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Vom Jäger zum Gejagten. Sebastian Vettel fuhr in Yeongam einen ungefährdeten Sieg ein und führt nun auch in der WM-Wertung. Foto: dpa

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Sport: Oh, wie schön ist Asien

Sebastian Vettel gewinnt in Südkorea sein drittes Formel-1-Rennen in Folge und übernimmt erstmals in dieser Saison die WM-Führung – Michael Schumacher ist nach Rang 13 enttäuscht.

Der Jubel beim Red-Bull-Team war groß in der Dämmerung von Yeongam. Es war schließlich auch schon fast ein Jahr her, dass Sebastian Vettel an der Spitze der WM-Wertung stand – 2011 beim letzten Saisonrennen in Brasilien. In diesem Jahr hatte er es bisher nicht geschafft, doch mit seinem vierten Saisonsieg eroberte er in Korea erstmals die WM-Führung. Vettel liegt nun sechs Punkte vor seinem größten Rivalen Fernando Alonso. Der Spanier belegte beim Red-Bull-Doppelsieg von Vettel und dessen Teamkollegen Mark Webber zwar Rang drei, aber seine Miene ließ ahnen, was er dachte: Dass es für ihn nun äußerst schwer werden dürfte, den Vettel-Express, der in Asien mit 75 Punkten aus drei Rennen so richtig ins Rollen gekommen ist, noch einmal zu stoppen.

Nach seinem dritten Sieg hintereinander steuert Vettel nun auch auf seinen dritten WM-Titel in Folge zu. „Das war ein fantastisches Rennen für mich“, sagte er erfreut. Ein großes Kompliment richtete er an sein Team: „Zwischen Japan und Korea war kaum Zeit. Aber die Jungs haben jede Nacht hart gearbeitet und deshalb sind wir jetzt vorn.“ Er versprach seinen emsigen Mitarbeitern zur Belohnung: „Wir werden heute noch was trinken zusammen.“ Neben ihm stand für Red Bull der Mann auf dem Siegerpodest, dem Vettel sicherlich einen Teil der neuen Erfolgsserie zu verdanken hat: Stardesigner Adrian Newey, der den Red Bull wieder zum schnellsten Auto im Feld gemacht hat.

Der entscheidende Moment für Vettel war bereits der Start. In der Qualifikation hatte er die Poleposition um 74 Tausendstelsekunden an Webber verloren, auf dem ersten Rennkilometer stellte er die Verhältnisse aber sofort wieder klar. Auf dem Weg in die dritte Kurve lieferten sich die beiden Red Bulls ein Rad-an-Rad-Duell, das der Heppenheimer für sich entschied. Danach fuhr er Webber auf und davon.

Ein bisschen kritisch hätte es noch einmal in der Endphase werden können. Vettel: „Wir hatten wegen der Reifen etwas Sorge.“ Das teilte das Team seinem Fahrer über Funk auch mehr als einmal ziemlich deutlich mit. Der Weltmeister selbst hatte dagegen nicht das Gefühl, dass die Situation so dramatisch gewesen war: „Die Reifen haben sich im letzten Abschnitt gut angefühlt und nicht so, als wären sie auf den letzten zwei, drei Runden eine Katastrophe gewesen.“ Trotz seiner WM-Führung bleibt Vettel vor dem nächsten Rennen in Indien Ende Oktober aber konzentriert: „Es liegen noch einige Aufgaben vor uns, und es kann noch viel passieren.“

Freuen konnte sich auch Nico Hülkenberg, der als Sechster ein sehr starkes Rennen fuhr. Sein Glanzstück: Ein Überholmanöver, bei dem er Lewis Hamilton (McLaren) und Romain Grosjean (Lotus) gleichzeitig stehen ließ. „Da habe ich gejubelt, als hätte ich das Rennen gewonnen“, sagte der Force-India-Pilot. Mit dem Manöver empfahl er sich noch einmal für das Sauber-Team, das ihn wohl nach der Saison verpflichten wird.

Ein Wochenende zum Vergessen erlebten dagegen Mercedes und McLaren. Beide Rennställe verloren bereits am Start ein Auto. Nico Rosberg und Jenson Button fielen dem Übereifer von Kamui Kobayashi im Sauber zum Opfer, der beide von der Strecke räumte. „Das macht so keinen Spaß“, sagte Rosberg. „Man ist mittendrin und dann wird man abgeschossen. Das ist jetzt schon das zweite Mal.“ Der als Crashpilot verschriene Grosjean, der am Ende Siebter wurde, sei diesmal zwar wirklich „sehr vorsichtig gefahren“, sagte Rosberg. „Das habe ich gesehen, der war vor mir. Aber es gibt immer noch eine Handvoll Fahrer, die zu extrem und über dem Limit fahren.“

Lewis Hamilton im zweiten McLaren wurde nach Radaufhängungsproblemen nur Zehnter und muss damit alle Titelhoffnungen wohl endgültig begraben. Michael Schumacher landete im fünftletzten Formel-1-Rennen seiner Karriere gar nur auf Rang 13 und musste nüchtern feststellen: „Wir haben es über die gesamte Renndistanz nicht hingekriegt, die Reifen anständig ans Arbeiten zu bekommen.“

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