtteil und die Heimat von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, nach dem auch das Stadion von Kasimpasa benannt ist.

Dass in Kasimpasa raue Sitten herrschen, ist bekannt in Istanbul. Doch was sich in der 80. Minute der Begegnung im Recep-Tayyip-Erdogan-Stadion abspielte, war selbst für die streitlustigen Leute aus Kasimpasa ungewöhnlich. Beim Stand von 2:1 für Kasimpasa rannte plötzlich ein Mann aus den Zuschauerrängen aufs Spielfeld und schlug Manuel Fernandes nieder, einen portugiesischen Mittelfeldspieler von Besiktas, der in letzter Zeit vor allem mit seinem sehr aktiven Nachtleben von sich reden machte.

Fernandes ging zu Boden, während der Angreifer, in türkischen Medien als der 37-jährige Besiktas-Fan Mustafa Özer identifiziert, von den Besiktas-Spielern Hugo Almeida und Ramon Motta in die Mangel genommen wurde. Beide Akteure wurden anschließend vom Schiedsrichter vom Platz gestellt, Özer wurde abgeführt.

Warum attackiert ein Fan einen Spieler der eigenen Mannschaft? Bei Özer war angeblich eine Beleidigung durch Fernandes der Grund. Dieser habe bei einem Eckball in Richtung der Besiktas-Fans gespuckt und die englischsprachige Verwünschung "F..k you" ausgestoßen, sagte Özer im Polizeiverhör. Nach einigen Medienberichten soll Fernandes den Anhängern zudem den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt haben.

Nach dem Angriff des Fans wollte Fernandes das Spielfeld sofort verlassen, wurde von Trainer Slaven Bilic aber daran gehindert. Doch offenbar hat der Portugiese inzwischen beschlossen, sein Gastspiel bei Besiktas nach zwei Jahren zu beenden. "Ich spiele nicht mehr in der Türkei", wurde Fernandes von mehreren Medien zitiert. "Die Fans mögen mich nicht."

Unabhängig vom Fall Fernandes müssen sich die Verantwortlichen in den türkischen Fußballstadien fragen lassen, wieso es aufgebrachten Fans immer wieder gelingen kann, auf den Rasen zu stürmen und Begegnungen der höchsten Spielklasse zu sabotieren. Der Fernandes-Feind Özer hatte offenbar keine größeren Schwierigkeiten, aufs Feld zu kommen - warum er von den Ordnern nicht aufgehalten wurde, ist nach wie vor unklar.

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