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Sport: Ohne Bonus

Horst Köhler wirbt vor Schülern für Afrika und sich

Berlin - Das schwarze Brett des Oberstufenzentrums Lotis in Berlin-Tiergarten hat am Freitagmorgen für die Schüler etwas anderes zu bieten als Unterrichtsausfall oder Projekt-AGs. „Heute: Veranstaltung mit Bundespräsident Horst Köhler“, steht dort mit schwarzem Filzstift auf weißem Papier geschrieben. Der Name ist zur Sicherheit noch rot unterstrichen.

Köhler setzt sich seit Jahren für Afrika ein, unter anderem als Schirmherr der Kampagne „Gemeinsam für Afrika“. Doch zwei Wochen vor Beginn der WM in Südafrika redet Köhler in der Aula vor allem über Fußball. Und darüber, dass die Afrikaner zumindest dort gar keine Hilfe nötig haben. „Sie brauchen im Turnier keinen Afrikabonus, um zu gewinnen“, sagt der 67-Jährige. Ähnlich wie Südafrika in der Wirtschaft hätten die afrikanischen Länder im Sport längst Anschluss an die Weltspitze gefunden. „Sie sind keine Underdogs mehr und ich hoffe auf ein Finale, in dem Deutschland gegen ein afrikanisches Land spielt“, sagt Köhler. Als er erzählt, dass er für das deutsche Team sein wird, applaudieren die anwesenden 150 Schüler.

Die Veranstaltung ist straff organisiert. Erst rappt der 17-jährige Weddinger Schüler mit dem Künstlerkürzel A.K.B. sein Pro-Afrika-Lied „Jede Stimme zählt“. Danach werden Initiativen vorgestellt, die in Afrika Turniere für Kinder veranstalten und nach Spielschluss über die Gefahren von Aids aufklären. Eine Botschaft zumindest soll ankommen: Für den inneren Zusammenhalt der afrikanischen Staaten ist die Fußball-WM enorm wichtig. „In den Nationalteams spielen Volksstämme zusammen, die sich früher bekriegt haben, etwa in der Elfenbeinküste“, sagt Köhler. Der Bundespräsident warnt dennoch vor überhöhten Erwartungen. „Die WM ist kein Patentrezept, um alle Probleme Afrikas zu lösen“, sagt er, und appelliert, man dürfe die Veranstaltung nicht für Hilfszwecke verfälschen. „Die Deutschen sollen sich erst mal an den Spielen erfreuen und die Chance wahrnehmen, andere Seiten Afrikas kennenzulernen.“

Die Chance, eine andere Seite Horst Köhlers kennenzulernen, gibt es an diesem Freitag in der Schulaula nicht. Gerade erst hatte er bei einem Afghanistanbesuch militärische Einsätze mit wirtschaftlichen Interessen gerechtfertigt und sich danach korrigieren müssen. Seitdem steht er heftig in der Kritik. Bei der durchchoreografierten Veranstaltung fällt dazu kein Wort. Dafür wird er am Ende des Programms an eine Torwand gebeten, die Schüler aus Hölzern zusammengezimmert haben. Horst Köhler setzt beide Schüsse daneben.

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