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Schiedsrichter Yunus Yildirim stand bei Spiel zwischen Sivasspor und Fenerbahce im Mittelpunkt - auch noch lange nach Ablauf der 90 Minuten.

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Ofsayt - die Fußballkolumne aus der Türkei: Macht ein Schiedsrichter die Liga wieder spannend?

Eigentlich schien die Meisterschaft in der Türkei schon entschieden. Doch inzwischen ist es wieder enger geworden an der Tabellenspitze. Und das liegt nach Ansicht von Tabellenführer Fenerbahce nicht nur an der eigenen Formschwäche.

Noch vor wenigen Wochen schien die türkische Fußballsaison so gut wie gelaufen zu sein. Fenerbahce Istanbul führte in der Tabelle mit zeitweise elf Punkten Vorsprung, während Lokalrivale Galatasaray nicht so richtig in die Gänge kam. Doch plötzlich ist alles anders. Seit dem vergangenen Wochenende ist die Meisterschaft wieder völlig offen, der Vorsprung von Fenerbahce ist auf vier Punkte zusammengeschmolzen. Das liegt nicht nur an der Auswärtsschwäche von Fenerbahce. Bei der 0:2-Niederlage der Istanbuler im ostanatolischen Sivas am Wochenende spielte der Schiedsrichter eine Hauptrolle. 

Schon vor dem Spiel in Sivas fühlte sich Fenerbahce als Opfer einer finsteren Verschwörung. Klubpräsident Aziz Yildirim ist wegen Spielmanipulationen verurteilt – er soll Fenerbahce den Meistertitel der Saison 2010/11 regelrecht gekauft und damals unter anderem für Unregelmäßigkeiten bei einem Auswärtsspiel in Sivas gesorgt haben. Doch Yildirim erkennt das kürzlich bestätigte Urteil nicht an und sieht ein politisch motiviertes Komplott zur Zerschlagung seines Vereins, der einst auch der Lieblingsklub von Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk war. 

Alles, was schlecht läuft für Fenerbahce, wird von Yildirim und vielen Fans dieser angeblichen Verschwörung zugeschrieben. Am Wochenende konnten sie sich bestätigt fühlen. In der zehnten Minute der Begegnung bei Sivasspor übersah der Schiedsrichter, Yildirims Namensvetter Yunus Yildirim, das klare Handspiel eines Sivas-Verteidigers im Strafraum. Sogar der Übeltäter Kadir Bekmezci selbst sprach hinterher von einem klaren Strafstoß. Es sei zwar ein unbeabsichtigter Reflex gewesen, aber dennoch Handspiel, sagte er. Nur wenige Minuten später stellte Schiedsrichter Yildirim einen Fenerbahce-Spieler wegen Meckerei vom Platz. In Unterzahl kassierte Fenerbahce in der zweiten Halbzeit zwei Treffer. 

Fenerbahce-Präsident Yildirim wurde in Sivas als "Schieber" beschimpft

Fenerbahce-Chef Yildirim war außer sich. So wütend und potenziell aggressiv muss er gewirkt haben, dass die Schiedsrichter sicherheitshalber die Polizei zu Hilfe holten, als sie den Vereinspräsidenten in der Halbzeit sahen. 

Dieser war schon vor den Schiri-Fehlern nicht allerbester Laune gewesen, weil er von Sivas-Fans als Schieber beschimpft worden war. Die Ereignisse auf dem Spielfeld gaben ihm den Rest. „Die Schiedsrichter machen das immer in unseren Spielen“, schimpfte er nach der Partie. Noch einmal werde er solche Fehler „nicht verzeihen“. Den Fußballverband rief er auf, schlechte Schiedsrichter aus dem Verkehr zu ziehen. Schiedsrichter Yildirim soll nach Presseberichten nun für mehrere Wochen pausieren. 

Auch im Fußball ist des einen Leid des anderen Freud. Die Spieler von Galatasaray Istanbul glauben laut Presseberichten jetzt wieder an die Verteidigung des Titels in dieser Saison. Trainer Roberto Mancini rief die Profis demnach bereits auf, sie sollten ihre Arbeit tun und nicht über Punkte-Abstände zu Fenerbahce nachdenken. Entscheidende Bedeutung für die Meisterschaft könnte das direkte Aufeinandertreffen beider Mannschaften im Galatasaray-Stadion im April haben.

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